Vor diesem Richter muss Hoeneß zittern
München - Das Warten auf Uli Hoeneß hat schon am Sonntag begonnen. Seitdem parken Übertragungswagen vor dem Gerichtsgebäude in der Prielmayerstraße, Ton- und Bildtechniker nehmen ihre Arbeit auf. 454 Journalisten werden erwartet. Nur 49 haben einen Platz im Verhandlungssaal 134. 150 Polizisten warten auf ihren Einsatz zum Auftakt eines der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse.
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Richter Rupert Heindl (47) wird das Verfahren leiten. Wer ist der Mann vor dem der FC-Bayern-Präsident wegen 3,2 Millionen hinterzogener Steuergelder zittern muss?
Heindl ist Chef der 5. Wirtschaftsstrafkammer beim Landgericht München II. In den letzten Wochen hat der sonst so souveräne Top-Jurist etwas angespannt gewirkt. Einen Fotografen brüllte er nieder, als der ihn um ein Foto gebeten hat. Sobald Heindl in den Gerichtsfluren eine Kamera sieht, wird er laut: „Lassen Sie das!“ Dann eilt er davon. Auch wenn Heindl nicht im Rampenlicht stehen mag, kann er die Öffentlichkeit ab heute nicht nicht mehr meiden.
Heindl ist der Sohn des ehemaligen Münchner Amtsgerichtspräsidenten Otto Heindl. Laut „Focus“ hat schon der Vater einst einen Bayern-Boss gejagt. Willi O. Hoffmann, beim FC Bayern als „Champagner-Willi“ bekannt, war von 1979 bis 1985 Präsident des Vereins. Als die Staatanwaltschaft München I gegen ihn wegen Steuerhinterziehung ermittelte, war der Chef der Behörde damals: Oberstaatsanwalt Otto Heindl.
Im August 1997 hat Rupert Heindl seinen Dienst bei der bayerischen Justiz angetreten. Er ist erst Amtsrichter in Wolfratshausen, wechselt zunächst als Beisitzer an ein großes Strafgericht nach München. 2011 übernimmt er die Wirtschaftsstrafkammer.
Sein Markenzeichen ist eine weiße Fliege. Neben Heindl sitzen ab heute noch zwei Berufsrichter und zwei Schöffen mit am Richtertisch. Sie entscheiden gemeinsam über das Strafmaß. Bei schwerer Steuerhinterziehung, die im Fall Hoeneß vorliegt, reicht der Strafrahmen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren Gefängnis.
In dem Verfahren kommt es wohl zuvorderst auf Hoeneß an. Heindl lässt sich gewöhnlich nicht mit Floskeln oder Allgemeinplätzen abspeisen. Wenn der Chef-Richter wie üblich seinen Kopf leicht zur linken Schulter neigt und die genauen Abläufen wissen will, sollte der Angeklagte ehrlich antworten.
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Heindl ist gründlich, knallhart und macht keine Deals. Er will Sachverhalte und deren Hintergründe genau verstehen. Sollte Hoeneß nicht reinen Tisch machen, können aus den vier Verhandlungstagen ein paar Wochen werden.
So wie bei Rosi K. (76). In deren Prozess, den Heindl verhandelte, verging fast ein Jahr bis zum Urteil im Juli 2013. Die Frau hatte eine Freundin offenbar mit einer abenteuerlichen Geschichte und dem Versprechen auf hohe Rendite abgezockt. Es ging um 132800 Euro. Die Angeklagte jammerte vor Gericht: „Hätte mich der Staatsanwalt nicht eingesperrt, hätte ich den Schaden wieder gutgemacht.“
Da haute Heindl mit der flachen Hand auf den Tisch und sagte: „Den Satz habe ich so oft gehört. Ich kann ihn nicht mehr hören!“ Fast drei Jahre muss Rosi K. seither absitzen.