Verleumdung! Bayern zeigt Uefa-Ermittler an

Der Leiter der Uefa-Disziplinarkommission scheint einem Hochstapler aufgesessen zu sein. Es geht um das 0:4 in St. Petersburg 2008. Die Uefa wehrt sich und und spricht von einer Überreaktion.
von  Abendzeitung
Die Anzeigentafel im Halbfinal-Rückspiel Zenit St. Petersburg gegen den FC Bayern
Die Anzeigentafel im Halbfinal-Rückspiel Zenit St. Petersburg gegen den FC Bayern © dpa

MÜNCHEN - Der Leiter der Uefa-Disziplinarkommission scheint einem Hochstapler aufgesessen zu sein. Es geht um das 0:4 in St. Petersburg 2008. Die Uefa wehrt sich und und spricht von einer Überreaktion.

Es ist ein Krimi, eine Räuberpistole um viel Geld, angebliche Geheimdienstagenten und Verschwörungen. Und mittendrin: Der FC Bayern und der Uefa-Chefermittler Peter Limacher.

Am Mittwoch stellten die Bayern Strafanzeige gegen Limacher, bei der Uefa Leiter der Disziplinarkommission und dessen Mitarbeiter Robin Boksic, ein Münchner Kroate. Den hat Limacher als „Uefa-Investigator“ beschäftigt: Boksic gehörte dem Umfeld der Berliner Zocker- und Manipulationsbande um die Sapina-Brüder an. „Er ist mein bester Mann“, sagte Limacher oft über den Mann, der ihn nun um den Job bringen könnte.

Es geht um einen Vorfall, der mehr als zwei Jahre zurück liegt. Im Mai 2008 verlor der FC Bayern im Uefa-Cup- Halbfinale überraschend deutlichmit 0:4 gegen Zenit St. Petersburg. Bereits wenige Wochen nach dem Spiel tauchten Manipulationsgerüchte auf, die Juni dieses Jahres wieder aufs Tapet kamen. Ein Mitglied der Russenmafia war der spanischen Justiz ins Netz gegangen, in abgehörten Telefonaten hatte er geprahlt, das Spiel sei für „50 Millionen“ gekauft gewesen. Verantwortliche und Spieler des FC Bayern sollten geschmiert worden sein.

Verschiedenen Medien – auch der AZ – erzählte Boksic, dass es gerichtsfeste Belege für die Käuflichkeit der Bayern gebe und der Uefa Kontoauszüge mit Summen in achtstelliger Höhe auf ein Konto des FC Bayern vorlägen.

Beweise blieb Boksic schuldig. In seiner heute erscheinenden Ausgabe beschreibt der „Stern“ Boksic als Hochstapler und bezieht sich dabei auf ein Dossier von Fifa- Sicherheitsleuten. Limacher hatte Boksic nämlich auch zur WM nach Südafrika geschickt.

Der Fifa erzählte Boksic, mehrere Nationalteams seien bestochen. Belege konnte er aber auch da nicht liefern.

Der FC Bayern forderte nun Uefa-Chef Michel Platini auf, „zu diesen Verleumdungen Stellung zu beziehen“. Darüber hinaus erwarte der Klub „sofortige personelle Konsequenzen bezüglich der Uefa- Mitarbeiter Peter Limacher und Robin Boksic.“ Zudem hat der Klub Strafanzeige gestellt gegen die beiden. „Die aufgedeckten Vorgänge sind ungeheuerlich und müssen mit aller Härte sanktioniert werden“, teilte Bayern mit.

Die Uefa allerdings denkt gar nicht an Konsequenzen: „Ich bin extrem überrascht über die Reaktion des FC Bayern“, so Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino: „Wir haben sie nie wegen irgendetwas als schuldig angesehen. Es ist traurig und es sieht so aus, als ob sie überreagieren.“ Limacher stehe an der Front eines sehr schwierigen Kampfes gegen Korruption, „und er genießt unser volles Vertrauen“, betonte Infantino. fil

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