Van Bommel: Der zweite Fall Kahn

Die Art, wie Trainer Jürgen Klinsmann Bayern-Kapitän Mark van Bommel demontiert, erinnert irgendwie an den Sturz Oliver Kahns - in der Ära Klinsmann.
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„Er hat das professionell aufgenommen“, sagt Jürgen Klinsmann über Bayern-Kapitän Mark van Bommel, der auch gegen Lyon draußen bleiben musste.
firo / Augenklick „Er hat das professionell aufgenommen“, sagt Jürgen Klinsmann über Bayern-Kapitän Mark van Bommel, der auch gegen Lyon draußen bleiben musste.

Die Art, wie Trainer Jürgen Klinsmann Bayern-Kapitän Mark van Bommel demontiert, erinnert irgendwie an den Sturz Oliver Kahns - in der Ära Klinsmann.

MÜNCHEN Die Reservisten mussten sich zeigen an der Säbener Straße am Mittwoch. Wie immer am Tag nach einem Spiel. Wer am Abend zuvor begonnen hatte, durfte im Kabinentrakt aktive Erholung betreiben. Der Kapitän nicht. Mark van Bommel war auf dem Platz – mit den Reservisten.

Er und Trainer Jürgen Klinsmann gingen sich aus dem Weg. Ja, aber warum denn? Klinsmann hatte doch rund um das 1:1 in der Champions League gegen Lyon den Holländer derart gelobt, dass der sich eigentlich hätte bedanken müssen für so viele Freundlichkeiten. Ein Auszug aus Klinsmanns Hymne auf van Bommel, der zum dritten Mal in dieser Saison auf die Bank verbannt worden war: „Mark hat die Situation bravourös angenommen. Er stellt sich dieser Situation. Er ist ein super Typ, deshalb ist er Kapitän. Er ist sehr kommunikativ und hält den Laden zusammen.“ Wie habe denn van Bommel reagiert, als er ihm eröffnet habe, dass er erneut von draußen zuschauen müsse? Klinsmann zog die Augenbrauen hoch und meinte: „Er hat das sehr professionell aufgenommen. Man kann nur den Hut ziehen vor ihm.“

Bravo, Mark. Super gemacht. Ein Top-Profi. Das freut Klinsmann. Weiter so, Mark. Sitzen und schweigen. So mag es der Trainer.

„Bitte respektieren Sie, dass ich nichts dazu sagen möchte“, entgegnete van Bommel am Dienstagabend den Reportern. Besser so, damit schützte er sich wohl vor Wutausbrüchen und Beleidigungen. Mit seiner Körpersprache und Mimik allerdings verriet der 31-Jährige jedem Beobachter, wie es um seine Gemütsverfassung bestellt ist. Der Mann ist ganz unten.

Und Klinsmanns Kurs wird von ganz oben abgesegnet.

„Der Trainer hat klar das Recht, die beste Mannschaft aufzustellen. Ich habe viel Verständnis für die Aufstellung“, sagte Manager Uli Hoeneß, „er darf keine Rücksicht darauf nehmen, wer Kapitän ist.“ Ach ja, und Lob durfte nicht fehlen. „Das hat nichts mit der Wertschätzung für die Person Mark van Bommel zu tun. Deshalb ist es richtig, ihn als Kapitän zu belassen.“ Man könnte meinen, der tatsächlich geschwächte und quasi abgesetzte Kapitän wäre gerade zum Mitarbeiter des Monats gewählt worden.

Dabei ist er raus. Weil sportlich zu schlecht? „Mark hatte zuletzt Probleme. Er muss lernen, unser Spiel zu verstehen. Er hat Probleme in der Umsetzung unseres Spiels.“ Raus aus der Stammelf, als Kapitän entmachtet. Van Bommel – ein zweiter Fall Kahn.

Als Jürgen Klinsmann 2004 das Amt des Bundestrainers übernahm, setzte er vor seinem Debüt im August in Österreich Torhüter Oliver Kahn ab und beförderte Michael Ballack zum Mannschaftskapitän. Klinsmann kommentierte das damals so: „Er hat das sehr professionell aufgenommen.“ In den nächsten Monaten wies Klinsmann immer wieder auf die fußballerischen Unzulänglichkeiten von Kahn im Vergleich zu seinem Rivalen Jens Lehmann hin. Er stehe in einem Konkurrenzkampf („Oliver nimmt das ganz professionell an“) zum damaligen Arsenal-Keeper, wie van Bommel nun zu Ottl und Demichelis. Als Klinsmann sich im April 2006 für Lehmann als WM-Torhüter entschied, sagte er: „Oliver Kahn hat Großartiges geleistet. Er hat das alles top-professionell aufgenommen.“

Über Christian Wörns und Sepp Maier konnte man das damals nicht sagen, als Klinsmann sie aus der Nationalelf beförderte. Wie van Bommel wohl im Fall der Fälle reagiert?

Patrick Strasser

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