Viel Talent, wenig Konstanz: Wie sich die Transferstrategie des FC Bayern im Sturm rächte
München - Die Frage aller Fragen, die sich beim FC Bayern vor der Saison nicht nur stellte, sondern aufdrängte, war die, wie man einen Torgaranten wie Robert Lewandowski, der ein Jahr vor Ende seines wohldotierten Vertrages München den Rücken kehrte und lieber für den FC Barcelona auf Torejagd ging, ersetzen könnte. Die Antwort bekam der Serienmeister auf ebenso schmerzhafte wie offenbarende Weise vor Augen geführt: gar nicht.
Klar, 92 Treffer in der abgelaufenen Bundesliga-Saison sind nicht schlecht (97, 99 und 100 in den drei Spielzeiten davor), aber gerade im internationalen Vergleich hat man gesehen, wie der FC Bayern dasteht, wenn man eben keinen Stürmer von Weltklasseformat hat, der in den gegnerischen Strafräumen für Angst, Schrecken und Tore sorgt.
Kein Lewandowski-Ersatz beim FC Bayern: Uli Hoeneß schwante Böses
"Ich habe Hasan ganz klar gesagt: Wenn wir Robert schon abgeben, dann müssen wir Geld in die Hand nehmen und brauchen Ersatz. Lewandowski ist ein Sicherheitspaket, das dir 25 Tore Minimum pro Saison garantiert. Hätten wir ihn behalten, hätten wir ein Jahr länger Zeit gehabt, einen Nachfolger zu finden", analysierte Klub-Patron Uli Hoeneß nach der Saison und erinnerte dabei an das Gespräch mit den damaligen – inzwischen geschassten – Sportvorstand Salihamidzic. Hier der vierte Teil der AZ-Zeugnisse: der Bayern-Sturm.
Eric-Maxim Choupo-Moting

Der 34-Jährige übertraf alle Erwartungen. Er bewies, wie wichtig ein klassischer Mittelstürmer für das Bayern-Spiel ist. Zehn Tore in 19 Bundesliga-Spielen sind ein starker Wert, dazu vier Treffer in sieben Champions-League-Partien und drei Tore in vier Pokalspielen. Leider streikte Choupos Körper immer wieder, gerade in der heißen Endphase der Saison. Trotzdem war der Kameruner mit Abstand Bayerns bester, gefährlichster, verlässlichster Stürmer. Note 2
Serge Gnabry

Würde man doch nur den Gnabry der letzten Spieltage die gesamte Saison über sehen! In den letzten fünf Partien der vergangenen Spielzeit traf der 27-jährige Nationalstürmer fünf Mal. Mit insgesamt 14 Liga-Toren war Gnabry der zielsicherste Münchner. Über die Saison gesehen, waren seine Leistungen aber zu schwankend, er macht aus seinem Potenzial oft zu wenig. Gerade nach seinem – von Salihamidzic öffentlich angeprangerten – Kurztrip zur Pariser Fashion Week in einer englischen Woche, fiel er in ein Leistungsloch. Note 3
Leroy Sané

An dem 27-Jährigen kann man verzweifeln. Er ist mit so viel Talent gesegnet, doch er taucht oft völlig ab. In 32 Liga-Spielen gelangen ihm acht Treffer, dazu bereitete er sieben Tore vor. Sané stand 20 Mal in der Startelf, wurde zwölf Mal eingewechselt, elf Mal spielte er durch. Über die Jokerrolle müsste er längst hinweg sein. Note 3
Kingsley Coman

Beim französischen Flügel-Flitzer stehen 24 Spiele mit acht Toren zu Buche. Seine Geschwindigkeit, seine Dribblings sorgen immer wieder für Gefahr und Aufsehen, doch auch beim ihn fehlt die letzte Konstanz. Note 3
Sadio Mané

Erinnert sich noch jemand an den Saisonbeginn, als der Neuzugang vom FC Liverpool den Vorschusslorbeeren als Königstransfer gleich gerecht zu werden schien – und er auf dem Weg war, auch noch zum Publikumsliebling zu mutieren? Lange – sehr lang, viel zu lange – ist es her. Afrikas Fußballer des Jahres verletzte sich Ende vergangenen Jahres schwer, das kostete ihn die WM-Teilnahme – und die Form.
Danach kam der 31-Jährige bei Bayern nie mehr recht in Tritt, sieben Tore in 25 Partien in der Bundesliga, das reicht nicht. Seine Frust-Saison gipfelte in der Watschn, die er nach der Pleite in der Champions League bei Manchester City seinem Teamkollegen Sané in der Kabine verpasste. Es folgte eine Suspendierung mitsamt saftiger Geldstrafe. Note 5
Mathys Tel

Der jetzt 18-Jährige, der von Stade Rennes kam, ließ in 22 Auftritten in der Bundesliga immer wieder aufblitzen, warum die Bayern ihn geholt haben – fünf Tore in der Bundesliga, eines im Pokal gelangen ihm. Wenn er sich entsprechend entwickelt, kann ihm die Zukunft gehören. Note 3
Arijon Ibrahimovic und Gabriel Vidovic bleiben ohne Note.