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Verliehene Bayern-Talente treffen in Österreich aufeinander – nur einer bekommt bisher seine Chance

Angelo Brückner gilt als eines der größten Außenverteidiger-Talente beim FC Bayern. In unserer exklusiven AZ-Serie begleiten wird den 20-Jährigen auf seinem harten Weg ins Starensemble des Rekordmeisters. Hier lesen Sie Teil 2.
Kilian Kreitmair
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Will beim TSV Hartberg zum Profifußballer reifen: FC-Bayern-Leihgabe Angelo Brückner.
Will beim TSV Hartberg zum Profifußballer reifen: FC-Bayern-Leihgabe Angelo Brückner. © IMAGO

München – Wir brauchen wieder Statement-Spieler made by FC Bayern. Es sind Worte von Präsident Herbert Hainer (69), die klarer kaum sein könnten. Worte, die den unnachgiebigen Wunsch nach einem echten Münchner Kindl im Bayern-Trikot ausdrücken. Eines, das im Campus ausgebildet wurde und den Sprung zu den Profis schafft. Gleichzeitig sind es Worte an Bayerns Hoffnungsträger in Sachen Talententwicklung: Sportdirektor Christoph Freund (46). Zusammen mit Campus-Chef Jochen Sauer (51) soll er Statement-Spieler für den Branchenprimus aus der bayerischen Landeshauptstadt züchten.

Trotz guter Vorbereitung: Brückner muss Start nach der Winterpause von der Bank aus verfolgen

Dafür will Freund auf ein altbewährtes Modell setzen: Durch Leihen wie einst bei Philipp Lahm (zum VfB Stuttgart) oder David Alaba (zur TSG Hoffenheim) sollen die vielversprechendsten Talente zu Spielpraxis im Profibereich kommen, um sich dann bei den Bayern durchzubeißen. Ein Münchner Kindl, das diesen Weg einschlägt, um Profifußballer beim Rekordmeister zu werden, ist Angelo Brückner (20). In unserer exklusiven AZ-Serie begleiten wir den flexiblen Rechtsverteidiger auf seinem harten Weg ins Starensemble des FC Bayern – heute mit Teil 2.

Start für den TSV Hartberg nach der Winterpause bei Austria Wien. Wie schon so oft in der ersten Saisonhälfte fehlt der Name Angelo Brückner auf dem Spielbogen in der ersten Elf. Und das, obwohl es in der Winterpause ein Gespräch zwischen dem FC Bayern und den Österreichern bezüglich mehr Einsatzzeit gab. Auf der anderen Seite steht Frans Krätzig (21) nur wenige Tage nach seiner Leihe zur Austria direkt in der Startelf. Enttäuschung macht sich bei Brückner breit, auch weil er in den vergangenen Wochen hart trainiert und sich körperlich deutlich gesteigert hat. 

Angelo Brückner über Bankplatz: "Schon gedacht, dass ich noch ein paar Minuten bekomme"

"Von mir aus lief die Vorbereitung gut. Auch die Testspiele waren gut. Ich fühle mich voll fit", erzählt Brückner der AZ. Von der Bank aus sieht der Rechtsverteidiger, wie seine Mannschaft schon nach fünf Minuten in Führung geht. Doch die hält nicht lange. Kurz nach der Halbzeit dreht Wien die Partie in ein 3:1. Brückner wirft sich ein Leiberl über und läuft mit seinen Mitspielern zum Aufwärmen. Vielleicht bekommt er doch noch wenigstens eine halbe Stunde Spielzeit.

Immer wieder schaut Brückner zur Bank. Während Spieler für Spieler aufgerufen wird, bleibt das Zeichen an den gebürtigen Münchner bis zum Schlusspfiff aus. "Dass ich nicht einmal eingewechselt wurde, fand ich schon hart. Das hat mich schon sehr genervt. Ich hätte schon gedacht, dass ich noch ein paar Minuten bekomme", sagt der frustrierte Brückner nach dem Spiel. 

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Christian Früchtl hat sich bei Austria Wien zum Stammkeeper entwickelt

Ein Akteur des Gegners kennt die Situation genau: Christian Früchtl (24). Zwar konnte das ehemalige Torwarttalent des FC Bayern gegen Hartberg wegen eines Innenbandrisses im rechten Knie nicht mitspielen, doch Früchtl hat sich mittlerweile in Wien zum unangefochtenen Stammkeeper entwickelt. Einst musste auch er sich durchbeißen und Rückschläge einstecken. "Es ist beruhigend, dass ich den Sprung geschafft habe. Es macht sehr viel Spaß", erzählt Früchtl im Gespräch mit der AZ.

