Van Gaal passt sich an
Der sonst so angriffslustige Bayern-Trainer gibt sich, nach der Ermahnung durch Vorstandschef Rummenigge, seltsam zahm. Vor dem Gastspielin Köln lobt er sogar sein Verhältnis zu den Bossen.
MÜNCHEN Louis van Gaal wusste, dass die Frage kommen würde. Hatte er diesen Umstand in den letzten Wochen ja selbst immer wieder betont. „Herr van Gaal, Sie haben noch kein Spiel gegen Köln gewonnen“, wurde der Coach also am Freitag, einen Tag vor dem Duell gegen den FC (15.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) gefragt. Doch Louis van Gaal wäre nicht Louis van Gaal, wenn er keine Überraschung parat hätte. „Ha, da sind Sie wieder schlecht vorbereitet“, sagte er, „es stimmt, ich habe noch kein Pflichtspiel gegen Köln gewonnen, aber beim T-Home-Cup haben wir sie geschlagen“.
Kleine Scharmützel mit den Reportern gehören bei van Gaal zum guten Ton, kaum eine Presserunde geht ohne eine Belehrung durch den Niederländer über die Bühne. Doch am Freitag begleitete van Gaals Belehrung ein dröhnendes Lachen. Er ließ es dabei bewenden.
Überhaupt schien der Coach um gute Laune bemüht. Als ob van Gaal sich die Worte von Karl-Heinz Rummenigge zu Herzen genommen hatte. „Wir sollten wie im letzten Jahr, als es auch mal Kritik gab, Geduld und Gelassenheit zeigen“, hatte Rummenigge unter der Woche in einem Interview der „Sport Bild“ gesagt und Sportdirektor Christian Nerlinger und den Trainer ermahnt, „harmonisch, loyal und gut miteinander“ auszukommen. „Ich bitte da einfach um ein Stück mehr Gelassenheit im täglichen Umgang“, hatte Rummenigge gesagt.
Van Gaal hat die Nachricht vernommen – und passt sich an. Am Freitag vermied er jegliche Konfrontation und Attacke – und negierte sogar, dass die jüngsten Auseinandersetzungen mit Präsident Uli Hoeneß und Nerlinger etwas zu bedeuten gehabt hätten. „Es wurde versucht, mich und meinen Vorstand gegeneinander auszuspielen“, sagte er.
Eine eher schönfärberische Darstellung der Situation, da ja er selbst keine Möglichkeit ausgelassen hatte, seinen Unmut über die Kritik an ihm öffentlich kundzutun. Doch nun scheint er sich vorerst selbst eine Art Maulkorb verpasst zu haben. Und er blieb meist im Vagen: Wie ihm die Entwicklung von Keeper Thomas Kraft gefalle? „Die Ruhe in der Verteidigung ist geblieben. Das ist schon sehr gut, wenn ein neuer Torhüter anfängt. Ich bin nicht unzufrieden“, sagte er, „er hat Fehler gemacht, aber auch fantastische Rettungen gemacht.“ Wo Kraft noch Schwächen hätte? Van Gaal: „Das sage ich nicht – sonst haben Sie wieder drei Wochen lang etwas zu schreiben.“ Ob er die Unterschiede zwischen Kraft und seinen einstigen Kollegen und jetzigen Kölner Michael Rensing erklären könne? Da sagte Van Gaal: „Ich habe großen Respekt vor Michael Rensing und bin froh, dass er jetzt bei Köln ist und wieder einen Job hat.“
Filippo Cataldo