Vor Duell mit FC Bayern: Eintracht-Fan und Metal-Sänger Andreas Geremia im AZ-Interview

Eintracht-Fan und Metal-Sänger Andreas Geremia spricht im AZ-Interview über die Rückkehr von Kovac, Vergleiche mit Helene Fischer und den "Stern des Südens". Er sagt: "Das erzeugt keine Gänsehaut."
Interview: Florian Kinast |
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"Der Fußball der Eintracht ist unter Hütter schöner anzuschauen als unter Kovac", sagt Andreas Geremia.
dpa "Der Fußball der Eintracht ist unter Hütter schöner anzuschauen als unter Kovac", sagt Andreas Geremia.

Andreas Geremia (51) ist Sänger der Frankfurter Metal-Band Tankard, die vor dem Pokalfinale Frankfurt gegen den FC Bayern die Eintracht-Hymne spielte.

AZ: Herr Geremia, am Samstag...
ANDREAS GEREMIA: Sorry, aber können wir uns bitte duzen? Ich bin der Gerre.

Florian, angenehm. Gerre, am Samstag kehrt Niko Kovac nach Frankfurt zurück. Singt ihr ihm ein schönes Willkommens-Ständchen?
ein, garantiert nicht. Die Begleitumstände seines Abschieds waren ja alles andere als glücklich. Ein Angebot vom FC Bayern anzunehmen, hätte ihm an sich niemand übelgenommen. Aber sich wie damals vor die Presse zu stellen und ernsthaft zu sagen, er habe erst an dem Tag einen Anruf von den Bayern bekommen, das war natürlich totaler Quark. Aber nachzukarten bringt ja nix.

Geremia: "Der Herr Hütter scheint einiges richtig zu machen"

Zumal es mit der Eintracht ja im Jahr eins nach Kovac auch recht ordentlich läuft.
Da waren alle skeptisch. Wir haben uns gefragt: Wer ist Adi Hütter? Was soll das? Dazu der Kader: ein zusammengewürfelter Haufen aus 178 Nationen. Dann die ersten miserablen Testspiele, das Nullfünf im Supercup gegen Bayern, das Pokal-Aus in Ulm: Da habe ich mich auf gnadenlosen Abstiegskampf eingestellt. Und jetzt spielen wir so einen tollen Fußball. Der Herr Hütter scheint einiges richtig zu machen. Nur hinten sind wir etwas anfällig.

Dafür hat die Mannschaft eine spektakuläre Offensive.
Kann man sagen. Jovic, Rebic, Haller: Das rockt – so richtig. Der Fußball der Eintracht ist unter Hütter schöner anzuschauen als unter Kovac. Ich bin auch überzeugt, dass das ein Offensiv-Spektakel wird am Samstag. Zieht euch warm an, liebe Bayern, ich tippe mal, wir gewinnen 6:5. Ohne Elferschießen.

Das Problem ist: Je erfolgreicher die Eintracht spielt, desto größer werden die Begehrlichkeiten großer Klubs, euch die besten Spieler wegzukaufen.
ch weiß nicht, ob sich die Spieler einen Gefallen tun, wenn sie wechseln. Schau dir mal alle die an, die nach der letzten Saison aus Frankfurt weg sind. Marius Wolf sitzt in Dortmund nur auf der Tribüne und hat in der Saison erst ein Tor gemacht, natürlich gegen uns. Hradecky dümpelt mit Leverkusen im Mittelfeld rum. Und Mascarell kämpft in Schalke gegen den Abstieg. Vielleicht sollten die Jungs nicht immer das Geld im Auge haben.

Geremia: "Als Gegner im Finale wünsche ich mir Celtic Glasgow"

Kann sich Frankfurt langfristig in der Spitze etablieren?
Ich bin seit 1975 Eintracht-Fan und leidgeprüft. Ich habe zu viel erlebt, als dass ich jetzt euphorisch rausposaunen würde, wir spielen die nächsten fünf Jahre in Europa. Abgesehen davon, dass dies mit den Auswärtsfahrten, wie heißt das so schön, auch nicht unbedingt für jeden Fan finanziell darstellbar ist. Ich bin gerade dabei, die Reise in die Ukraine zu organisieren, weil wir ja gegen Donzek spielen müssen. Sehr undankbares Los, sportlich wie auch für uns als Fans.

