Van Gaals FC Bayern: "Wir haben Angst verbreitet"
MÜNCHEN - Sie zeigten die Dominanz aus der Vorweihnachtszeit. Ein höherer Bayern-Sieg gegen Hoffenheim scheiterte nur an der Chancenauswertung. Die Bayern-Stars kommen ihrer Top-Form näher, das Team findet zusammen. Dabei hat einer noch gar nicht mitgespielt.
Als der FC Bayern München nach über einjähriger Leidenszeit für eine Nacht an die Spitze zurückgekehrt war, schickte Louis van Gaal eine donnernde Drohung an die Bundesliga-Konkurrenz. „Ich glaube schon, dass wir Angst verbreitet haben“, sagte der Niederländer nach dem 2:0 (1:0) beim Rückrunden-Auftakt gegen 1899 Hoffenheim: „Und wir haben noch ohne Ribery gespielt. Den werden wir in nächster Zeit auch noch integrieren.“
Der Superstar wollte am Sonntag wieder mit der Mannschaft üben und soll im Schlagerspiel am kommenden Samstag beim Pokalsieger Werder Bremen sein Comeback nach über drei Monaten Pause feiern. Er könnte den Aufwärtstrend des Rekordmeisters weiter beschleunigen, den auch die Winterpause nicht stoppen konnte. Beim siebten Pflichtspiel-Sieg in Folge zeigten die Bayern nach anfänglichen Problemen zumindest in der zweiten Halbzeit auch ohne den kleinen Franzosen die vom Trainer geforderte Dominanz und hätten viel höher gewinnen müssen.
„Der letzte Tick hat noch gefehlt. Aber wir werden vor dem Tor noch konsequenter sein, dann werden wir auch noch mehr Tore schießen und automatisch Erster sein“, sagte Nationalstürmer Mario Gomez. Er allein vergab drei Großchancen, scheiterte dabei nach einer schönen Einzelaktion in der Nachspielzeit am Pfosten, „weil ich eben ein Deutscher bin und den Ball nicht über den Torwart gelupft habe“. So blieb es beim 2:0 durch Tore von Martin Demichelis (35.) und Joker Miroslav Klose (86.).
Klose: "2010 soll mein Jahr werden"
Während der argentinische Verteidiger beim Torjubel mit dem Daumen im Mund seinen kleinen Sohn Martin Tiago grüßte, Freude sich Klose auf Knien über seinen ersten Bundesliga-Treffer der Saison. Zwar kündigte „General“ van Gaal nach dem Spiel an, dass der Nationalstürmer trotz seines Treffers erstmal weiter auf der Bank sitzen dürfte, aber Klose Freude sich trotzdem über das kleine Erfolgserlebnis: „Ich will wieder dorthin, wo ich in guten Zeiten war. 2010 soll mein Jahr werden.“
Es könnte auch das Jahr des FC Bayern werden. Die Stars kommen ihrer Topform näher und finden sich als Team immer besser zusammen. Der verletzungsanfällige Dribbelkünstler Arjen Robben glänzte mit tollen Solos und konnte endlich einmal über 90 Minuten durchspielen. Bastian Schweinsteiger zeigte nicht nur bei der Vorbereitung des 1:0 eine starke Leistung im zentralen Mittelfeld. Das dürfte Bundestrainer Joachim Löw auf der Tribüne genauso aufgefallen sein wie die einmal mehr starke Leistung von Abwehr-Talent Holger Badstuber. Die 69.000 Fans sangen jedenfalls euphorisch: `Deutscher Meister wird nur der FCB!"
„Das war ein sehr gelungener Rückrundenstart. Wir haben den Druck auf die Konkurrenz ausgeübt, den wir ausüben wollten“, sagte auch Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Er sah die (bis zum Samstagabend vorübergehende) Tabellenführung aber nur als „schöne Momentaufnahme. Wichtig ist nicht der 18. Spieltag, wichtig ist der 34. Spieltag. Unser Ziel ist es, deutscher Meister zu werden.“
Träumen von der Champions League
Der Optimismus ist in München inzwischen so groß, dass sogar offen „Titelhoffnungen“ in der Champions League bekundet werden – so stand es jedenfalls auf der Titelseite des Stadionhefts zu lesen.
Die ersatzgeschwächten Hoffenheimer verschwinden dagegen nach dem fünften Spiel ohne Sieg in Serie endgültig im grauen Mittelmaß der Liga. Torhüter Timo Hildebrand verhinderte mit tollen Paraden eine höhere Niederlage: „Es ist kein Zufall, dass wir gegen Topteams verlieren. Die Bayern waren einfach viel cleverer.“
Die Drohung der Bayern hat zumindest bei Trainer Ralf Rangnick gewirkt: „Man sieht die Handschrift von Trainer Louis van Gaal. Da muss ich jetzt mein Hütchen ziehen.“ Über die eigenen Ansprüche und das Saisonziel Platz fünf wollten die Kraichgauer lieber nicht mehr so laut sprechen. „Dieses Ziel haben wir ja so auch nie öffentlich formuliert. Und es macht ja auch keinen Sinn, über virtuelle Ziele zu fabulieren“, sagte Manager Jan Schindelmeiser. (SID)