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Verbaler Schlagabtausch: Matthäus meldet sich erneut im Kahn-Streit zu Wort – "Werde mich nicht verbiegen lassen"

Oliver Kahn und Lothar Matthäus liefern sich einen heftigen Streit, Anlass ist die Trennung von Julian Nagelsmann.
von  Maximilian Koch
Oliver Kahn und  Lothar Matthäus haben sich am Sky-Mikrofon in die Wolle gekriegt. (Archivbild)
Oliver Kahn und Lothar Matthäus haben sich am Sky-Mikrofon in die Wolle gekriegt. (Archivbild) © IMAGO/ Lackovi

München - Geht’s raus und spielt’s Fußball? Nein – so einfach, wie es "Kaiser" Franz Beckenbauer gerne hielt, war es am Samstagabend beim Topspiel des FC Bayern gegen Borussia Dortmund (4:2) nicht.
Schon bevor der Ball überhaupt rollte, krachte es mächtig an der Seitenlinie. Im Verbal-Duell traten an: Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn und Sky-Experte Lothar Matthäus.

Matthäus über Bayern-Vorstand: "Ich weiß, dass Kahn lügt"

Kahn hatte es gar nicht gepasst, dass Matthäus die Art und Weise der Trennung von Julian Nagelsmann öffentlich kritisiert hatte. "Immer diese Unterstellung, wir würden den Stil des FC Bayern nicht wahren, also da wäre ich mal ganz, ganz vorsichtig", sagte der einstige Torwart-Titan mit finsterem Blick – und das war nur der Beginn des Schlagabtauschs.

"Ich sage nur das, was ich höre, sehe und fühle. Die zeitliche Abfolge, so wie sie Kahn schildert, passt nicht zusammen“, erwiderte Matthäus, um in der Halbzeitpause bei "t-online“ sogar noch nachzulegen: "Ich weiß, dass Oliver Kahn lügt." Rumms! Ein heftiger Vorwurf. Und im Mittelpunkt die Frage: Wann und wie haben die Bayern-Bosse Nagelsmann tatsächlich über den Trainerwechsel informiert?

Gab vor Medienberichten wohl keinen Kontakt der Bayern-Bosse 

Am Donnerstagabend vor einer Woche machten die Gerüchte um Nagelsmann und Nachfolger Thomas Tuchel erstmals die Runde. Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic versuchten an diesem Tag nach der Einigung mit Tuchel laut eigener Aussage mehrmals, den im Skiurlaub weilenden Coach telefonisch zu erreichen, um ein Treffen am nächsten Tag auszumachen.

Dieser Darstellung widersprach die Nagelsmann-Seite allerdings deutlich. Es habe vor den Medienberichten "keinen Kontakt und keinen Kontaktversuch der Bayern" gegeben. "Das Management von Julian Nagelsmann hat selbst nach diversen Gerüchten in den Medien bei Hasan Salihamidzic angerufen“, erklärte die Agentur Sports 360. Ja, was denn nun?

Kahn wehrt sich gegen Lügen-Vorwürfe 

Der Ablauf der Trennung sei in jedem Fall "eine Katastrophe" gewesen, räumte Kahn ein. Das habe aber daran gelegen, dass die Information über Nagelsmann zu den Medien durchgestochen worden sei. "Das ist sicherlich keiner vom FC Bayern gewesen. Wir schießen uns ja nicht selber in den Fuß", sagte Kahn – und wehrte sich am Sonntag via Bild-TV dann auch noch mal gegen die Lügen-Vorwürfe von Matthäus.

"Er hat sich über den einen oder anderen Umweg zum Chefkritiker des deutschen Fußballs aufgeschwungen", sagte Kahn. Dass man da keine Samthandschuhe trage und es mal heftig zugehe, sei in Ordnung. "Allerdings sollte man gewisse Grenzen nicht überschreiten."

Und wenn man, so Kahn weiter, "den Chefkritiker mal selbst kritisiert, habe ich immer so das Gefühl, damit kann er überhaupt nicht umgehen und er lässt sich dann zu solchen halt- und auch stillosen Aussagen hinreißen. Er, der uns und damit auch dem FC Bayern vorwirft, stillos gehandelt zu haben. Aber so ist Lothar, das wird sich auch nicht ändern. Hasan und ich, wir haben zu jeder Zeit die Wahrheit gesagt und da ändern auch diese Behauptungen von Lothar nichts."

Matthäus bekräftigt Kritik an Bayern: Früher mehr "Nestwärme"

Matthäus bekräftigte nun am Montag seine Kritik am FC Bayern. "Ich glaube, dass die Aussagen der Bayern-Bosse hinsichtlich der zeitlichen Abfolge bei der Trennung von Julian Nagelsmann und der Verpflichtung von Thomas Tuchel nicht ganz korrekt wiedergegeben wurden", schrieb der Rekordnationalspieler in seiner Sky-Kolumne. Der 62-Jährige stellte aber klar, dass er den Bayern-Bossen keine Lüge unterstellt habe: "Wenn ich jemanden der Lüge bezichtigt hätte, dann würde ich auch dazu stehen. Habe ich aber nicht."

Bei der Aussage, dass der deutsche Rekordmeister das "Mia san mia" mit Füßen getreten habe, ruderte Matthäus jedoch ein wenig zurück. Dies habe er vielleicht etwas zu harsch formuliert. "Aber ich höre seit längerer Zeit immer wieder, dass die Nestwärme früher mehr gelebt wurde. Nichts anderes wollte ich damit sagen. Es ist mehr Geschäft als Gefühl. Das ist auch ganz normal, denn die Welt, der Fußball und die Arbeit in einem so großen Verein haben sich verändert." Weihnachts- oder Firmenfeiern wie früher seien heute gar nicht mehr möglich, erklärte Matthäus. "Weil dieser Verein ein globaler Konzern mit sehr vielen Mitarbeitern geworden ist."

Verteidigt seinen Bruder: Axel Kahn.
Verteidigt seinen Bruder: Axel Kahn. © IMAGO/Matthias Wehnert

Bruder von Kahn verteidigt dessen Vorgehen 

Axel Kahn, der Bruder und enge Vertraute des Vorstandschefs, der am Samstag gemeinsam mit dem Bayern-Boss bei einem Abendessen den Sieg gegen Dortmund und das Matthäus-Thema analysierte, erklärte der AZ: "Matthäus hat eine Grenze überschritten und sich damit sicher keinen Gefallen getan. Dazu kommt die Art und Weise, Oliver nach der Auseinandersetzung vor dem Spiel noch mal zu attackieren. Das gehört sich nicht! Matthäus ist sich der Tragweite seiner Aussagen nicht bewusst und wäre gut beraten, sich zu hinterfragen."

Zoff ohne Ende – doch eine Versöhnung ist nicht ausgeschlossen. "Ich bin in München und jederzeit erreichbar", ließ Oliver Kahn Matthäus wissen. Und auch Matthäus zeigt sich nachsichtig: "Von meiner Seite aus ist alles in Ordnung, und wenn ich ihn das nächste Mal sehe, gebe ich ihm respektvoll wie immer die Hand." Ein menschlich guter Umgang sei ihm wichtiger "als die ständigen Nebenkriegsschauplätze", schrieb Matthäus. "Und trotzdem muss es erlaubt sein, die Arbeit des Clubs zu kritisieren und zu analysieren." Er werde sich in seiner Art als Experte oder Kolumnist "nicht verbiegen lassen".

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