Welcher Gegner wäre dir am liebsten gewesen?
Malmö. Mit der Band war ich ein paar Mal in Schweden. Entspanntes Land. Hätte mir gefallen. Als Gegner im Finale wünsche ich mir Celtic Glasgow.

Singt ihr dann auch vor dem Endspiel in Baku wie zuletzt beim DFB-Pokalfinale in Berlin live im Stadion?
ürden wir sehr gern machen, wird die Uefa aber wohl nicht erlauben. In Berlin haben wir vor dem Pokalendspiel schon dreimal performt, 2006 das erste Mal gegen Bayern, 2017 gegen Dortmund, beide Male hat die Eintracht danach verloren. Wäre es in diesem Jahr nach unserem Auftritt wieder schiefgegangen, hätten sie uns sicher nie mehr eingeladen.

Geremia: "Man muss schon bei den Wurzeln bleiben" 

Immerhin durftet Ihr 2018 wieder auftreten, anders als Helene Fischer, die mit ihrer Halbzeit-Show im Vorjahr für große Debatten sorgte.
Ich fand das auch völlig daneben. Dazu, dass wir wieder spielen durften und Helene Fischer nicht, kann ich nur sagen: Qualität setzt sich eben durch. Die Fans haben damals eher den DFB ausgepfiffen als die Frau Fischer. Der Fußball darf nicht wie in Amerika zu einer Super-Bowl-Show verkommen. In Frankfurt hatten wir in den Neunzigern mal Cheerleader vor den Heimspielen: Das war auch so ein absurder Schwachsinn. Haben sie zum Glück wieder abgeschafft.

Man spürt gerade eine gewisse Entfremdung zwischen der Fan-Szene und dem überkommerzialisierten Fußball.
Das Rad ist schon überdreht, und wenn es sich weiterdreht, wird es sich hoffentlich wieder auf ein gesundes Maß zurückreduzieren. Ich hoffe nicht, dass wir englische Verhältnisse bekommen, dass sich nur noch betuchte Leute einen Stadionbesuch leisten können und Stimmung herrscht wie bei einem Theaterstück. Man muss schon bei den Wurzeln bleiben. Aber was weiß ich, was in 15, 20 Jahren ist? Wenn die 18 Bundesliga-Klubs 18 verschiedenen Scheichs gehören, dann ist das nicht mehr meine Welt.

Nochmal zurück zur Musik. Mal abgesehen von eurer Eintracht-Hymne: Welches Vereinslied erzeugt denn bei Thrash-Metal-Gerre sonst Gänsehaut?
Gar keins. Euer "Stern des Südens"? Nicht wirklich. Total uninspirierend ist es, wenn irgendwo "You’ll Never Walk Alone" läuft, ist ja schließlich die Hymne vom FC Liverpool. Ganz schön finde ich Köln: "Mir stonn zu Dir, FC Kölle." 

Geremia: Auf Wiedersehen im Münchner Feierwerk

Und der HSV etwa?
"Hamburg, meine Perle"? Ach nee. Da wird der Lotto King Karl mit dem Kran hochgefahren. Für uns wär das nix. Wir haben erfolgreich in all den Jahren die vielen Anfragen abgelehnt. Würden wir das "Schwarz-Weiß wie Schnee" vor jedem Heimspiel singen, wär's irgendwann ausgelutscht. Nee, wir singen wieder bei unserem nächsten Pokalfinale in 30 Jahren, wenn wir uns auf Rollatoren über die Tartanbahn schieben. Übrigens muss ich noch eines loswerden: Wir spielen am 29. Dezember bei euch im Feierwerk. Geiler Laden, super witzig. Das wird eine coole Party. Immer wieder sehr nett in eurer Stadt.

Der übernächste Besuch steht am 18. Mai 2019 an, richtig?
Aber klar. 34. Spieltag, das Rückspiel, die Eintracht bei den Bayern. Auf eines bin ich dann ja sehr gespannt.

Nämlich?
Welche der beiden Mannschaften dann die Meisterschale überreicht bekommt.

Lesen Sie hier: FC Bayern - Von wegen Urlaubsmodus

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