Völler ein letztes Mal in München: Servus, Rudi

Der frühere Löwen-Star und einstige Bundestrainer kommt als Geschäftsführer von Bayer Leverkusen ein letztes Mal nach München - nach der Saison tritt er kürzer. Ein Blick der AZ auf Völlers München-Bilanz.
von  Patrick Strasser
Rudi Völler
Rudi Völler © GES

München - Es gibt nur ein' Ru-di Vööö-ller. Jeder kennt diesen Fangesang. Stimmt ja auch. Einzigartig, der Typ. Der Spieler, der Weltmeister. Der Trainer, der DFB-Teamchef. Der Manager, der Sportdirektor. Die Kultfigur, die "Tante Käthe".

Am Ende dieser Saison macht der 61-Jährige Schluss, gibt seinen Posten als Sport-Geschäftsführer bei Bayer Leverkusen ab, fungiert ab dem 1. Juli "nur noch" als Klub-Botschafter.

Nach Jahrzehnten in der ersten Reihe macht der gebürtige Hesse aus Hanau einen Schritt zurück. An diesem Wochenende führt ihn eine seiner letzten offiziellen Dienstreisen als Bayer-Verantwortlicher nach München, zum Spiel des Tabellendritten beim FC Bayern am Samstagnachmittag. Seine München-Bilanz ist leider desaströs: nur zwei Siege als Spieler und Funktionär bei 33 (!) Partien.

Rudi Völler spielte einst selbst in München

Und München, das ist auch ein Stück Heimat von Völler. Nach dem Karrierebeginn beim damaligen Zweitligisten Kickers Offenbach (als 17-Jähriger gab er im November 1977 sein Debüt in der ersten Mannschaft) wechselte der flinke Stürmer mit der Lockenmähne 1980 für eine Ablöse über 700.000 D-Mark zum TSV 1860. In den ersten Wochen bei seinem neuen Verein lebte er im Hotel Wetterstein in der Nähe des Grünwalder Stadions, leistete seinen Grundwehrdienst als Pionier in der Münchner Funkkaserne.

Um 5 Uhr aufstehen und antreten, Training dann ab 15 Uhr. Eine Doppelbelastung aus anderen Zeiten. Trotz seiner neun Tore in 33 Saisonspielen stiegen die Löwen in die Zweite Liga ab.

Eine Klasse tiefer startete Völler richtig durch, wurde in der Saison 1981/82 mit 37 Toren Torschützenkönig. 1860 verpasste jedoch den direkten Wiederaufstieg um einen Punkt, musste wegen des Finanzchaos in die drittklassige Bayernliga zwangsabsteigen. Völler wechselte zu Erstligist Werder Bremen, wurde Nationalspieler (DFB-Debüt im November 1982).

Hoeneß wollte Völler zu seinem Nachfolger machen

Auch 40 Jahre später sind die Löwen noch in Völlers Herzen. Steigt er in München in ein Taxi mit einem kundigen Fahrer, wird er auf seine Löwen-Vergangenheit angesprochen. "Meine Antwort: 'Einmal Löwe, immer Löwe, oder?' Das ist mein Spruch."

Völlers München-Momente: als Spieler der Löwen, als Manager beim Debakel in Haching, als Bundestrainer beim Debüt gegen England.
Völlers München-Momente: als Spieler der Löwen, als Manager beim Debakel in Haching, als Bundestrainer beim Debüt gegen England. © imago/Rust

Kommt gut an - meistens. Zu den Bayern gab es keinen Kontakt. Erst später, als Uli Hoeneß persönlich Völler anrief, um ihn als seinen Nachfolger für den Manager-Posten an der Säbener Straße zu verpflichten. Völler und seine Frau Sabrina nahmen die Einladung ins Hause Hoeneß am Tegernsee an, lehnten das Angebot jedoch ab. Er war schon zu sehr in Leverkusen verwurzelt. Bis heute.

Auf all seinen Karrierepfaden erlebte Völler in München einiges, etwa im Olympiastadion: Nach einem rüden Foul von Klaus Augenthaler im November 1985 wegen eines Adduktoren-Abrisses über fünf Monate verletzt. Mit Olympique Marseille gewann er 1993 die Champions League, die Franzosen besiegten im Finale den AC Mailand mit 1:0.

Bei 1:5-Debakel gegen England: Völlers Vater erleidet Herzinfarkt auf der Tribüne

Sportliche Tristesse und einen privaten Schock erlebte Völler im September 2001 als DFB-Teamchef. Das WM-Qualifikationsspiel gegen England ging mit 1:5 verloren, bis heute die höchste Heimniederlage in einem A-Länderspiel.

Viel schlimmer jedoch: Sein Vater Kurt erlitt auf der Tribüne einen Herzinfarkt, wurde ins Schwabinger Krankenhaus gebracht, der Sohn erfuhr es mit Abpfiff. Papa Völler überlebte, erholte sich.

Rudi Völler und Reiner Calmund.
Rudi Völler und Reiner Calmund. © sampics

Völlers sportlich bitterster Moment geschah 2000 im Hachinger Sportpark: Als junger Sportdirektor musste er neben Bayer-Urgestein Reiner Calmund mit ansehen, wie Leverkusen um Michael Ballack und Co. durch das 0:2 gegen die SpVgg die sicher geglaubte Meisterschaft vergeigte. Legendär - wie Ruuudi selbst.

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