Van Bommel und Co: Die Revierkämpfer
MÜNCHEN - Die internen Duelle bei Bayern werden härter. Gegen Nürnberg kehren van Bommel, Ribéry und Contento in den Kader zurück. Doch ihre einst angestammten Plätze sind nicht leicht zu erobern.
Für jeden Coach ist solch ein Tag ein Festtag, wenn seine Spieler im Training aufeinander losgehen, als wäre es die spezielle Einheit, die über die Stammplatzvergabe einer ganzen Saison entscheidet.
Siehe Mittwoch. Aufgeheizt von einer ungewöhnlich langen Strecke zweier freier Tage attackierten sich die Bayern-Profis an der Säbener Straße bis an die Grenze der kollegialen Legalität. Kapitän Mark van Bommel grätschte gegen Anatolij Timoschtschuk, schubste ihn, es kam zu Drohgebärden. Philipp Lahm machte in der klaren Münchner Herbstluft neben der Prise Testosteron sogar „Feuer“ aus. Das bekam am Donnerstag dann auch Bastian Schweinsteiger zu spüren, der vom augenscheinlich etwas übermotivierten van Bommel hart umgegrätscht wurde. Ob den Kapitän die Anwesenheit der vier Vertreter des holländischen Fußballverbandes, die das Training beobachteten, angestachelt hatte? Oder der Kampf um seinen neuen Vertrag?
Wie auch immer: Nach Wochen mit einem durch Verletzungen stark reduzierten Kader feiert ein fast vergessener Zustand sein Comeback: der Konkurrenzkampf. Die Profis aus der Reha-Abteilung wollen ihre Plätze gegen die Stellvertreter zurückerobern. Wer sind die Revierkämpfer? Die AZ stellt die Duelle vor.
van Bommel gegen Timoschtschuk/Ottl:
Ein Duell mit Geschichte. Als im Januar 2009 die Verpflichtung des Ukrainers klar war, kündigte Mittelfeld-Chef van Bommel an, der Neue könne sich gerne auf die Bank setzen. Nach seiner über vierwöchigen Pause meldete der Kapitän nun im Training sein Ansprüche wieder an: Seht her, Kameraden, der Boss ist zurück. Timoschtschuk hatte sich in den letzten Wochen bewährt, auch auf van Bommels Position – ebenso wie Andreas Ottl. Ihm droht gegen Nürnberg die Rückversetzung auf die Bank. Prognose: Der Kapitän kehrt zurück, mit Timoschtschuk an seiner Seite, Ottl muss auf die Bank.
Ribéry gegen Kroos/Altintop:
Auch für den Franzosen war es das erste Mannschaftstraining seit seinem Außenband- und Kapselriss im Sprunggelenk. Es war ein Belastungstest für Bänder und Nerven. Van Gaal wird ihn behutsam aufbauen, nach und nach mehr Spielzeiten geben. Die Flügelspieler Kroos und Altintop haben zuletzt passable Lückenbüßer für Ribéry und Robben abgegeben. „Man muss eines bedenken“, sagte Altintop kürzlich, „die Spieler, die zurückkommen, brauchen erst noch Zeit, ihren Rhythmus zu finden. Das heißt nicht, dass sofort alles automatisch besser läuft.“ Prognose: Kroos spielt, Ribéry und Altintop sind Joker.
Contento gegen Pranjic:
Zu Beginn der Saison wehrte sich van Gaal gegen Anstrengungen des Vorstandes, einen linken Außenverteidiger zu verpflichten, er setzte auf Diego Contento. Nun fehlte der Italo-Münchner sechs Wochen wegen einer Leisten-Operation, der Kroate Danijel Pranjic eroberte seinen Platz hinten links. Prognose: Pranjic bleibt nach guten, stabilen Leistungen in der Stammelf.
Breno gegen Demichelis/van Buyten:
Acht Monate nach seinem Kreuzbandriss drängt der Brasilianer auf sein Comeback. Da er in den langfristigen Planungen van Gaals für die Innenverteidigung eine große Rolle spielt, dürfte er bald seine Chance bekommen. Prognose: Breno muss sich noch etwas gedulden.
Das Schlusswort zum Thema kommt von Andreas Ottl: „Ich bin Profifußballer und kein Freizeitfußballer – damit muss man lernen umzugehen.“
Patrick Strasser