Van Gaal macht’s wie Franz

SALZBURG - Im ersten Testspiel, beim 0:0 in Salzburg, wechselt der neue Trainer die komplette Mannschaft aus. Ein Vereinsrekord. Auch eine neue Sitzordnung gibt es – mit Uli Hoeneß auf der Tribüne
Louis van Gaal ist ein Mann, der zu seinem Wort steht. „Es werden alle Spieler, die mitfahren, zum Einsatz kommen“, hatte der neue Bayern-Coach versprochen. Weil 22 Mann zum ersten Test der Vorbereitung mit zu Red Bull Salzburg gereist waren, fiel van Gaals Rechnung einfach aus: Zwei Halbzeiten, zwei Mannschaften. Und zwei gleiche Resultate. 0:0 und 0:0 machte 0:0. Ein Test ohne große Aussagekraft.
Van Gaal machte es wie einst der Franz. Der frühere DFB-Teamchef hatte kurz vor der WM 1990 in einem Testspiel den inoffiziellen Auswechselweltrekord aufgestellt – elf für elf. Nun zog van Gaal nach. Dürfte inoffizieller FC-Bayern-Wechselrekord sein.
Half nur nicht viel gegen den österreichischen Meister, der am kommenden Wochenende bereits in die Liga startet und spritziger wirkte. Aber das hatten die Bayern nach nur acht Trainingstagen einkalkuliert. Van Gaal: „Es ist noch zu früh, um viel zu erwarten."
Wie recht er hatte. Zudem kämpften die Bayern noch mit dem ungeliebten Kunstrasen. Und mit dem Wetter. Zum Anpfiff schien noch die Sonne, da scharte van Gaal seine Assistenten um sich: Rechts neben ihm Assistent Andries Jonkers, links von ihm Kult-Co Hermann Gerland, daneben der neue Sportdirektor Christian Nerlinger, Teamarzt Müller-Wohlfahrt und Jos van Dijk, zuständig für die Trainingssteuerung. Als es zu schütten begann, wechselten sie unter eine Plexiglasbank – und später wieder zurück.
Den Stress hatte Uli Hoeneß nicht. Der Manager hatte seine Ankündigung wahr gemacht, er saß oben auf der Vip-Tribüne, neben ihm sein Bruder Dieter. Was er sah: Zwei Bayern-Teams, die eine Handschrift trugen. Ein klares Aufbauspiel im 4-4-2-System. Nur viel Qualität war nicht dabei, die Spieler kämpften mit sich und der Fitness, die Neuen (s. Seite 30) mit Anpassungsschwierigkeiten.
Van Gaal blieb ruhig auf der Bank, rief selten etwas herein. Er macht sich ein Bild, er will ja aussortieren. Um fünf Profis soll der Kader noch entschlackt werden, weitere Bewährungschancen folgen bis zum Ligastart am 8. August in Hoffenheim noch genügend. Etwa am Samstag in Waging, gegen den Fanklub „De rodn Waginga“. Da dürften dann auch Tore fallen.
P. Strasser