Van Olic und die Ergänzungshelden

MÜNCHEN - Das Prinzip von Bayern-Trainer Louis van Gaal funktioniert: Die vermeintlich zweite Garde sichert im Derby zum Wiesn-Auftakt den Sieg gegen Nürnberg.
Wenn Louis van Gaal sich am Spielfeldrand aufbaut, muss man sich Sorgen machen – um die Spieler. Zeigefinger, stechend wie ein Degen, Brüllattacken, die nur knapp vom Stadionlärm überdeckt werden, so erlebt man den Perfektionisten, wenn er unzufrieden ist. Van Gaal verteilt seinen Zorn aber gerechterweise an alle –ohne Rücksicht auf Ansehen des zu Schimpfenden. Ribéry bekommt genauso sein Fett weg wie Pranjic.
Beim 2:1 gegen Nürnberg wurde sein Faible für Gerechtigkeit belohnt: Er entschied das Spiel. Wie in Dortmund und Haifa retteten die vor der Saison als zweite Garde Abgestempelten die Punkte: Daniel van Buyten, Thomas Müller und Ivica Olic. Wer dieses Ergänzungsspieler-Trio vor zwei Monaten als potenzielle Matchwinnern bezeichnet hätte, wäre mitleidig belächelt worden. Wie viele vor ihm hatte van Gaal Chancengleichheit angekündigt, egal ob Weltstar oder Nachwuchsspieler. Es waren keine Lippenbekenntnisse.
Die Unterschätzten zahlen es ihm nun zurück: Müller mit einem Assist, Olic und van Buyten mit je einem Tor. Der Belgier sagte: „Wenn man an Spieler glaubt und ihnen die Chance gibt, sich zu beweisen – das ist der große Unterschied.“ Von Robbery, also Robben (fiel kaum auf) und Ribéry (kam erst in Hälfte zwei) war übrigens nicht viel zu sehen am Samstag. Aber dafür gab’s ja van Olic.
Thomas Becker