Van Gaal spricht schon von seinen Nachfolgern

Bayerns Coach ist weiter von sich und seinem Plan überzeugt. Er belustigt sich über Beckenbauer und sieht lediglich in Ferguson und Capello mögliche Alternativen zu sich selbst: „Aber die sind besetzt.“
von  Abendzeitung
„Natürlich vertrage ich Kritik", sagt Bayern-Trainer Louis van Gaal, „ich höre jeden Tag auf meine Spieler und setze um, was sie sagen.“ Foto: Bongarts/Getty Images
„Natürlich vertrage ich Kritik", sagt Bayern-Trainer Louis van Gaal, „ich höre jeden Tag auf meine Spieler und setze um, was sie sagen.“ Foto: Bongarts/Getty Images © Rauchensteiner/Augenklick

Bayerns Coach ist weiter von sich und seinem Plan überzeugt. Er belustigt sich über Beckenbauer und sieht lediglich in Ferguson und Capello mögliche Alternativen zu sich selbst: „Aber die sind besetzt.“

MÜNCHEN Natürlich ging es um den Acht-Punkte-Rückstand. Muss man sich also vor dem neunten Spieltag Sorgen machen um den derzeit nur auf Rang acht geführten Rekordmeister? Nicht doch, beruhigt der Trainer bei der Pressekonferenz vor der Samstagspartie beim SC Freiburg: „Wir haben alle Spiele dominiert“, sagt Louis van Gaal, „gegen Juventus, gegen Wolfsburg. Okay, in Hamburg, das war vielleicht ein Unentschieden.“ Und sonst? Alles in der Spur, so der Coach. „Ich bin ein Prozess-Trainer. Ich brauche Zeit dafür. Es ist an Bayern München, mir Zeit zu geben oder nicht.“ Upps, so weit hatte ja gar keiner gedacht.

Dabei hatte er von Franz Beckenbauer Stunden zuvor noch ein dickes Lob bekommen: „Ich denke, dass wir da eine gute Wahl getroffen haben.“ Man sollte dem Niederländer jetzt „die Ruhe und das Vertrauen“ geben. „Dann wird es schon werden“, sagte Beckenbauer. „Van Gaal ist ein Fachmann, ein Lehrer, ein Fußball-Lehrer, also ganz anders, genau das Gegenteil von Jürgen Klinsmann.“ Ach so – und was war Klinsmann?

Van Gaal aber ließ sich in der Presse-Runde am Donnerstag nicht von seinem gedanklichen Weg abbringen: „Und wenn ein anderer Trainer kommt, wie sähen dann seine Papiere aus? Was für einen Lebenslauf hat der? Wer könnte das sein?“ Betretenes Schweigen in der Reporterrunde. Van Gaal antwortet sich selbst: „Ferguson? Capello vielleicht? Aber die sind besetzt. Also wer?“ Ein Reporter traut sich vor, sagt scherzend: „Beckenbauer?“ Van Gaal schüttelt den Kopf: „Hat nicht so viele Titel wie ich.“ Will sagen: Es gibt zur Zeit keinen besseren Trainer für den FC Bayern als eben Louis van Gaal, glaubt Louis van Gaal. Und wer das nicht versteht, solle sich doch um einen Nachfolger kümmern. Schon im September hatte er mit seinem möglichen Rücktritt kokettiert.

Dass Geduld und Vertrauen sich bei ihm letztlich auszahlt, erläutert er an einem Beispiel aus der vergangenen Saison. „Mit AZ Alkmaar waren wir drei Monate vor Saisonende elf, zwölf Punkte hintendran.“ Mit einem 3:2 gegen den PSV Eindhoven begann eine große Siegesserie, die schließlich in der Meisterschaft mündete. Nur: Der FC Bayern ist kein Underdog wie Alkmaar. An der Säbener Straße gibt es andere Vorgaben, was van Gaal natürlich weiß: „Wir haben alle diesen Druck. Wichtig ist jetzt, wie man damit umgeht.“

Thomas Becker

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