Viele Störfeuer, wenig Titel: Bosse des FC Bayern gehörig unter Druck

München - Ins Alltagsgeschäft, sagte Uli Hoeneß unlängst der SZ, wolle er sich "nicht mehr allzu sehr einmischen". Dies könnte zu Irritationen führen. Doch es dauerte keine vier Wochen, da mischte sich der wortgewaltige Ehrenpräsident von Bayern München wieder massiv ein – und sorgte tatsächlich für Wirbel.
Hoeneß war am Sonntag bei der Meisterfeier am Marienplatz in seinem Element. Ob die leidige Causa Robert Lewandowski, Trainer Julian Nagelsmann, die Medien oder Sportvorstand Hasan Salihamidzic – die einstige "Abteilung Attacke" nahm sich alles und jeden vor.
Auch wenn die Saison seit Samstag vorbei ist, die Unruhe bei den Bayern bleibt nach einem unbefriedigenden Jahr mit "nur" einem Titel. Die Verantwortlichen um Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic stehen vor etlichen Herausforderungen. Dem Rekordmeister droht eine unruhige und heiße Sommerpause.
Nagelsmann will Klarheit bei Lewandowski
Es müsse sich, betonte Führungsspieler Joshua Kimmich, "einiges ändern". Er wolle, sagte Nagelsmann am Rathausbalkon, künftig "mehr Titel feiern". Deshalb werde er sich schnell ins Büro verabschieden, "um gleich weiterzuarbeiten. Wenn die Transferperiode ansteht, lässt der Urlaub auf sich warten".

Vor allem wünscht sich der Coach schnell Klarheit im Poker um Torjäger Lewandowski. Doch klar ist nur, dass nichts klar ist. Der 33-Jährige will im Sommer nach Barcelona, die Bayern pochen vehement auf Vertragseinhaltung bis 2023.
So oder so: Er habe für den Tag X "zwei, drei Namen im Kopf", sagte Nagelsmann dem BR. Es sei ohnehin die Aufgabe des Klubs, "ständig den Transfermarkt zu sondieren und die Mannschaft zu verstärken".
Bayern sucht Nachfolger für Lewandowski
Spekulationen über mögliche Lewandowski-Nachfolger gibt es zur Genüge. Genannt wurden zuletzt Christopher Nkunku (Leipzig), Patrik Schick (Leverkusen), Sebastien Haller (Amsterdam), Romelu Lukaku (Chelsea), Sadio Mane (Liverpool) oder Sasa Kalajdzic vom VfB Stuttgart. Mit dessen Management soll es diese Woche erste Gespräche geben.

Oder doch weiter mit Lewandowski? "Also ein Jahr, dann sehen wir weiter. Vielleicht unterschreibt er ja nächstes Jahr noch mal für drei. Das kann ja passieren", sagte Hoeneß dem Merkur/tz.
Uli Hoeneß: "Das Theater ist am 2. September vorbei"
Letztendlich gehe es, fügte er im kicker an, "nur um Kohle, um sonst gar nichts". Und überhaupt: "Das Theater ist am 2. September vorbei, damit können wir gut leben."
Weniger gut kann er dagegen mit den zuletzt dürftigen Leistungen einiger Stars leben. "Das muss analysiert werden, und die Spieler, die man meint, müssen mehr unter Druck gesetzt werden", forderte Hoeneß.
Er selbst setzte gleich einmal die Bosse unter Druck. Nagelsmann habe in den vergangenen Monaten "viel Arbeit in der Außenpolitik des FC Bayern" geleistet.
"Hetzjagd" gegen Salihamidzic?
Dies werde sich "in den nächsten Jahren ändern müssen, weil es nicht sein kann, dass der Trainer das übernimmt". Gleichzeitig nahm Hoeneß den unter Dauer-Beschuss stehenden Salihamidzic in Schutz und sprach von einer "Hetzjagd".
Dennoch: Der Sportchef muss trotz aller finanzieller Zwänge liefern, um den Kader zu verbessern. Bisher steht Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui (Amsterdam) als Zugang fest, auch mit dessen Teamkollegen Ryan Gravenberch soll alles klar sein. Nagelsmann, der selbst "nerviger" werden will, wünscht sich noch "ein, zwei Pressingmaschinen". Wie Konrad Laimer von RB Leipzig.
Kimmich mahnte aber auch dringend mentale Fortschritte an: "Es ist einfach nicht genug, wenn wir nicht jeden Tag an unsere Grenzen gehen."