Van Bommel: Holt doch Timoschtschuk – für die Bank!
Bayerns Kapitän Mark van Bommel, der noch nicht für die nächste Saison unterschrieben hat, sagt dem Kandidaten aus St. Petersburg schon jetzt den Kampf an.
DUBAI Hamit Altintop wollte mal die andere Seite sehen. Also blieb er, als sein Part bei der Presserunde am Dienstag im Mannschaftshotel „The Palace" vorbei war. Schließlich sprach als nächster Mark van Bommel, der Kapitän. Da mischte sich Altintop unter die Reporter und lauschte. Van Bommel meinte: „Na, Hamit, hast du auch eine Frage?" Nein, hatte der Türke nicht. Waren ja auch kaum noch Fragen offen. Nur offene Münder.
Denn van Bommel war gegen Ende der sonst eher launigen Runde auf Anatoly Timoschtschuk angesprochen worden, den möglichen Sommer-Neuzugang fürs defensive Mittelfeld. Und plötzlich änderte sich van Bommels Miene, das Lächeln verschwand. Was es denn für seine Entscheidung, das Vertragsangebot der Bayern über ein weiteres Jahr anzunehmen, bedeuten würde, wenn die Bosse noch im Januar den Deal mit dem St.Petersburg-Kapitän fix machen würden? „Er kann gerne kommen, dann sitzt er schön auf der Bank. Dafür werde ich sorgen", antwortete van Bommel mit finsterem Blick. Reporternachfrage: „Haben Sie Timoschtschuk mal spielen sehen? Das ist schon ein Guter!“ Van Bommel mit zusammengekniffenen Augenbrauen: „Bin ich ein Schlechter?“ Der Reporter: „Das habe ich nicht gesagt. Aber die Bayern kaufen einen ukrainischen Nationalspieler für viele Millionen Euro Ablöse nicht für die Bank.“ Van Bommel darauf: „Ja und auf der Bank ist man überflüssig, oder?“ Spricht da wer aus eigener (schmerzhafter) Erfahrung? Van Bommel war von Klinsmann im Herbst auf die Bank versertzt worden – und hatte sich zurück ins Team gekämpft.
Van Bommel kämpft. Gerne würde er bleiben, das betonte er noch einmal, weil er sich im Kreise der Mannschaft und mit seiner Familie in München wohl fühlt. Und würde einer über einen zukünftigen Konkurrenten wie Timoschtschuk (Uli Hoeneß: „Ich glaube, dass er bald bei uns unterschreibt") so sprechen, wenn er schon abgeschlossen hätte mit dem Klub?
„Ich würde sehr gerne verlängern, aber nicht zu jeder Bedingung“, meinte der 31-Jährige. Nur ein Jahr haben ihm die Bayern angeboten. Erstmals erklärte Trainer Jürgen Klinsmann in der AZ nun, wieso das so ist: „Wir möchten mit Mark weitermachen, weil wir eine hohe Wertschätzung für ihn haben. Er ist ein Leader, unser Kapitän.“ Auf den er in Zukunft womöglich verzichten möchte? Klinsmann zur AZ: „Wir planen eben auch mit dem gesamten Kader über die nächsten Jahre hinaus, daher das Angebot über zunächst ein Jahr, wie auch bei Zé Roberto. Wir haben auch im Auge: Was kommt danach? Wir müssen an die Altersstruktur des Kaders denken: Was ist in zwei oder vier Jahren?“
Manager Uli Hoeneß glaubt, dass sich van Bommel dennoch für Bayern entscheiden wird. Zu „fcb.de" sagte er jetzt: „Er weiß ganz genau, was er am FC Bayern hat, und ich glaube, deshalb fällt es ihm auch sehr schwer, sich gegen den FC Bayern zu entscheiden, obwohl er vielleicht ein bisserl sauer ist." Sauer macht stark - womöglich puscht das van Bommel in der Rückrunde noch mehr. Der Holländer ist eh von sich überzeugt: „Ich bin fit und spüre, dass ich in den großen Spielen locker mithalten kann.“ Und Timoschtschuk ist aus van Bommels Sicht ohnehin kein Konkurrent. Doch Klinsmann glaubt: „Es gibt in jeder Mannschaft Positionen, die irgendwann von jüngeren Spielern besetzt werden - das ist ein ganz normaler Prozess. Ein jüngerer fängt einen älteren ab und übernimmt dessen Rolle.“
Patrick Strasser