Von Heuschrecken und Geldgebern

Es war der Sensations-Transfer des Jahres, als sich Manchester City Brasilien-Star Robinho von Real Madrid schnappte – für 42 Millionen Euro. Bei ManCity, dem Ortsrivalen von ManU, soll Robinho sechs bis sieben Millionen Euro netto verdienen. Wie das möglich ist? Die AZ zeigt, wer diese Summen zahlt.
von  Abendzeitung
Ihm gehört der FC Chelsea und vieles mehr: Roman Abramowitsch.
Ihm gehört der FC Chelsea und vieles mehr: Roman Abramowitsch. © dpa

Es war der Sensations-Transfer des Jahres, als sich Manchester City Brasilien-Star Robinho von Real Madrid schnappte – für 42 Millionen Euro. Bei ManCity, dem Ortsrivalen von ManU, soll Robinho sechs bis sieben Millionen Euro netto verdienen. Wie das möglich ist? Die AZ zeigt, wer diese Summen zahlt.

MANCHESTER CITY: Dr. Sulaiman Al Fahim – geschätztes Privatvermögen: 125 Mrd. Euro – blätterte quasi ganz nebenbei 260 Mio. Euro hin, um ManCity zu kaufen. Hinter dem Scheich steht die Abu Dhabi United Group for Development and Investment, einer Investorengruppe der königlichen Familie des Emirats. Der neue Klub-Boss sagt: „Wir werden der größte Klub der Welt sein, größer als Real und ManU zusammen." Ex-Bayer Dietmar Hamann freut sich. Er weiß: „Die Engländer sind es schon gewohnt, dass finanzstarke Investoren Vereine kaufen.“

MANCHESTER UNITED: Auch ManU hat seinen Geldgeber, wenn auch einen unter Fans nicht besonders beliebten: Der US-Amerikaner Malcolm Glazer, der Geschäfte macht mit allem, was Geld verspricht, installierte im Vorstand seine Söhne Joel, Avram und Bryan. ManU galt, als Glazer 2005 einstieg, dank seiner Börsennotierung als wertvollstes Fußball-Unternehmen der Welt mit 700 Mio. Pfund. Glazer kaufte es für 1,2 Mrd. Pfund und machte dafür Schulden. Gleichzeitig erhöhte er die Ticketpreise und vermarktete den Klub weltweit. Mit Erfolg. Glazer übernahm mit 15 Jahren das familieneigene Uhrengeschäft, verdiente seine erste Million mit dem Verkauf von Stellplätzen für mobile Häuser und Wohnwagen. Heute wird sein Privatvermögen auf knapp eine Milliarde Euro geschätzt. Ihm gehört auch der amerikanische Fußballclub Tampa Bay Buccaneers.

FC CHELSEA: Roman Abramowitschs Privatvermögen beläuft sich auf 13 Mrd. Euro, er gilt damit als zehntreichster Mensch der Welt. Der russische Öl- und Gas-Tycoon stieg in den 90ern durch Geschäfte mit staatlichen Energieversorgern auf, pendelt mit seinen Yachten und seiner Fluglinie zwischen London und Anadyr (Russland). 2003 kaufte er für 210 Mio. Euro den FC Chelsea. Seitdem hat er geschätzte 764 Mio. Euro in den Club investiert, hauptsächlich für Ablösesummen und Gehälter. Ihm gehört auch ZSKA Moskau, er überredete zudem Hollands Erfolgscoach Guus Hiddink 2006, Russlands Nationalmannschaft zu übernehmen.

AC MILAN: Gleich hinter Abramowitsch folgt in der Forbes-Liste Silvio Berlusconi mit 8,5 Mrd. Euro. Berlusconi, Ministerpräsident, Vorsitzender der Partei Forza Italia, Inhaber des Konzerns Fininvest, gehört seit 1986 der AC Milan. Der Medien-Mogul polarisiert, nicht nur im Sport. Er residiert auf einem riesigen Herrensitz namens Arcore außerhalb Mailands, wo sich der Chef, behütet von 54 Leibwächtern, selbst um das Nachfüllen der Bonbonschalen in den 147 Räumen kümmern muss, weil seine Frau, ein ehemaliges Busenwunder, ein paar Kilometer weiter mit drei Kindern in einem ähnlich dimensionierten Palast logiert.

INTER MAILAND: Inter in Moratti-Hand – das ist eine gute Tradition. Seit 1995 gehört Massimo der Klub, der damit auf Vater Angelo (Inhaber von 1955 bis 1968) folgte. Die Schwägerin des Öl-Giganten, Letizia Moratti, ist – wie passend – Oberbürgermeisterin der Stadt Mailand. Der Multi-Milliardär hat seit seinem Amtsantritt geschätzte 280 Mio. Euro investiert. Unter anderem in neun Trainer oder wie im Juli 1999 in Stürmer Christian Vieri für die damalige Weltrekordablösesumme von 46,5 Mio. Euro. Er verpflichtete Superstars wie Ronaldo, Adriano, Hernán Crespo, Zlatan Ibrahimovic', Julio Cruz, Patrick Vieira und Juan Verón.

Die Liste jener Klubs setzt sich fort – gerade in England (Tottenham mit der Investmentgesellschaft ENIC) und gerade im Ostblock. In der Ukraine werden Top-Klubs wie Dynamo Kiew (Hryhoryj Surkis, investiert in Erdöl, Landwirtschaft, Banken) und Schachtjor Donezk (Rinat Achmetov, mit drei Mrd. Euro reichster Mann des Landes) von einem Alleinherrscher regiert. In Russland zählen Dynamo Moskau (Alexei Fedorychev, Chemie-Unternehmer) oder Spartak Moskau (Lukiol-Vize Leonid Fedun) dazu.

thk

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