„Unverschämt, untragbar“

Nach tagelanger Bedenkzeit verurteilt der FC Bayern die Angriffe einiger Fans auf Präsident Hoeneß. Es droht eine Spaltung der Anhängerschaft.  
von  Patrick Strasser

Nach tagelanger Bedenkzeit verurteilt der FC Bayern die Angriffe einiger Fans auf Präsident Hoeneß. Unterdessen droht die Aktion von Teilen der Fans die Anhängerschaft zu spalten

 

München - Nein, Uli Hoeneß selbst wollte sich am Dienstag nicht äußern. Er sei tief getroffen, traurig, gekränkt, heißt es aus dem Verein. Also wandten sich nach längerem Schweigen, der Beratung über den Inhalt der Antwort gegen Mitglieder und Fans geschuldet, der Vorstand der AG sowie das Präsidium und der Verwaltungsbeirat des Vereins an die Öffentlichkeit.

Darin werden „die Beleidigungen gegenüber Uli Hoeneß als unverschämt, untragbar und nicht akzeptabel“ bezeichnet. „Wir sind über die blamablen Vorkommnisse in der Allianz Arena nach wie vor extrem irritiert,“ versichern die Vorstände Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner, „so ein Auftreten und Fehlverhalten gegenüber Uli Hoeneß entspricht nicht dem Stil des FC Bayern und wird von uns niemals akzeptiert. Die Verdienste von Uli Hoeneß sind nicht hoch genug zu bewerten und wurden hier mit Füßen getreten. Wir verurteilen dies. So etwas darf in Zukunft nie wieder vorkommen.“ (hier gibt's die Erklärung im Wortlaut).

Die Vorwürfe eines Teils der Bayern-Fans gegen den Präsidenten kreisen um zwei Punkte: den TSV 1860 und Manuel Neuer, den Schalker Torhüter. Der Zusammenschluss aktiver Bayernfans und Fanclubs „Club Nr.12“ hatte letzten Montag einen Offenen Brief an Hoeneß verfasst, der von mehr als 130 Fanclubs unterzeichnet wurde. Zusammen mit den Plakat-Aktionen der „Schickeria“ am Samstag rund um das Heimspiel gegen Gladbach (1:0) nahm die Proteste massive Formen an.


In Internet-Foren hatten sich zunächst zahlreiche Fans den Protesten angeschlossen, doch im Laufe des Dienstags kippte die Stimmung. Mehr und mehr Anhänger verfassten Gegenbriefe pro Hoeneß, etwa zu finden unter „zuschauer.posterous.com“, der Tenor hier: „Wir können nicht länger zusehen, wie die Gesamtheit der Anhänger unseres Vereins durch die fragwürdigen Aktionen einer bestimmten Gruppierung in Sippenhaft genommen wird. Nicht nur die „Ultras“ sind wahre Bayern-Fans. Wir alle sind der FC Bayern.“

Und mehr noch: In einer groß angelegten Petition (im Netz unter: „openpetition.de/petition/online/bayern-fans-gegen-poebel-parolen-und-pro-dialog“) unterschreibt die „Initiative von FCBlog.in - 100% Support e.V.“ ihre Argumente mit den Punkten: PRO NEUER! PRO VORSTAND! PRO DIALOG! Bis zum Dienstagabend hatten über 230 Fans den Aufruf unterzeichnet und sich für Schlichtungsgespräche eingesetzt: "Es muss gehandelt werden! Der Vorstand des FC Bayern München, die Fanclubs und die Ultra-Szene des FC Bayern müssen Ihre Differenzen beilegen und im offenen Dialog die bestehenden Probleme ausräumen."

Die Fanszene ist gespalten, doch erstmals in der Geschichte des FC Bayern regt sich Protest der sonst meist nur stummen Klientel, denen oft vorgeworfen wird, nur klatschende Erfolgsfans zu sein – doch sie sind die große Mehrheit im Vergleich zu den sich organisierenden und in Vereinspolitik einmischenden Ultras. „Unser Verein ist in den Grundmauern erschüttert“, sagte Hansi Gehrlein, Präsident des Fanclubs „13 Höslwanger“, der den Offenen Brief zunächst unterschrieben hatte. „Uli Hoeneß ist unantastbar, er ist der FC Bayern im Person. Mein Wunsch ist es nun, dass wir Fans wieder mit einer Stimme sprechen, ich möchte versuchen, zu vermitteln“, sagte Gehrlein der AZ, „mit den Protesten wurde der Mannschaft geschadet, da es weniger Anfeuerung gab. Solche politischen Aktionen sollten besser an der Säbener Straße stattfinden.“

Vizepräsident Scherer schrieb: „Wir rufen all diejenigen auf, die die Verdienste von Uli Hoeneß für unseren FC Bayern anerkennen, sich zu zeigen und das richtige Bild des FC Bayern in der Öffentlichkeit zeigen.“ Ein Aufruf zur friedlichen Gegenbewegung: Pro Hoeneß

 

 

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