Vier Mal auf der größten Bühne: Krönt Thomas Müller seine letzte WM?

Die Weltmeisterschaft in Katar dürfte die letzte für den 33-jährigen Nationalstürmer Thomas Müller sein. 2010 war er in Südafrika erstmals bei einerWM dabei - und dort gleich der Torschützenkönig.
von  Patrick Strasser
Thomas Müller bestreitet in Katar seine vierte WM.
Thomas Müller bestreitet in Katar seine vierte WM. © IMAGO/Sven Simon

Seine 119 Länderspiele hat Thomas Müller bereits auf dem Buckel - was trotz seiner Rückenprobleme und des mit seinen 33 Jahren für einen Fußballer recht fortgeschrittenen Alters nicht despektierlich gemeint ist.

Im ewigen Ranking des DFB liegt Müller damit auf Rang vier, zwei Einsätze fehlen ihm noch, um mit seinem früheren Mannschaftskollegen beim FC Bayern, Bastian Schweinsteiger (121 Länderspiele), gleichzuziehen. Gemeinsam mit Schweinsteiger, Lukas Podolski (130) und Miroslav Klose (137) gewann Müller die WM 2014 in Brasilien. Vier Jahre zuvor in Südafrika war der junge Müller sensationell WM-Torschützenkönig geworden.

Letzte WM für Thomas Müller

Diese WM in Katar dürfte mit Sicherheit seine letzte sein, wohl auch sein letztes großes Turnier - und das zweite Gruppenspiel gegen Spanien (20 Uhr, ZDF/Magenta TV und im AZ-Liveticker) noch mal ein Karrierehöhepunkt mit ungewissem Ausgang. "Wir müssen schauen, dass wir das abschütteln", hatte Müller nach der 1:2-Auftaktniederlage gegen Japan gesagt und von einer "aberwitzigen Niederlage" gesprochen. Nach dem Spielverlauf war er "geschockt und ratlos", meinte konsterniert: "Jetzt haben wir den Salat."

Schmerz, lass nach! Nationalstürmer Thomas Müller bei der peinlichen 1:2-Pleite der deutschen Mannschaft beim WM-Auftakt gegen Außenseiter Japan.
Schmerz, lass nach! Nationalstürmer Thomas Müller bei der peinlichen 1:2-Pleite der deutschen Mannschaft beim WM-Auftakt gegen Außenseiter Japan. © picture alliance/dpa

Für Müller eine dicke Enttäuschung, nachdem er nach seiner Verletzung und einer zwischenzeitlichen Corona-Infektion zum Japan-Spiel eine Punktlandung hingelegt hatte. Seine letzte Partie von Beginn an bestritt er am 30. September bei Bayerns 4:0 gegen Leverkusen, vor knapp acht Wochen.

Thomas Müller gegen Japan bei 1:0-Führung ausgewechselt

Seinen letzten Einsatz als Joker hatte er beim 3:0 in Barcelona am 26. Oktober, vor rund vier Wochen. Bei seinem Comeback gegen Japan wurde er nach 67 Minuten und mittelmäßiger Leistung ausgewechselt - da stand es noch 1:0, was definitiv für ihn spricht.

Frustschieber auf der Bank bei der 1:2-Pleite gegen Japan: Thomas Müller (l.) und Jamal Musiala
Frustschieber auf der Bank bei der 1:2-Pleite gegen Japan: Thomas Müller (l.) und Jamal Musiala © picture alliance/dpa

"Wir werden ihn brauchen", hatte Mitspieler Serge Gnabry vor Beginn der WM gesagt und berichtet: "Thomas ist voller Ehrgeiz, Nervosität und Vorfreude. Bei ihm merkt man das einen Ticken mehr, weil er dann noch mehr redet." Klar: "Radio Müller", so sein Spitzname, sendet klarer und störungsfreier, wenn keine Blessur nervt. Aber was ist mit Müllers Bilanz der Nationalelf seit Flick zum 1. August 2021 das Bundestrainer-Amt übernommen hat?

Müllers Bilanz unter Bundestrainer Flick schlecht

Die fällt eindeutig aus - und zwar zu Ungunsten von Müller. 17 Spiele fanden bisher unter Flicks Führung statt, dabei stand Müller neun Mal in der Startelf. Die Bilanz: vier Siege und zwei Niederlagen, macht einen Punktschnitt von 1,66. Ohne Müller in der Anfangsformation gewann das DFB-Team bei acht Spielen ganze sechs Mal (zwei Remis), verlor nie. Die Punkteausbeute pro Spiel: 2,5. Trotz seiner fünf Tore unter Flick: Alles nix mehr Müller, oder was?

"Wir haben es bei Bayern auch gut hinbekommen, als Thomas nicht da war", meinte Gnabry und erklärte: "Ich glaube, wir versuchen alle, Verantwortung zu übernehmen in der Offensive. Auch wenn es bei ihm vielleicht etwas mehr auffällt, weil er viel gestikuliert und redet, Anweisungen gibt."

"Thomas ist voller Ehrgeiz. Bei ihm merkt man das einen Ticken, weil er dann noch mehr redet", sagt Gnabry (r.) über Müller.
"Thomas ist voller Ehrgeiz. Bei ihm merkt man das einen Ticken, weil er dann noch mehr redet", sagt Gnabry (r.) über Müller. © picture alliance/dpa

Flick glaubt an Müller

Während DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus große Zweifel äußerte, ob Müller aktuell die nötige Fitness habe, glaubt Flick: "Ich bin überzeugt davon, dass er noch nie so gut vorbereitet war auf eine WM." Eben, weil ihn die Bayern unter Trainer Julian Nagelsmann in den vergangenen Wochen unter Fitnesscoach Holger Broich behutsam aufgebaut und nicht in die letzten Ligaspiele vor der Unterbrechung durch die WM geschickt hatten, was möglich gewesen wäre.

Immer in Absprache mit Flick, der Müller seit der Zeit als Joachim Löws Assistent (2008 bis 2014) schätzt und den Mittelfeld-Freigeist nach der missglückten Ära Niko Kovac ab November 2019 sofort wieder seine vorherige Bedeutung fürs Team gegeben hatte.

Zehn WM-Tore hat Müller 2010 und 2014 erzielt. 2018 keins. Und 2022?

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