Verkehrte Welt: FC-Bayern-Stars werden im eigenen Stadion ausgepfiffen

München - Gute Stimmung auf dem grünen Rasen. Der FC Bayern steht nach dem 2:1 gegen Galatasaray Istanbul im Achtelfinale der Champions League. Auch auf den Rängen war die Atmosphäre ausgelassen. 15.000 Gästefans brachten frischen Wind in die Allianz Arena.
Galatasaray-Fans bevölkern erst den Marienplatz und dann die Heimstätte vom FC Bayern
Schon am Nachmittag horchten die Münchner in der Innenstadt auf. Viele tausend Galatasaray-Fans machten sich per Fan-Marsch aus allen Ecken auf zum Marienplatz. Soweit ist das keine Meldung wert, das machen die Anhänger von Paris Saint-Germain oder Barcelona auch.

Doch die stimmgewaltigen türkischen Fans zeigten, warum schon im Hinspiel über 130 Dezibel im Stadion gemessen wurden. Eine solche Fülle an Fans gibt es an gleicher Stelle sonst nur bei der Meisterfeier des FC Bayern. Gut, dass dem frisch aufgestellten Christbaum durch die abgebrannte Pyrotechnik nichts passierte.
Die kürzeste Auswärtsfahrt in der Geschichte des FC Bayern
"Gala lebt von ihrem Feuer und ihrer Leidenschaft", wusste auch Coach Thomas Tuchel zu berichten, als er die Worte vor dem Anpfiff ins Interview-Mikro schrie. Hinter ihm auf den Rängen hatten die Istanbul-Supporter die Oberhand gewonnen. Als Manuel Neuer neben Torwart-Kollegen Sven Ulreich und Daniel Peretz zum Aufwärmen aufs Feld kam, erwartete sie ein gellendes Pfeifkonzert.
Auch die Feldspieler wurden kaum freundlicher begrüßt. "Ich habe mich ein bisschen erschrocken, weil ich gar nicht damit gerechnet hatte, als wir vor dem Spiel rausgekommen sind", musste auch Leon Goretzka in den Katakomben zugeben. Ein Auswärtsspiel im eigenen Stadion?
Gaben die Bayern-Fans ihre Dauerkarten weiter?
Eigentlich vergab die UEFA nur rund 5.000 Karten für den Gästeblock unter dem Dach der Allianz Arena nach Istanbul. Mit Tricks sicherten sich viele Türken, die in München leben, ihre Eintrittskarte.
In der Nordkurve, eigentlich die Heimat vieler treuer Dauerkartenbesitzer, war auf unglaublich vielen Sitzen ein Galatasaray-Fan zu sehen. Wahrscheinlich gaben einige Bayern-Fans ihre Karten weiter.
Auswärtsfans im Allerheiligsten: FC-Bayern-Fans schützen Südkurve
Die Gala-Fans zeigten vor dem Spiel in den Sozialen Medien, wie sie sich Zutritt ins Allerheiligste – der Südkurve – verschaffen wollten. Da wurde einfach ein Bayern-Schal über das Galatasaray-Trikot gelegt und die Jacke zugemacht, um nicht von den Ordnern erkannt zu werden, und schon war man drin.
Dass dieses Vorgehen nicht allen Bayern-Fans gefiel, war klar. An allen Ecken und Enden gab es immer wieder Rangeleien. Vor der Halbzeit mussten auf der Gegentribüne Ordner eingreifen. Vor der Fankurve hatten einige Ultras und Ordner einen genauen Blick, wer sich da im Unterrang der Südkurve tummelte.

80 Minuten hielt die Stimmung, die allerdings oft nur aus lautstarkem Auspfeifen der Bayern-Spieler bestand, an. Dann erlöste Harry Kane die restlichen 60.000 Fans und viele mit orangem Trikot machten sich bereits auf den Weg zur U-Bahn.