"Vermeidbar gewesen": FC Bayern geht mit Pleite in die Länderspielpause

München –Die mitgereisten Frankfurter Fans in der Nordkurve schrien ihre Freude heraus, sie feierten ausgelassen nach diesem 2:1-Coup in München – und sangen immer wieder seinen Namen: Kevin Trapp, Kevin Trapp, Kevin Trapp!
Der Torhüter, der den FC Bayern mit unzähligen Paraden zur Verzweiflung gebracht hatte, hob seine Fäuste in die Höhe und bedankte sich für den großen Applaus. Sogar Manuel Neuer kam vorbei und gratulierte Trapp zu dieser grandiosen Leistung. Hatte man überhaupt schon mal eine derartige Gala eines Gästetorhüters in der Arena erlebt?
FC Bayern verzweifelt an Kevin Trapp
"Ich habe das Spiel nicht allein gewonnen", sagte Trapp nach dem Siegtreffer von Filip Kostic (83. Minute), bei dem Neuer schlecht aussah. Zuvor hatte Martin Hinteregger (32.) Leon Goretzkas Bayern-Führung egalisiert (29.). Doch das war freilich die Untertreibung des Tages. "Wir hatten mit Kevin einen fantastischen Torhüter", schwärmte Eintracht-Coach Oliver Glasner.
Und schließlich realisierte auch Trapp, dass er eines der besten Spiele seiner Karriere gezeigt hatte: "Es war sicher eins davon. Es war mit unsere beste Mannschafts-Performance in München. Wenn du hier einen Rückstand drehst, sagt das alles." Dann lächelte Trapp und trat die Heimreise an.
Nagelsmann: "Spiel, das wir nicht zwingend verlieren müssen"
Die Bayern-Laune war nicht ganz so gut. Nagelsmann, der seinen bunten Pullover nach der ersten Pleite im elften Bayern-Spiel wohl gleich wieder aussortieren wird, sprach von einem "Spiel, das wir nicht zwingend verlieren müssen". Da hatte er recht! "Es war ähnlich wie die Spiele zuletzt, aber wir haben nur ein Tor erzielt, obwohl wir viele Chancen hatten. Die Niederlage ist vermeidbar gewesen", sagte der Coach.
Besonders ärgerlich: Wegen der Länderspielpause haben Nagelsmann und die Bayern erst in zwei Wochen gegen Leverkusen die Chance zur Wiedergutmachung. "Ich schlafe nie gut nach Spielen, auch nach Siegen nicht", sagte Nagelsmann: "Ich würde morgen lieber trainieren und analysieren." Da muss er jetzt durch.
Goretzka trifft zur Führung des FC Bayern
Nagelsmann setzte von Beginn an auf die gleiche Elf, die unter der Woche Dynamo Kiew 5:0 besiegt hatte – also auch auf den stürmenden Rechtsverteidiger Niklas Süle. "Ich habe, glaube ich, in meiner Karriere selten mit derselben Startelf begonnen", erklärte der Coach: "Jetzt machen wir es mal. Es ist auch gut für die Jungs, den Rhythmus zu finden." Diesmal ging der Plan nicht auf.
In der Anfangsviertelstunde hätte sich die Eintracht über einen frühen Gegentreffer nicht beschweren können. Robert Lewandowski, Leroy Sané und zweimal Thomas Müller vergaben gute Chancen, Trapp parierte mehrmals stark. Gegen Goretzkas Flachschuss ins Eck war er dann aber machtlos. Es lief gut – vielleicht zu gut – für die Bayern, die nach der Führung ziemlich schluderten.
Vorne vergaben sie beste Möglichkeiten wie Gnabry frei vor dem Tor (44.), hinten häuften sich die individuellen Fehler. Dayot Upamecano verursachte zunächst einen Eckball, dann stand er bei Hintereggers Kopfball teilnahmslos daneben – 1:1. Und hätte Neuer kurz vor der Pause nicht famos gegen Touré gehalten, wäre die Eintracht in Führung gegangen.
Fahrlässigkeit des FC Bayern rächt sich
Auch nach der Halbzeit ließ Nagelsmanns Team die letzte Präzision vermissen. Süle schlug eine schöne Flanke, doch Lewandowski brachte den Ball aus wenigen Metern nicht im Tor unter, Trapp parierte (56.). Das hätte das 2:1 sein müssen, die Fans in der Arena schauten sich ungläubig an: Ist Lewandowski doch nur ein Mensch? Und wie so oft im Fußball rächte sich die Fahrlässigkeit der Münchner: Kostic schoss knallhart zum 2:1 ein, Neuer griff daneben.
Nach 30 ungeschlagenen Heimspielen sorgte die Eintracht mal wieder für eine Bayern-Pleite – und für ein ungutes Gefühl bei Nagelsmann, das der Coach mit in diese Länderspielpause nimmt.