Van Gaals Defensiv-Rochade
Bayern-Trainer muss gegen Köln das Team umbauen. Alaba soll ran: „Er kann das!“
MÜNCHEN Daniel van Buyten fühlt sich wieder fit, das ist die gute Nachricht. Zwei Wochen war der Abwehrboss mit einem Muskelfaserriss ausgefallen, am Mittwoch trainierte er das erste Mal wieder mit der Mannschaft, am Samstag in Köln (15.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) will er sein Comeback in der Stammelf geben.
Erstaunlich daran ist, dass Louis van Gaal da nichts dagegen hat. Üblicherweise ist für den Trainer ein gerade erst genesener und sich fit fühlender Kicker kein van-Gaal-fitter-Spieler. Fit heißt nicht trainerfit, das ist ein Prinzip des Niederländers, mit dem sich in dieser Saison nicht nur Franck Ribéry und Arjen Robben anfreunden mussten.
Doch van Buyten, der auch selbst zugibt, noch konditionellen Rückstand zu haben, wird am Samstag spielen. Wegen der Gesichtsfrakturen, die sich Martin Demichelis beim Länderspiel am Mittwoch zugezogen hat, fehlen van Gaal die Alternativen in der Abwehr, und so bricht er notgedrungen mit seinen Prinzipien. „Demichelis hat sich verletzt und van Buyten ist wieder fit. Da haben wir ein bisschen Glück“, sagte van Gaal.
Trainerfit heißt für die Viererkette bis auf weiteres: Fit ist, wer sich auf den Beinen halten kann. Und zum Innenverteidiger wird, wen van Gaal dazu bestimmt. Statt sich bei Mehmet Scholls Drittligamannschaft nach Alternativen für die Bank umzusehen, hat van Gaal in seiner Not kurzerhand zwei Mittelfeldspieler als Ersatz für die Viererkette auserkoren. „Mit Anatoly Timostschuk haben wir im Training auch in der Innenverteidigung gespielt, er wäre eine Möglichkeit“, meinte van Gaal. Und auch David Alaba, dem erst 17-jährigen und 1,74 Meter großen Superdribbler, traut der Trainer die Rolle zu. „Alaba ist ein multifunktionaler Spieler. Er kann Innenverteidiger, aber auch als linker Außenverteidiger spielen. Er meint das nicht, aber er kann das“, glaubt van Gaal.
Viel mehr Kopfzerbrechen scheint van Gaal ohnehin ein anderes Problem zu machen: Am Mittwoch waren – bis auf Keeper Jörg Butt und van Buyten – noch alle seine Spieler mit den Nationalmannschaften unterwegs, am Samstag steht das Spiel in Köln an, bei dem es darum geht, die eben erst wiedergewonnene Tabellenführung zu verteidigen, und am Dienstag kämpfen die Bayern in Florenz darum, das Champions-League-Viertelfinale zu erreichen. Dass drei Spiele in sechs Tagen ganz schön schlauchen können, weiß natürlich auch van Gaal, der in dem Dilemma steckte, ob er dem ein oder anderen nicht vielleicht eine Pause gönnen sollte am Samstag. Er hat sich dagegen entschieden – auch auf die Gefahr hin, dass es schief geht.
Am Samstag – oder eben dann am Dienstag in Florenz. „Ich denke nicht, dass es Veränderungen geben wird“, sagte er. Weder jetzt, noch am Dienstag. Die Spieler müssen die Zähne zusammenbeißen.
„Körperlich sehe ich da kein Problem, aber im Geist ist es natürlich schwierig für die Spieler“, gab van Gaal zu.
F. Cataldo, P. Pander