Vertragsverlängerung, Triple und der Verkauf von Philipp Lahm
München - Pep Guardiola riss seine Augen weit auf. Geschockt, fast hilfesuchend schaute er zum Mediendirektor des FC Bayern, der, wie immer bei seinen Pressekonferenzen an der Säbener Straße, rechts neben ihm Platz genommen hatte. „Ob wir Philipp Lahm verkaufen?“, erkundigte sich Guardiola ungläubig. Sein Sitznachbar, Markus Hörwick, konnte das der Sprache geschuldete Missverständnis sogleich aufklären. Ganz im Gegenteil sei es, denn die Frage, die den Spanier derart entsetzt hatte, galt eigentlich einem möglichen Zukauf eines Spielers, der Lahm neben Rafinha zukünftig auf der rechten Abwehrseite vertreten könnte.
Guardiola sah nun sichtlich erleichtert aus und verwies zur Antwortfindung fast schon beiläufig an seine Vorgesetzten, namentlich Sportvorstand Matthias Sammer und Klubboss Karl-Heinz Rummenigge. Puh! Durchatmen! Philipp Lahm verkaufen? Auf so etwas hatte ihn auch sein Mediendirektor nun wirklich nicht vorbereiten können. Dass Guardiolas eigene Zukunft bei seiner ersten Pressekonferenz der neuen Spielzeit Thema werden würde, war dagegen erwartbar – sein Vertrag läuft schließlich am Saisonende aus. „Nächste Frage!“, sagte er: „Es sind noch elf Monate. Ich habe Zeit, um darüber zu sprechen.“ Seine Botschaft: Aber nicht jetzt und nicht mit ihnen. Ähnlich hatte das Sammer bereits formuliert: „Lassen sie uns das in Ruhe besprechen. Ich sehe keinen Druck und keine Unruhe“, sagte er: „Unser Trainer ist da, er hat zwei Drittel seiner Zeit um, aber wo ist das Problem?“
Lesen sie auch: Pep Guardiola: Versöhnung mit Müller-Wohlfahrt?
"Denke, dass Schweinsteiger bleibt"
Und selbstverständlich hatte sich Guardiola auch eine Antwort auf die Frage nach Bastian Schweinsteigers Verbleib, die immer drängender zu werden scheint, zurechtgelegt. „Seine Zukunft hängt von ihm ab. Ich denke, dass er hier bleibt. Aber nur er kann entscheiden, nicht Pep, nicht Kalle (Rummenigge, d. Red.)“, sagte Guardiola und fügte an: „Wenn er hier bleibt, ist es perfekt, er ist ein großer Spieler.“ Zumindest aus Wimbledon dürfte er bald wieder abreisen, nachdem Ana Ivanovic schon ausgeschieden ist. „Vielleicht kann Basti dann früher zum Training kommen“, scherzte Guardiola.
Damit waren diese Pflichtthemen abgehakt. Guardiola widmete sich angenehmeren Dingen. „Einen Hauch von Barcelona“ hat er im hochsommerlichen München ausgemacht, „wie in der Stadt alle Leute draußen in Restaurants und Cafés sitzen“. Sein Wunsch für die kommende Spielzeit: „Mein Traum ist, dass der ganze Kader fit ist: Robben fit, Ribéry fit, Martínez fit. Ich will, dass die Spieler enttäuscht und sauer sind, weil sie nicht spielen – und nicht, weil sie verletzt sind.“ Peps Sommertraum.
Teil davon ist 30-Millionen-Euro-Neuzugang Douglas Costa, der auf Guardiolas Wunsch geholt wurde. „Wir brauchten einen Spieler für Eins-gegen-Eins-Situationen. Der ganze Verein hat das entschieden“, erklärte Guardiola: „Er ist ein Kämpfer, das haben wir in den Champions-League-Duellen gesehen. Ich danke dem Verein für seine Verpflichtung.“
Lesen Sie auch: Bilder: So wurde Costa bei Donzek verabschiedet
"Nur das Triple ist genug"
Und seine Aufgabenstellung für die Saison? „Nur das Triple ist genug“, formulierte es Guardiola in der vergangen Spielzeit treffend. Nach der 25. Jubiläumsmeisterschaft haben es die Bayern nun zum vierten Mal in Folge auf die Schale abgesehen. „Das ist noch keinem Verein geglückt. Das bedeutet: ,Es wird schwer.’ Aber das ist ein gutes Ziel für uns.“ In Pokal und Champions League wolle Guardiola mit seinem Team selbstverständlich die K.o.-Runde erreichen – „und zwar mit dem ganzen Kader. Das ist mein Traum.“ Verstanden!
Sein knapp fünfwöchiger Urlaub war da schon längst wieder abgehakt. Als Highlight dieser Erholungspause nannte Guardiola sein Treffen mit Eltern und Familie in Spanien. Ein bisschen Golf habe er gespielt und selbstverständlich Essen und Trinken genossen. Sein größtes Problem sei gewesen, „dass die Kinder nicht duschen wollten“. Nun muss er sich wieder mit den normalen Problemstellungen eines Bayern-Trainers auseinandersetzen. Aber zumindest nicht mit einem Verkauf von Philipp Lahm.