„Unser letztes Rennen habe ich gewonnen!“
Bastian Schweinsteiger frozzelt über Neureuther, seinen Spezl aus gemeinsamen Skitagen: „Ich will den Felix nicht zu sehr blamieren.“
MÜNCHEN Bastian Schweinsteiger war traurig. Er darf nicht Ski fahren, sich kein Rennen liefern mit seinem Kumpel Felix Neureuther zum Start ins Jahr 2011. Der Mann war wirklich enttäuscht – nicht nur so, wie man das als PR-Profi sein muss bei solchen Terminen, wenn für ein Event geworben wird. Mehrmals betonte er am Donnerstag: „Ich wäre so gerne mitgefahren, am besten als Vorläufer. Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit, das würde mich sehr freuen.“
Und so ist Slalom-Spezialist Neureuther, wie sein Freund Schweinsteiger 26, nun wohl konkurrenzlos beim Weltcup-Parallelslalom am 2. Januar im Olympiapark. „Dass ich einen Rückzieher machen muss, ist besser“, sagte der Bayern-Profi, „ich will Felix ja nicht zu sehr blamieren und ihm die Saison kaputt machen.“
An der Stelle wurde nur im Publikum des Coubertin-Restaurants im Olympiapark gelacht. Felix lachte nicht. Er weiß, warum. Man kennt sich. „Wir haben uns als Kinder und in der Jugend heiße Duelle geliefert“, erzählte Schweinsteiger stolz – und erwähnte: „Unser letztes Rennen hab' ich gewonnen. Jetzt gibt's ja leider keine Gelegenheit zur Revanche.“
Bastian war damals mit seinem Bruder Tobias (jetzt bei Jahn Regensburg) im Skiclub Oberaudorf, Felix lernte das Einmaleins der Hänge beim SC Partenkirchen. „Er war herausragend“, lobte Neureuther, „der Stachel sitzt noch tief bei mir wegen dieses letzten Rennens in Brixen.“ Damals waren beide 13, der bessere Skifahrer entschied sich für die Fußballerkarriere. „Es gab immer Germknödel und Kaiserschmarrn, das war schön, aber es war immer so kalt, und die Skier waren so schwer zu schleppen“, so Schweinsteiger. Befreundet sind sie immer noch. Es gibt regen SMS-Kontakt, manches Telefonat und Smalltalk, wenn Neureuther zu einem Bayern-Spiel in die Allianz Arena kommt. Sein Kumpel Bastian startet am Samstag (18.30 Uhr) in Leverkusen. Wenn's kalt ist, wie üblich mit roten Handschuhen.
Schweinsteigers Ski-Verzicht hat rein berufliche Gründe, der Mann ist verhindert, weil der FC Bayern am 2. Januar ins Winter-Trainingslager nach Doha aufbricht. Wie so oft kann Schweinsteiger nur am Bildschirm die Daumen drücken. „Wenn wir mit der Mannschaft im Hotel sind, schaue ich die Läufe an und ärgere mich sehr, wenn Felix ausscheidet“, erzählte Schweinsteiger, der beteuerte, keine Klausel im Vertrag zu haben, die ihm das Skifahren verbietet. Bei anderen sollte es der gesunde Menschenverstand untersagen. Schweinsteiger: „Bei mir wissen sie ja, dass ich Ski fahren kann. Es wäre etwas anderes, wenn ein Breno sagen würde, er wolle teilnehmen – oder auch ein Ribéry. Es wäre für die Gesundheit besser, wenn die zu Hause bleiben würden. Oder am Strand." Breno ist Brasilianer.
Ihn wird die Olympia-Bewerbung Münchens wenig kümmern. Neureuther dagegen wäre 2018 dann 33, „ein perfekter Zeitpunkt, die Karriere zu beenden.“ Auch Schweinsteiger hofft auf die Spiele in der Heimat.
Vorher will Neureuther aber am Olympiaberg gewinnen. Dafür wird ein Teil des Olympiasees ausgelassen, somit eine Fläche für rund 15000 Zuschauer geschaffen. Die perfekte Bühne für Neureuther, der seinem Kumpel etwas voraus hat. Er ist bereits Weltmeister. 2005 im Teamwettbewerb. Schweinsteiger wurde zwei Mal WM-Dritter.
Patrick Strasser