Augenthaler erinnert sich: Als Aston Villa Bayern die Großmutter aller Final-Niederlagen zufügte

1982 verliert Bayern das bislang einzige Spiel gegen Aston Villa – im Finale des Europapokals der Landesmeister. Klaus Augenthaler erinnert sich in der AZ.
von  Patrick Strasser
Aufmunterung und Rüffel: Trainer Pal Csernai (l.) und Klaus Augenthaler scheitern im Finale um den Pokal der Landesmeister.
Aufmunterung und Rüffel: Trainer Pal Csernai (l.) und Klaus Augenthaler scheitern im Finale um den Pokal der Landesmeister.

München - Überlegen geführte Europapokal-Endspiele, die in groteske Niederlagen münden. Jeder Bayern-Fan kann zwei ganz easy aus dem Kopf nennen - und bekommt dabei Kopfweh.

Da ist die Mutter aller Niederlagen, das Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United als die Münchner in den letzten Minuten nicht wussten, wie ihnen geschah. Aus der 1:0-Führung machte United binnen Sekunden ein 2:1. Kein Henkelpott, nicht mal eine Verlängerung. Nur Entsetzen und Tränen.

Leere Blicke, Köpfe voller Frust: Dieter Hoeneß (links) und Paul Breitner sitzen nach dem Landesmeister-Cupfinale auf dem Rotterdamer Rasen. Auf ihren Schultern liegen Trikots der Gegner von Aston Villa, die sich in den Bayern-Dressen den Pokal abholen.  Fotos: imago
Leere Blicke, Köpfe voller Frust: Dieter Hoeneß (links) und Paul Breitner sitzen nach dem Landesmeister-Cupfinale auf dem Rotterdamer Rasen. Auf ihren Schultern liegen Trikots der Gegner von Aston Villa, die sich in den Bayern-Dressen den Pokal abholen. Fotos: imago

Und da ist 2013: das ebenso bittere, aber auf eine ganz andere Art verlorene "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea. Mehrere Male sprangen die Londoner einer Pleite von der Schippe, retten sich in die Verlängerung, dann ins Elfmeterschießen – bis Bayerns Träume wie Bastian Schweinsteigers Elfmeter an den Pfosten klatschten.

Aber drittens? 1982, Rotterdam, sozusagen die Großmutter aller bayerischen Endspiel-Niederlagen. Das Finale im Europapokal der Landesmeister gegen Aston Villa, das bisher einzige Duell mit dem Traditionsklub aus Birmingham.

Bayern war klar überlegen – und verlor dennoch

Für Libero Klaus Augenthaler war es "eines unserer besten Spiele in jener Saison", so der 67-Jährige. 42 Jahre danach tut es immer noch weh, sich an jenem 26. Mai 1982 zu erinnern.

Für die AZ macht der damalige Libero es doch: "Die Engländer sind nur zwei, drei Mal vor unser Tor gekommen. Wir haben sie dominiert, waren so deutlich besser, hatten mehrere hundertprozentige Chancen - ich zwei davon, eine per Kopf. Es war wie verhext."

Angetrieben von Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge, dem damals europaweit gefürchteten Duo "Breitnigge", spielte man sich unter Trainer Pal Csernai Chance um Chance heraus. Ob Mittelstürmer Dieter Hoeneß oder andere - sie alle scheiterten an Villas Ersatztorhüter Nigel Spink.

"Von Csernai habe ich einen Riesenrüffel bekommen"

In der 67. Minute drückte Peter Withe den Ball zum Siegtreffer für die Briten über die Linie - ausgerechnet Augenthalers Gegenspieler. Das beschäftigt die Bayern-Legende noch heute: "Csernai hatte bei uns die Raumdeckung eingeführt, aber wir haben Mann gegen Mann verteidigt und ich war zuständig, wenn sich freie Zonen ergaben", sagt Augenthaler, "das Tor wurde mir angerechnet, weil ich eben in der Nähe war. Von Csernai habe ich einen Riesenrüffel bekommen. Für mich war die Niederlage doppelt bitter, weil es eines der größten Spiele meiner Karriere war. Ich bin 90 Minuten lang marschiert."

Nach den drei Triumphen 1974 bis '76 bedeutete Rotterdam die erste Finalpleite in der Geschichte des FC Bayern überhaupt auf europäischem Parkett.

Es wird also Zeit für den ersten Erfolg der Bayern gegen die Villans, die letzte Saison Vierter der Premier League wurden und daher erstmals an der 1992 gegründeten Champions League teilnehmen. "Villa ist nicht Manchester City oder Liverpool", sagt Augenthaler am Tag vor der Partie, "aber auf der Insel zu spielen, ist immer gefährlich. Das ist ein ganz anderes Gefühl, das habe ich oft genug erlebt. Da geht's von Beginn an richtig zur Sache."

Symbolischer Trikottausch: 2016 sehen sich Klaus Augenthaler (l.) und Aston Villas Peter Withe in der FC Bayern Erlebniswelt wieder.
Symbolischer Trikottausch: 2016 sehen sich Klaus Augenthaler (l.) und Aston Villas Peter Withe in der FC Bayern Erlebniswelt wieder.

Bayern geht als Favorit ins Spiel gegen Aston Villa

Aber auch in das zweite Duell, diesmal am Dienstagabend (21 Uhr, DAZN und im AZ-Liveticker) im Villa Park, gehen die Bayern mit Trainer Vincent Kompany als Favorit. "Sie sind gut gestartet, treten wieder als Mannschaft auf. Es macht richtig Spaß, zuzuschauen, weil da viel mehr Menge Action im Spiel nach vorne ist. Die offensive Spielweise führt zu vielen Torchancen, zu mehr Ecken, zu mehr Freistößen in gefährlichen Zonen. Jetzt ist auch wieder mal ein Weitschusstor dabei wie das von Pavlovic zum 1:1 gegen Leverkusen."

Der FCB 1982: Weiner (o.v.l.), Horsmann, Augenthaler, D. Hoeneß, Rummenigge, Breitner, Dürnberger (u.v.l.), Kraus, M. Müller, Mathy und Dremmler.
Der FCB 1982: Weiner (o.v.l.), Horsmann, Augenthaler, D. Hoeneß, Rummenigge, Breitner, Dürnberger (u.v.l.), Kraus, M. Müller, Mathy und Dremmler.

Und wie sieht "Auge", der Libero, das intensive Pressing und hohe Verteidigen der zentralen Abwehrspieler Minjae Kim und Dayot Upamecano? "Es ist riskant, so hoch zu attackieren und den Gegner unter Druck zu setzen. Aber die können das, weil sie sehr schnell sind."

Ob die Belegschaft des Birminghamer "Belfry Hotel & Resort", in dem das Team diesmal residiert, auf einen Münchner Erfolg hofft? 1982 stand nach der Finalpleite "Frustsaufen an", wie Augenthaler sich mit einem Schmunzeln erinnert. "Das Mobiliar hat etwas gelitten, die Zimmer mussten doch ziemlich gereinigt werden."

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