Verfluchter Frühling: Die Bayern in der Schaffenskrise

Beim 2:2 gegen Mainz bleibt der FC Bayern zum vierten Mal in Folge ohne Sieg. "Wir sind auch nur Menschen", sagt Müller. Robben kritisiert die Einstellung. Und jetzt wartet Dortmund im Pokal.
Das böse Wort mit dem großen "K" lehnte Carlo Ancelotti ab, doch die Zahlen waren natürlich auch dem Trainer des FC Bayern bekannt nach diesem enttäuschenden 2:2 gegen Abstiegskandidat Mainz 05: Nur ein Erfolg gelang den Bayern in den letzten sechs Pflichtspielen, vier Mal in Folge blieben sie sieglos, das war zuletzt vor zwei Jahren unter Pep Guardiola passiert. Dazu das Aus in der Champions League und eine angespannte Personalsituation. Krise, Herr Ancelotti?
"Nein", entgegnete der Italiener am Samstag und blickte so grimmig drein wie selten in dieser Saison: "Das war eine brutal schwere Woche für uns. Wir werden im Halbfinale am Mittwoch ganz anders auftreten, da bin ich mir sicher."
Showdown gegen Dortmund
Mittwoch, der Kampf um Berlin, das DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dortmund (20.45 Uhr, Sky/ARD): Es ist die Partie, an die sich die Bayern nun klammern nach der Enttäuschung gegen Real Madrid und dem verpassten Triple. Die Partie, die entscheidet, ob aus dieser Spielzeit noch eine zum Bejubeln wird. Oder ob die Stimmung im Saisonfinale endgültig kippt.
"Jetzt müssen wir durchziehen, die Brust raustun und zeigen, dass wir da sind", sagte Thomas Müller, diesmal Kapitän in Abwesenheit von Philipp Lahm und Manuel Neuer. "Berlin ist neben der Meisterschaft unser wichtigstes Ziel, das haben wir klar vor Augen." Arjen Robben, Torschütze zum zwischenzeitlichen 1:1 (16. Minute) und mal wieder bester Bayern-Spieler, forderte seine Kollegen auf, "alles zu geben" im deutschen Clásico, "wir wissen, wie schön dieses Spiel in Berlin ist, da müssen wir hin".
Deutscher Clásico steht bevor
Kämpferisch klangen sie ja, die Bayern-Stars. Und recht optimistisch. Doch wie genau sie die Partie am Mittwoch gewinnen wollen in der aktuellen Form, war eine der großen Fragen am Samstagabend. Das Spiel gegen Mainz offenbarte, dass Ancelottis Mannschaft angeschlagen ist – körperlich und mental. Zu sehen etwa beim frühen 0:1 durch Bojan Krkic (3.), als Arturo Vidal vor dem Strafraum einen schlimmen Fehlpass spielte und Thiago den kleinen Spanier einfach vorbeilaufen ließ. Oder später bei Daniel Brosinskis 1:2 per Elfmeter (41.), als Aushilfsinnenverteidiger Joshua Kimmich zuvor ein vermeidbares Foul unterlaufen war. Thiago rettete per Solo immerhin das 2:2 (73.).
"Das Spiel vom Dienstag hängt uns noch nach, wir sind auch nur Menschen", sagte Müller und warb um Verständnis. Seine Mitspieler äußerten sich kritischer. "Wir waren zu locker", erkannte Mats Hummels. Und Robben, der Mentalitätsspieler schlechthin in dieser Bayern-Mannschaft, meinte: "Wir sind Profis, es hätte heute ein bisschen mehr kommen müssen. Wir hätten die Bundesliga entscheiden können. Es gibt nie Ausreden."
Verletzungspech - und Schaffenskrise?
Es ist gerade zwei Monate her, dass Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge vor Ancelottis 1000. Trainerspiel verkündet hatte: "Die Zeit, die jetzt ansteht, in der es anfängt zu grünen und zu blühen – das ist die Ancelotti-Jahreszeit." Nun weiß man: Der Frühling ist mal wieder eine verfluchte Jahreszeit für die Bayern. Weil sich zahlreiche Stammspieler in der entscheidenden Phase verletzt haben (Neuer, Boateng, Hummels, Lewandowski); weil einige Stars nicht oder nicht mehr fit genug sind (Vidal, Ribéry); weil die Ersatzspieler nicht genügend Qualität besitzen, um für Entlastung zu sorgen (Costa, Coman, Sanches).
Was bleibt, ist Dortmund. Eine "knallharte Aufgabe", wie Hummels sagte. Die letzte Chance auf einen versöhnlichen Frühling.
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