Druck, Druck, Druck! Benfica wird zum Vor-Finale dahoam für FC Bayern

München - Wer ganz gelassen betont, es stünde nichts Besonderes an und sei doch alles wie immer, der bewirkt beim Zuhörer meist das Gegenteil. "Es ist überhaupt nichts anderes als sonst auch", sagte Kapitän Manuel Neuer über das anstehende Champions-League-Duell mit Benfica Lissabon am Mittwochabend (21 Uhr, DAZN) in der Allianz Arena.
Ein spezielles Spiel? Eine knifflige Ausgangslage? Gar Druck? Dieses böse Fünf-Buchstaben-Wort, das einst Oliver Kahn, der bayerische Druckinator, so aussprach, als wolle er es vor Anpfiff zwischen seinen Zähnen zermalmen.
Aber ja! Nach dem Fehlstart in der Königsklasse durch die Pleiten bei Aston Villa (0:1) und beim FC Barcelona (1:4) belegen die Bayern mit nur drei Punkten aus drei Spielen Rang 23 in der neuen Tabelle zum Ausklappen, der Champions-League-Gruppenphase mit 36 Teams.
In Spiel vier des Rekordmeisters (aber nicht amtierenden Meisters!) gegen Portugals Rekordmeister mit 38 Titeln (ebenso nicht amtierend!) "haben wir ein Stück weit Druck", sagte Bayerns Sportvorstand Max Eberl. Auch nett: ein Stück weit. Also: eine Menge!
Kompany vor Benfica: "Fakt ist, dass bei FC Bayern München in jedem Spiel Druck da ist"
Was Neuer, Mister Cool der Münchner, ein ganz anders geschnitzter Druckinator, so ausdrückte: "Wenn du das Trikot des FC Bayern trägst, hast du diesen Druck immer." Der 38-Jährige seit seiner Ankunft 2011. Kaum einer kennt dieses spezielle Feeling besser als ein Torwart.

"Fakt ist, dass bei Bayern in jedem Spiel Druck da ist." Sprach Vincent Kompany, der erst ab Juli die Bayern-DNA vor Ort an der Säbener Straße kennenlernte, gelassen aus. Auch er ist 38 Jahre, in Trainerjahren wohl schon etwas älter. "Mein Fokus ist nicht auf dem Druck, sondern auf dem Spiel", meinte der Belgier. Er weiß: "Du musst bei Bayern immer versuchen, zu gewinnen."
Nach 14 Pflichtspielen steht der Kompany-Ticker bei zehn Siegen, zwei Unentschieden (1:1 gegen Leverkusen, 3:3 in Frankfurt) und zwei Niederlagen ‒ eben jenen in der Champions League, welche die Bayern in die aktuelle Ausgangslage gebracht haben.
Kompany rechnet vor: "Sechs reichen, um in die Top Acht zu kommen"
Mindestens 13 Punkte aus fünf Spielen, also vier Siege und ein Remis, bräuchten die Münchner, um sich ‒ so Hochrechnungen des Datendienstleisters Opta mit 50.000 Simulationen ‒ als eines der besten acht Teams direkt fürs Achtelfinale zu qualifizieren.
Landet man Ende Januar in der Endabrechnung zwischen Platz neun und 24, muss man in die Playoff-Runde, das Sechzehntel-Finale, und hat zwei unliebsame, zusätzliche Partien im Februar. Lediglich sechs Punkte reichen ziemlich sicher für die Playoffs.
Weiß auch Kompany, der sich am Dienstagnachmittag an der Säbener Straße als Mathematiker bewies. Obacht, mag sich Ottmar Hitzfeld denken! Das neue Format bringe "mehr Dramatik rein", sagte Kompany, der seine Zielsetzung so formulierte:
"Drei Siege insgesamt reichen für die Playoffs. Sechs, um in die Top Acht zu kommen. Natürlich ist mein Ziel, unter die ersten Acht zu kommen. Wir haben ein Spiel gewonnen (furios mit 9:2 gegen Dinamo Zagreb, d.Red.) und noch fünf Spiele ‒ also ist klar, was wir in den übrigen Spielen brauchen."
Eine Siegesserie. Die weiteren Königsklassen-Gegner heißen Paris Saint-Germain (zu Hause), Schachtar Donezk (auswärts, gespielt wird wegen des Krieges in der Ukraine in Gelsenkirchen), Feyenoord Rotterdam (auswärts) und Slovan Bratislava (zu Hause).
Palhinha stellt klar: "Das ist ein Finale für uns!"
Für Routinier Thomas Müller "müssen jetzt einfach Punkte her. Wir wollen alle Punkte holen." Angefangen mit dem Mittwoch-Match. João Palhinha, als früherer Profi bei Benficas Stadtrivale Sporting Lissabon besonders motiviert, meinte: "Das ist ein Finale für uns! Wir müssen in der Champions League zurück auf die Siegerstraße finden."

Einer spricht es aus! Da ist das Ding: Druck! Druck! Druck! Also wird Benfica zum Vor-Finale dahoam. Richten sollen es am Mittwoch Tormaschine Harry Kane und Kreativkopf Jamal Musiala ‒ gemeinsam erzielten sie in den letzten drei Spielen sieben Treffer.
Schließlich will der FC Bayern am 31. Mai 2025 das Endspiel in der Allianz Arena erreichen, sein mögliches zweites Finale dahoam.