Eine Leihe zum 1. FC Nürnberg entpuppte sich 2020 als herber Dämpfer auf dem Weg zum Profi. Kein einziges Mal durfte Früchtl im Kasten der Franken stehen. Und das, obwohl auch bei ihm mit dem Rekordmeister etwas anderes besprochen war. Bereuen tut der 24-Jährige die Entscheidung aber trotzdem nicht: "Zum Lernen war es gut. Es ist nicht immer alles toll im Fußball und es geht nicht immer nur steil bergauf, wie es bei mir lange war." 

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Christian Früchtl über enge Verbindung mit Manuel Neuer: "Hab mir viel von ihm abgeschaut" 

Geholfen hat Früchtl in dieser schweren Zeit allem voran sein unnachgiebiger Ehrgeiz. "Ich wollte und will unbedingt Profi werden und noch weiter nach oben", so der Keeper. Auch Manuel Neuer (37), mit dem Früchtl nach wie vor regelmäßig in Kontakt steht, hat ihm auf seinem Weg geholfen: "Ich habe mir viel von ihm abgeschaut. Er hat mir viele Tipps gegeben." Trotzdem wusste Früchtl, dass es beim FC Bayern am einstigen Welttorhüter kein Vorbeikommen gibt. "Er ist für mich immer noch einer der besten Torhüter der Welt, wenn nicht der Beste", sagt Früchtl der AZ. 

Auch deshalb entschied er sich für einen festen Wechsel zur Austria. Dort will Früchtl den nächsten Schritt machen und vielleicht schon im Sommer zu einem größeren Verein wechseln. Einen konkreten Klub gibt es aber noch nicht. "Natürlich macht man sich Gedanken. Aber ich will diese Saison hier natürlich fertig spielen und so viel Spielzeit wie möglich in die Beine bekommen. Mal schauen, was sich ergibt. Aber wenn ich im Sommer nicht wechseln sollte, habe ich immer noch einen Vertrag bei Austria Wien", so der Torhüter.

Eine Rückkehr zum FC Bayern will Früchtl nicht ausschließen, auch wenn es wohl noch einige Zwischenschritte braucht. "Wenn du aus Bayern kommst, kannst du mit Bayern nie abschließen. Das ist mein Herzensverein. Ich bin dort groß geworden und würde mich natürlich freuen, dort irgendwann die Nummer eins zu sein", sagt Früchtl.

Hat sich bei Austria Wien zur Stammkraft entwickelt: Christian Früchtl.

FC Bayern: Angelo Brückner will im Training weiterhin alles geben

Einen Stammplatz beim FC Bayern, davon träumt nach wie vor auch Brückner. Dass das Talent den Schritt zum Profi in Hartberg schaffen kann, glaubt auch Früchtl, der ihn aus der Bayern-Jugend kennt: "Er ist ein sehr guter Kicker. Sie haben einen guten Trainer, der Fußball spielen will. Ich glaube, dass er da der richtige Spielertyp dafür ist." 

Doch aktuell ist das Verhältnis zwischen Brückner und seinem Coach nicht das beste. Markus Schopp (49) sucht nur selten das Gespräch mit der Bayern-Leihgabe. Brückner selbst beschreibt das Verhältnis als neutral. Auch diese Situation ist neu für den 20-Jährigen. In der Jugend des Rekordmeisters hatte er zu seinen Trainern, darunter Martin Demichelis (43) und Miroslav Klose (45), immer einen guten Draht. "Aber ich glaube, er merkt schon, dass ich spielen will. Ich gebe alles im Training", so Brückner. 

Ex-Amateure-Kapitän kümmert sich um die FC-Bayern-Leihspieler 

Gleichzeitig weiß er, dass es im Profigeschäft immer Trainer geben wird, mit denen man nicht das engste Verhältnis pflegt. Um besser mit solchen Situationen umgehen zu lernen, bekommt Brückner Unterstützung von Timo Kern (34). Der Mittelfeldspieler der Bayern-Amateure kümmert sich um die jungen Leihspieler. "Er fragt mich wöchentlich, ob ich spiele und was der Trainer sagt. Das freut mich voll", erzählt Brückner. Nun hofft er, dass er in den nächsten Spielen endlich auf mehr Einsatzminuten kommt.

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