Vor Borussia Dortmund gegen FC Bayern: Karl-Heinz Rummenigge und Joachim Watzke in der Sport Bild
München/Dortmund - Am Samstag steht er endlich an: Der Bundesliga-Knaller, der deutsche Clásico zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Der Tabellenführer aus München muss im Hinspiel im Signal-Iduna-Park (18.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) gegen den derzeitigen Fünftplatzierten ran. Ein besonderes Spiel – nicht nur für die Spieler und Fans, sondern auch die Verantwortlichen.
Für die Vorstandsvorsitzenden beider Mannschaften, Karl-Heinz Rummenigge und Hans-Joachim Watzke ist das Spiel ein Duell auf Augenhöhe, trotz des Punkteabstands von aktuell sechs Punkten. "Wenn man sich die Begegnungen der vergangenen fünf Jahre anschaut, waren unsere Duelle fast immer ausgeglichen", sagte Watzke im Doppel-Interview mit der "Sport Bild".
"Im Fußball kann es immer mal knallen"
Die beiden Bosse waren vor allem in der Vergangenheit bekannt dafür, gegenseitig zu sticheln und auch mal einen strengeren Ton anzuschlagen. Vor allem wegen der Wechsel von Mario Götze und Robert Lewandowski von Dortmund nach München gab es teils heftige Verstimmungen zwischen beiden Vereinen. Mittlerweile sind gegenseitige Verbal-Attacken zur Seltenheit geworden – also alles gut zwischen "Kalle" und "Aki"? "Wir haben eine zu große Verantwortung für den deutschen Fußball, als dass wir uns permanent auch außerhalb des Rasens bekämpfen sollten", so Watzke. Rummenigge ist der Meinung, das derzeitige Verhältnis zwischen beiden sei für den deutschen Fußball fruchtbar und gut.
Rummenigge: "Lahm kann in Zukunft eine Rolle spielen"
Künftige Streitereien könne Watzke dennoch nicht ausschließen, vor allem wenn es um Transfer geht. "Das Risiko ist geringer geworden, da die Kommunikation zwischen Karl-Heinz Rummenigge und mir nun immer direkt erfolgt. Dadurch vermeiden wir Störfeuer von außen. Auch wenn es im Fußball immer mal knallen kann. Auch in Zukunft..." Für Rummenigge seien die letzten drei Transfers zwischen beiden Teams (Hummels, Götze, Rode) mehr als gut verlaufen. Er verstehe auch, dass der Götze-Wechsel 2013 nach München "nicht optimal" gelaufen ist – "damals bestand Explosionsgefahr".
Bayern und Götze: "Es hat nicht so gepasst"
Auch wenn es wohl nicht mehr explodieren wird, kommt es weiterhin zu kleineren Sticheleien. Vor allem der Weggang des ehemaligen BVB-Kapitäns Mats Hummels zum Liga-Rivalen dürfte Watzke noch immer schmerzen: "Der Unterschied ist ja, dass Bayern immer unsere Top-Stars holt und wir Spieler, die München nicht direkt durchgeschlagen haben", sagte er im Rückblick auf den Doppel-Transfer von Götze nach Dortmund und Hummels nach München. "Zu ihm (Hummels, d. Red.) hatte ich wahrscheinlich ein ähnliches Verhältnis wie Karl-Heinz Rummenigge."
Müller-Schelte: Rummenigge und Lahm uneins
Laut Rummenigge habe es zwischen Götze und dem FC Bayern "nicht so gepasst". Der Torschütze des WM-Final-Tors kam bei den Bayern nicht wirklich zum Zug, saß vor allem gegen Ende seiner Münchner Zeit oft auf der Bank und konnte sein Talent nie wirklich zeigen. In Dortmund kommt er nun langsam wieder in Tritt. "Natürlich kann er noch deutlich mehr, aber er wird immer besser", so Watzke.
Rummenigge sicher: "Hoeneß wird gewählt"
Rummenigge rechnet fest mit einer Rückkehr von Uli Hoeneß zum deutschen Rekordmeister. "Natürlich wird er bei der Jahreshauptversammlung gewählt. Erstmal ist er der einzige Kandidat, der antritt. Zweitens ist er in diesem Club sehr beliebt und drittens auch herzlich willkommen", sagte Rummenigge im Interview bei "Sky Sport News HD". Rummenigge sehe keine Probleme bei der Jahreshauptversammlung (25. November), auf der Hoeneß gewählt werden soll. "Das Schöne bei Bayern München ist, dass wir noch nie eine Abstimmung hatten. Wenn eine Entscheidung getroffen wird, tragen sie alle qualitativ und loyal mit. Das war immer eine große Stärke des Vereins und das ist auch Bestandteil des 'Mia san mia'."
Trotzdem werde er auf der Jahreshauptversammlung nicht den "dicken Max spielen" – vor allem im Hinblick auf mögliche Vertragsverlängerungen, wie beispielsweise von Robert Lewandowkski und Frack Ribéry. "Es gibt, glaube ich, eine Grundvoraussetzung, dass alle Spieler gerne beim FC Bayern bleiben." Ein klares Statement.
Müller freut sich auf Dortmund: "Das schönste Spiel"
Auch bei der Personalie Kingsley Coman gibt es Neuigkeiten. Der junge Franzose ist derzeit von Juventus Turin ausgeliehen – wegen schwankender Leistungen war zuletzt nicht mehr klar, ob die Bayern die Kaufoption von 21 Millionen Euro ziehen würden. Nachdem sich Ancelotti erst vor wenigen Tagen für einen Verbleib Comans ausgesprochen hat, machte auch Rummenigge jetzt klar, dass der Franzose wohl in München bleiben wird: "Wir neigen dazu, die Option zu ziehen", sagte er in der "Sport Bild".
Laut Rummenigge haben die Bayern und Dortmund einen "sportlich wie atmosphärischen tollen Clásico" geschaffen. Die Vorfreude in Fußball-Deutschland ist groß, wenn der Bundesliga-Knaller am Samstagabend in seine nächste Runde geht.