Van Gaal und die Zwei-Klassen-Gesellschaft

MÜNCHEN - Der FC Bayern hat einen neuen Trainer – und gleich zwei neue Mannschaften. Louis van Gaal trennt in den ersten Tests strikt das A- und B-Team – sind da bereits die ersten Vorentscheidungen für die Stammelf?
Erst schwitzen, dann sitzen. Und tags darauf genau umgekehrt. Spielen und ab auf die Bank, die Bayern- Profis wurden bei den ersten beiden Testspielen der Vorbereitung zu Teilzeitkickern. Nach 45 Minuten war jeweils Schluss. Öfter mal was Neues: Der FC Bayern hat einen neuen Trainer, Louis van Gaal. Und, was sich jetzt erst herausstellte, gleich zwei neue Mannschaften. Eine Zwei-Klassengesellschaft in der Vorbereitung – das ist noch keinem Coach eingefallen.
Schon in den Trainingseinheiten an der Säbener Straße hatte van Gaal sehr häufig dieselben Kandidaten als Pärchen oder in Mannschaftsteilen miteinander üben lassen. Nach dem 0:0 in Salzburg am Freitagabend gab es am Samstag beim Gaudi- Kick gegen den Fanclub „De rodn Waginga“ ein 11:0 – und nur jeweils einen Überläufer. Einzig Neuzugang Anatolij Timoschtschuk und Hamit Altintop tauschten ihre Mannschaften. Sonst alles beim Alten.
Hier die Teams in der Übersicht (wobei die verletzten Ribéry, Schweinsteiger und sowie die Confed-Cup Urlauber Toni und Lucio als auch der für insgesamt drei Testspiele gesperrte Olic fehlten):
Team A:
Butt – Lahm, van Buyten, Badstuber, Braafheid – Timoschtschuk/Altintop, van Bommel, Sosa, Pranjic – Klose, Gomez.
Team B:
Rensing – Görlitz, Demichelis, Breno, Contento – Altintop/Timoschtschuk, Ottl, Baumjohann, Borowski – Sene, Müller.
Auf die Frage, ob es denn etwas bedeute, dass Torhüter Jörg Butt in der vermeintlichen A-Elf zu finden sei und sein Rivale Michael Rensing in der B-Elf, sagte van Gaal: „Ich muss immer eine Aufstellung machen, mit dem Ziel etwas zu erreichen. Und ich werde die Spieler gut beobachten. Ich muss immer sehen, wie die Spieler zusammenarbeiten. Das ist wichtig für mich.“
Also würfelt er nicht quer durch. Kein Training, keine Spielminute ohne Hintersinn. Das bedeutet: Ein erster Trend ist erkennbar, erste Vorentscheidungen sind gefallen.
Und zwar:
Torwart:
Offenbar bevorzugt van Gaal die ruhige, sachliche Art von Butt, dessen aktives Mitspielen. Dochmit einer Entscheidung will er sich Zeit lassen. Womöglich drängt er noch auf einen Einkauf.
Abwehr:
Lahm ist rechts gesetzt (außer Chelseas Bosingwa kommt noch im Schlussverkauf), in der Mitte hat Neuprofi Badstuber dank seines Linksfußes einen Platz sicher, um Platz zwei kämpft der Rest, links verteidigt Neuzugang Braafheid.
Mittelfeld:
Van Bommel oder Timoschtschuk – wer setzt sich durch, war die Frage. Die Lösung könnte heißen: UND. Links hat der neue Kroate Pranjic seinen Platz sicher, vorne fehlt Franck Ribéry. Geht er doch, könnten Alternativen wie die Real-Profis van der Vaart oder Sneijder wieder ein Thema werden.
Angriff:
Klose und Gomez heißt das Sturmduo, wird schwer für Olic und Toni. Van Gaal verschafft sich derzeit einen Überblick, beklagt aber: „Mein Lieblingssystem ist das 4-3-3, ich habe aber noch nicht die Spieler, die dafür notwendig sind.“ Nun improvisiert der Holländer, mit einem 4-4-2-Rautensystem. Er sagt: „Also muss ich ein System wählen, das auf alle Spieler bestens passt.“ Auf zwei Mannschaften.
Nächster Test: Der T-Home-Cup am Wochenende in Gelsenkirchen. Gespielt wird zwei Mal 30 Minuten. Ideal für Bayern I und Bayern II.
Patrick Strasser