Vize-Präsident der MLS: "Bayern ist eine globale Fußball-Macht"

Der Vize-Präsident der amerikanischen Fußballliga (MLS), Dan Courtemanche, spricht im AZ-Interview über die Zukunft des Fußballs in den USA. Den FC Bayern lobt er in den höchsten Tönen.
Interview: Patrick Strasser |
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Dan Courtemanche
ps Dan Courtemanche

Der Vize-Präsident der amerikanischen Fußballliga (MLS), Dan Courtemanche, spricht im AZ-Interview über die Zukunft des Fußballs in den USA. Den FC Bayern lobt er in den höchsten Tönen.

AZ: Mister Courtemanche, Sie sind Vize-Präsident der US-Soccer Liga MLS. Wie groß ist die Fußball-Euphorie dieser Tage in den USA?

DAN COURTEMANCHE: Wir haben durch das Abschneiden des Klinsmann-Teams bei der WM das Land im Sturm genommen, sind nun in den Herzen der Leute. Wir haben ein Wachstum von 48 Prozent, von 44 Millionen auf 70 Millionen Soccer-Fans in den Staaten.

AZ: 27 Millionen Menschen haben das Finale im TV gesehen.

DC: Ja, irre. Und das, obwohl das US-Team nicht gespielt hat.

AZ: Für das diesjährige Allstar-Match hier in Portland am Mittwoch konnte man den FC Bayern verpflichten.

DC: Unglaublich für uns, dass sie nun mit sechs Weltmeistern anreisen. Das bisher größte MLS-Allstar-Game war 2006, als wir Chelsea zu Gast hatten und Michael Ballack sowie Andrij Schewtschenko nach der WM in Deutschland ihr Debüt für die Blues gaben.

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AZ: Letztes Jahr war der AS Rom der Gegner, zuvor nur Premier-League-Teams. Warum nun die Bayern?

DC: Sie waren unsere erste Wahl. Schon vor etwa 18 Monaten gab es den ersten Kontakt, die Drähte liefen bei Herbert Hainer, den Vorstandsvorsitzenden von „adidas“ zusammen.

AZ: Liegt nahe, schließlich ist in Portland das „North America“-Headquarter.

DC: Dass Deutschland die WM gewinnen würde, konnten wir natürlich nicht wissen. Nun sind wir um so glücklicher. Der Standort Portland ist perfekt.

AZ: Warum?

DC: Die Matches im „Providence Park“ von Portland sind immer ausverkauft. Es gibt eine Warteliste für Saisontickets mit 10.000 Fans. Die MLS boomt.

AZ: Heißt?

DC: Clint Dempsey und Michael Bradley sind aus Europa zu uns in die MLS zurückgekehrt – ein großer Erfolg. Sie sind Stützen unseres US-Teams. Außerdem bemühen wir uns nun um die Jugend. Seit 2007 müssen alle MLS-Vereine eine eigene Jugendakademie haben. Für die Spieler ist es kostenlos. Das gibt es in der NBA oder NHL nicht. DeAndre Yedlin, 21, von den Seattle Sounders ist der unserer Jugendspieler, der es in die Nationalelf geschafft hat und bei der WM in Brasilien eine gute Rolle gespielt hat.

AZ: In Europa versteht man nicht, warum sich die US-Liga den „Salary-Cap“, eine Gehaltsobergrenze, selbst auferlegt. Jeder Profikader darf eine Gesamtlimit von 3,5 Millionen Dollar nicht überschreiten. Nur drei Spieler pro Team fallen unter die sogenannte „designated players“ Regel – ihr Gehalt ist ohne Limit.

DC: Es geht um das Gleichgewicht der Liga. Die Fans eines jeden Teams sollen am Beginn der Saison das Gefühl haben: Yes, mein Team kann den Titel holen.

AZ: Aber: Durch die komplizierte Gehaltsregelung bleiben neben den drei Top-Starts, deren Gehalt von den 3,5 Millionen zu je einem Zehntel angerechnet werden nur rund 2,5 Millionen für den Rest des Teams. Peanuts! So holt man keine weiteren Stars ins Land.

DC: 2007 war es ein „Designated“-Spieler, seit 2014 sind es drei. Vielleicht wächst diese Anzahl weiter, momentan planen wir dies aber nicht.

AZ: Wie beurteilen Sie den sportlichen Wert der MLS? Kürzlich besiegte Manchester United bei einem Gastspiel LA Galaxy mit 7:0.

DC: Natürlich sind solche Ergebnisse nicht hilfreich. Ein Soccer-Fan, der sich auskennt, weiß, dass Galaxy mit Jugendspielern gespielt hat, weil sie mitten in der Saison sind. Andererseits haben die New York Red Bulls zuletzt den FC Arsenal 1:0 besiegt. Klar, das war auch ein Vorbereitungsspiel.

AZ: Warum passt die MLS nicht den Spielplan an das europäische System an und spielt im Kalenderjahr, was in den USA sonst nur die Baseball-League MLB macht?

DC: Es geht wegen der klimatischen Bedingungen nicht. Wir spielen in vier verschiedenen Zeitzonen mit dramatisch unterschiedlichen Wetterbedingungen. Wir haben drei MLS-Teams in Kanada, dort können wir unmöglich von Dezember bis Februar Fußball spielen. Unsere Playoffs starten im November. Aber die Bundesliga macht doch auch eine mehr als vierwöchige Winterpause ab Weihnachten.

AZ: Stimmt. Doch so könnten niemals MLS-Teams an der Champions League teilnehmen wie schon einmal angedacht.

DC: Es gibt ja die Concacaf-Champions-League mit Teilnehmern aus Nord- und Mittelamerika. Aber wir sind offen. Auch in der Copa Libertadores haben auf Einladung schon mexikanische Teams mitgemacht.

AZ: Zuletzt hat die MLS durch New York City FC, der ab 2015 teilnimmt, mit den Neuverpflichtungen Frank Lampard, David Villa plus eventuell Barcelonas Xavi in Europa Schlagzeilen gemacht. Momentan sind 19 Klubs in der MLS, 2020 sollen es 24 sein. Warum stockt David Beckhams Miami-Projekt?

DC: Er ist ein großartiger, weltweiter MLS-Botschafter und wäre der erste Ex-Profi, der nun Klubeigentümer wird. Aber auch er muss seine Stadionpläne erst realisieren, da gibt es Schwierigkeiten.

AZ: Was erwarten Sie am Mittwoch für ein Spiel?

DC: Ein tolles Fest, eine schönes Spiel, bei dem der Wettkampfcharakter im Vordergrund steht, sich aber niemand verletzen soll.

AZ: Laut einer Umfrage sind die Bayern in der Beliebtheitsliste der US-Fans nur auf Rang 22.

DC: Was die Leistung betrifft, sind sie in den Top 3. Für uns ist Bayern eine „global football power“. Nun haben sie ja auch ihr Büro in New York eröffnet. Wenn es nach uns geht, kann Bayern nun jedes Jahr in die Staaten kommen.

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