Vorsicht, Rotationsgefahr! Nun fliegt auch Jupps Liebling

München - Diese Variante verblüffte. Nicht nur Toni Kroos. Er war es, der diesmal draußen bleiben musste. Die Frage „Müller oder Robben?“ vor dem Spiel gegen Schalke löste Trainer Jupp Heynckes mit der Antwort: weder noch! Kroos muss raus. Ausgerechnet sein Lieblingsspieler.
Eine riskante und zugleich aussagekräftige Entscheidung. Damit wollte Heynckes dem Rest der Mannschaft zeigen. Es kann Arjen Robben treffen (Stuttgart, Lautern, Freiburg). Es kann Müller treffen (Basel). Aber eben auch Kroos. Alle sind gleich. Eine Rochade im Sinne des Hausfriedens, der Atmosphäre im Kader. Die Sache ging auf. 2:0 gewonnen. Alles richtig gemacht.
Luiz Gustavo kehrte für Tymoshchuk ins Team zurück, gab den Abräumer neben David Alaba, der den Kroos auf der Sechserposition gab. Und den Zehner Kroos – das ist seine Lieblingsposition – machte diesmal Thomas Müller, der diese Rolle ja eher als hängender Lückensucher-Stürmer ausfüllt. Mit Robben (rechts) und Ribéry (links) wechselte er immer wieder die Positionen. Das einzige Manko der Bayern: Sie ließen mehrere hochkarätige Chancen aus. „Vor dem Tor waren wir nicht so ruhig und clever wie gewohnt.“ Besonders Mario Gomez vorne drin fand überhaupt nicht ins Spiel. Weil ihm Kroos als Zuspieler fehlte?
Das letzte Mal, dass der 22-Jährige ohne Verletzung bei einem Bayern-Spiel (zunächst) von draußen zuschauen musste, war Ende August. Beim 4:0 in Lautern hatte Heynckes auf den Mann verzichtet, den er über eineinhalb Jahre in Leverkusen zum Weltklassespieler geformt hatte. Mit hängendem Kopf schlich Kroos am Sonntagnachmittag vom Warmmachen zurück zur Bank, an seiner Seite Nils Petersen und Talent Emre Can, die ebenfalls nicht eingewechselt wurden. Tymoshchuk dagegen durfte am Ende noch ein paar Minuten mitwirken.
Vom erklärten Liebling zum (Bauern-)Opfer? Für Kroos Grund, frustriert zu sein? „Nein, das ist schon okay“, sagte er zur AZ: „Aber generell bin ich ein Spieler, der immer spielen will.“ Sagt jeder, klar. Doch wenn die Entscheidung kommuniziert wird, ist es halb so schlimm. Kroos: „Der Trainer hat es mir erklärt, ganz sachlich. Wir haben darüber gesprochen – und fertig.“ Überraschend viel Verständnis. „Vielleicht war es mit Weitblick, weil wir viele Spiele hatten und noch viele Spiele kommen“, meinte Kroos, „daher ist es keine falsche Maßnahme, wenn man mal ein Spiel Pause hat oder zwei. Aber grundsätzlich will ich immer spielen, das hätte ich auch gerne gegen Schalke, keine Frage.“
Doch so spricht einer, der viel von sich hält. „Natürlich weiß ich, dass ich die ganze Saison über gezeigt habe, wie wichtig ich auf dieser Position (die Spielmacher-Rolle, d.Red.) bin und dass ich da unheimlich viele gute Spiele gemacht habe. Ich will demnächst dort weiterzumachen, wo ich aufgehört habe.“
Und nächsten Samstag – in Leverkusen? Wen lässt Heynckes dann draußen? Wieder Kroos? Damit will er sich nicht beschäftigen. Erst steht die Reise nach Bremen an, zum Test-Länderspiel am Mittwoch gegen Frankreich. Da Bastian Schweinsteiger verletzt fehlt, wird er neben Sami Khedira den Sechser hinter Mesut Özil geben. „Ich habe auch von Anfang an gespielt, wenn alle da waren“, sagte er, „ich bin grundsätzlich fit.“
Auch Joachim Löw, der Bundestrainer, hält viel von Kroos. Grundsätzlich.