Vom WM-Helden zum Buhmann

Bei der WM in Südafrika war Bastian Schweinsteiger einer der Stars in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Neun Monate später hat er seinen Kredit bei den Fans anscheinend verspielt.
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Bastian Schweinsteiger ist laut Trainer Löw der "emotionale Leader" der DFB-Elf.
dpa Bastian Schweinsteiger ist laut Trainer Löw der "emotionale Leader" der DFB-Elf.

Düsseldorf - Vom WM-Helden zum Buhmann: Innerhalb von neun Monaten ist Bastian Schweinsteiger brutal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Am Samstag musste sich der Überflieger von Südafrika in Kaiserslautern beim 4:0 in der EM-Qualifikation gegen Kasachstan ein gnadenloses Pfeifkonzert gefallen lassen, nachdem er in der zweiten Hälfte seines 86. Länderspiels einen Fehlpass nach dem anderen produziert hatte.

„Das war schon eine komische Stimmung hier“, sagte der 26-Jährige missmutig. Dann wurde der Mittelfeldspieler noch deutlicher: „Ich verstehe die Zuschauer nicht. Sollen die doch mal selbst gegen so eine Mannschaft spielen. Man kann nicht erwarten, dass wir jedes Spiel 10:0 gewinnen“, sagte er und kritisierte damit trotzig die aufgebrachten Fans auf dem Betzenberg.

Auch Joachim Löw fand das Verhalten der Zuschauer unmöglich. „Ich habe das als äußerst negativ empfunden. Denn auch Schweinsteiger hat mal das Recht, ein schwächeres Spiel zu machen. Man muss ihm auch mal ein Spiel zugestehen, in dem er seine Qualitäten und sein Niveau nicht so abrufen kann, wie wir es von ihm gewohnt sind“, sagte der Bundestrainer.

Löw hatte Schweinsteiger angeboten, nach dem Match in der Pfalz wegen der hohen Belastung ebenso vorzeitig abzureisen wie Philipp Lahm, Mesut Özil und Sami Khedira. Schweinsteiger lehnte aber ab, er will die völlig neuformierte deutsche Elf am Dienstag als Kapitän aufs Feld führen. „Er wollte unbedingt bei uns bleiben und auch spielen“, berichtete Assistenztrainer Hansi Flick.

Dass Schweinsteiger mit seiner Situation nicht zufrieden ist, kann man derzeit aber in seinem Gesicht ablesen. Statt seiner scheinbar angeborenen Lockerheit spürt man bei dem früheren Teeniestar eine seltsame Verkrampfung. Nachdem er im vergangenen Dezember seinen Vertrag bei den Bayern vorzeitig bis 2016 verlängert hatte (geschätztes Jahreseinkommen zehn Millionen Euro), geht es sportlich bergab für Löws „emotionalen Leader“, der 2010 die Bayern zum Double und die Nationalelf ins WM-Halbfinale geführt hatte.

Dass die Bayern diese Saison ohne Titel beenden, liegt auch an Schweinsteiger, der den Ansprüchen beim Rekordmeister nach der WM nicht mehr gerecht wurde. Beim Rückrundenauftakt gegen Wolfsburg verschuldete er das späte Gegentor. Bei der Pokal-Blamage gegen Schalke (0:1) sah er beim Gegentor von Raul ebenfalls schlecht aus, beim peinlichen 1:3 gegen Tabellenführer Borussia Dortmund erwischte Schweini erneut einen rabenschwarzen Tag.

„Bastian ist weltklasse und sehr wichtig für uns“, sagt sein Klubtrainer Louis van Gaal zwar immer wieder, dass Schweinsteiger seinen zum AC Mailand gewechselten Mittelfeldpartner Mark van Bommel schmerzlich vermisst, blieb aber auch dem Niederländer nicht verborgen. Schweinsteiger selbst, der sich selbst als Führungsspieler versteht, gibt sich selbstkritisch: „Manchmal gab es Situationen, wo ich noch brutaler hätte sein müssen, um den einen oder anderen aufzuwecken.“

Dass der in der Vorsaison so konstante Mittelfeldmotor in eine Formkrise schlitterte, könnte auch damit zu tun haben, dass er vor der desolaten Bayern-Abwehr in dieser Spielzeit defensive Schwerstarbeit verrichten musste und seine offensiven Stärken kaum noch einbringen konnte. Aber nicht nur Schweinsteiger, sondern auch seine Nationalmannschaftskollegen Lahm, Holger Badstuber und auch WM-Torschützenkönig Thomas Müller fielen bei den Bayern in ein Loch. Das ist für Bastian Schweinsteiger derzeit aber nur ein schwacher Trost.

Seinen Optimismus hat Schweinsteiger aber trotz der jüngsten Kritik an seiner Person und der Pfiffe nicht verloren. „Ich bin auch jetzt sehr zuversichtlich, dass wir als Verein in den nächsten Jahren gut genug aufgestellt sind, um die Champions League zu gewinnen“, sagte er dem Magazin Stern. Und mit der Nationalelf will er endlich einen Titel gewinnen, möglichst schon bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine.

 

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