Vor Abschiedsspiel gegen Finnland: Schweinsteiger über Schweinsteiger: "Ein großer Spieler"

Im AZ-Interview spricht Tobias Schweinsteiger über den Abschied seines Bruders aus der Nationalelf und erklärt: „Der Entschluss ist schon ein bisschen in ihm gewesen.“ Von einem Trainerjob rät er ihm ab.
von  Matthias Eicher
EM 2004: Zwei Remis (hier beim 0:0 gegen Lettland), eine Niederlage, raus in der Vorrunde. Schweinsteiger wird zweimal ein- und einmal ausgewechselt.
EM 2004: Zwei Remis (hier beim 0:0 gegen Lettland), eine Niederlage, raus in der Vorrunde. Schweinsteiger wird zweimal ein- und einmal ausgewechselt. © dpa

Sein Debüt in der Nationalmannschaft hatte Bastian Schweinsteiger am 6. Juni 2004. Inklusive des Spiels gegen Finnland am Mittwoch folgten in den kommenden Jahren 120 Partien. Mit der AZ zeichnet Tobias Schweinsteiger die Karriere seines Bruders nach.

AZ: Herr Schweinsteiger, am Mittwoch tritt ihr jüngerer Bruder Bastian nach zwölf Jahren Nationalmannschaft in seinem 121. Länderspiel gegen Finnland an – und danach ab: Es ist nach seinem Rücktritt aus der DFB-Elf sein Abschiedsspiel.

TOBIAS SCHWEINSTEIGER: Ich finde es schön, dass er nochmal ein solches Abschiedsspiel bekommt. Das hat er sich verdient. Finnland ist natürlich nicht der reizvollste Gegner…

…wie es etwa Brasilien oder Argentinien gewesen wären.

Zum Beispiel. Aber man wünscht ihm einfach, dass es ein schöner Ausklang wird, dass viele Zuschauer kommen und das honorieren, was er in den letzten zwölf Jahren da alles reingesteckt hat.

Vom blondierten Flügelflitzer über mehrere unvollendete Turniere bis zum großen Triumph bei der WM 2014: Wie haben Sie seine beeindruckende Karriere verfolgt?

Wenn man sieht, was sich seit 2004 in der Nationalelf bewegt hat, wird das oft mit ihm in Verbindung gebracht. Das macht auch mich als Bruder sehr stolz – und selbstverständlich auch, dass er am WM-Titel 2014 einen großen Anteil hatte. Das war die Krönung.

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Ende Juli hat er seinen Rücktritt als Nationalspieler erklärt. Sie dürften es schon ein bisschen früher erfahren haben als die Öffentlichkeit.

Klar, ich bin natürlich ganz grundsätzlich eingeweiht – auch in eine solche Entscheidung, habe das nicht erst bei Facebook gelesen. Der Entschluss ist schon ein bisschen in ihm gewesen, hat in ihm geschlummert. Von daher war es an der Zeit.

Und nun geht ein ganz Großer des deutschen Fußballs.

Absolut. Bastian kann auf elf, zwölf super Jahre in der Nationalmannschaft zurückblicken. Das können nicht viele von sich behaupten. Er hat nicht nur die DFB-Elf, sondern auch den deutschen Fußball vorangebracht. Er war mehr als nur ein großer Spieler, sondern auch eine große Persönlichkeit.

Im Verein hatte Schweinsteiger bei Manchester United zuletzt keine gute Phase: Der neue Star-Trainer José Mourinho hat ihn ausgebootet und auch nach dessen Kampfansage erklärt, dass er es schwer haben werde, überhaupt zu spielen.

Es ist auch viel Geschäft im Fußball dabei. Warum es dazu kam, was hinter den Kulissen wirklich abläuft, weiß man nicht immer so genau. Es ist keine einfache Situation für Bastian. Ich hoffe einfach, dass es für ihn passt – und dass er noch spielen kann, so lange er fit ist.

Sie selbst haben ihre Karriere mit 33 Jahren beendet. Wann zieht Ihr Bruder nach?

Weiß ich nicht. Ich wünsche ihm hauptsächlich, dass er gesund bleibt und glücklich ist. Ob es danach mit oder ohne Fußball ist, das ist mir egal – das muss er selbst wissen.

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Und wie läuft’s bei Ihnen als Co-Trainer der U17 des FC Bayern? Gut! (nach drei Spielen mit neun Punkten Spitzenreiter, d. Red.).

Wenn man nicht mehr selbst auf dem Rasen steht, sondern als Trainer tätig ist, sieht man die Spiele ein bisschen anders. Ich versuche, die Taktik, die Spielanlage von den Mannschaften herauszulesen. Ich finde es sehr interessant, andere Spiele zu verfolgen. Um zu sehen: Was würde man selbst besser machen? Was würde man ändern?

Sie müssen uns nicht gleich in womöglich schon heranreifende Geheimpläne einweihen, aber: Könnte man in der Zukunft auch Bastian Schweinsteiger auf der Trainerbank sehen?

(lacht) Nein, wahrscheinlich nicht. Wenn du so lange jeden Tag auf dem Platz stehst, und dazu so im Rampenlicht, dann willst du auch irgendwann mal deine Ruhe haben. Etwas anderes machen. Ich persönlich glaube, dass der Trainerjob nichts für ihn ist.

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