Van Gaal, der Entmachtete

Louis van Gaal ist ab sofort nur noch ein Trainer auf Abruf beim FC Bayern. Kommen soll nach AZ-Informationen nämlich: Jupp Heynckes, der Freund der Familie, der schon 1987 Bayern-Trainer war.  
von  Filippo Cataldo
Louis van Gaal darf noch bleiben und muss doch bald gehen.
Louis van Gaal darf noch bleiben und muss doch bald gehen. © sampics

Louis van Gaal ist ab sofort nur noch ein Trainer auf Abruf beim FC Bayern. Kommen soll nach AZ-Informationen nämlich: Jupp Heynckes, der Freund der Familie, der schon 1987 Bayern-Trainer war und im April 2009 von Klinsmann übernahm.

München - Um halb drei brauste ein schwarzer Geländewagen mit Frankfurter Kennzeichen von der Säbener Straße 53 weg. Was eigentlich nicht erwähnenswert wäre, wenn nicht Matthias Sammer am Steuer gesessen wäre. Der DFB-Sportdirektor, der immer wieder mal als möglicher Nachfolger von Louis van Gaal genannt wird. Sammer brachte seinen Sohn Marvin, der in der Bayern-Jugend spielt, zum Training. Mehr nicht. Bei den aktuellen Geschehnissen beim FC Bayern spielt Sammer keine Rolle.

Um halb drei waren die Würfel nämlich längst gefallen. Der FC Bayern und Louis van Gaal werden ab Sommer getrennte Wege gehen. Dies ist das Ergebnis eines rund zweistündigen Treffens zwischen van Gaal, Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Finanzchef Karl Hopfner und Sportdirektor Christian Nerlinger, das Montagvormittag im Westin Grand am Arabellapark stattgefunden hat. Es ist eingetreten, was sich schon Sonntagabend abzeichnete: Louis van Gaal ist ab sofort nur noch ein Trainer auf Abruf beim FC Bayern.

Die Gründe hierfür nannte Rummenigge in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, in der keine Fragen zugelassen waren: zum einen die Sorge, dass „die Minimalziele“ in Gefahr seien, zum anderen die „unterschiedliche Auffassung über die strategische Ausrichtung des Klubs“. Zudem sei die Entscheidung, sich im Sommer zu trennen, „einvernehmlich“ gefallen. Schließlich seien diese unterschiedlichen Auffassungen im Gespräch nochmals deutlich geworden, so Rummenigge.

Und genau das ist die Krux: Man darf nicht davon ausgehen, dass der zur Selbstherrlichkeit neigende van Gaal ausgerechnet jetzt, wo klar ist, dass sein Wirken in Bayern nur eine Episode bleiben wird, von seinen Prinzipien abweichen wird. Dass er sich jetzt, wo die Bosse ihn entmachtet haben, kompromissbereiter zeigen und abrücken würde von seiner Idee des schönen Spiels. Van Gaal wird wohl nicht plötzlich zum Verfechter des bajuwarisch-nüchternen 1:0-Fußballs werden, seine Kicker werden auch gegen den HSV am Samstag und kommenden Mittwoch gegen Inter stürmend-dominant auftreten. Van Gaal und Bayern – das wird nicht mehr zusammenfinden.

Und so bleibt am Ende der Eindruck, dass van Gaal nicht etwa bleiben darf, weil der Bayern-Vorstand auf die Gesetzmäßigkeiten der Branche pfeifen würde und die Saison, bei allen sportlichen Risiken, gemeinsam und mit Anstand zu Ende bringen wollte. Sondern weil sie keinen anderen gefunden haben.

Und auch der derzeitige Favorit für die Zeit nach van Gaal zeugt nicht gerade für ein hohes Maß an Kreativität. Kommen soll nach AZ-Informationen nämlich: Jupp Heynckes, der Freund der Familie, der schon 1987 Bayern-Trainer war und im April 2009 von Klinsmann übernahm. Heynckes ziert sich seit Wochen, seinen mit Saisonende auslaufenden Vertrag in Leverkusen zu verlängern. Von Zoff mit Michael Ballack ist zu hören, von der grundsätzlichen Skepsis’ Heynckes, dass das Leverkusener Umfeld wirklich hungrig nach Titeln sei.

„Es ist klar, dass solche Gedankenspiele aufkommen. Ich kann es mir aber nicht vorstellen. Jupp weiß doch, was er an Bayer hat“, wird Bayer-Sportchef Rudi Völler in „Bild“ zitiert. Was Bayern an Heynckes haben würde, wissen die Beteiligten sowieso: Einen erfahrenen Übungsleiter, dem emotionale Amokläufe fremd sind. Heynckes wäre für den FC Bayern die verlässliche Lösung. Und: Er ist loyal. Ein weiterer Kulturschock wäre ausgeschlossen.

 

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