Uns zieht keiner die Lederhosn aus
München - „Bayern, des samma mia! Jawoi!“ Es war Haidling-Alarm in der Säbener Straße. Frei nach dem bajuwarischen Gassenhauer präsentierte sich die Guardiola-Truppe zum zünftigen Lederhosn-Shooting für einen Biersponsor. Natürlich ist da einer so richtig in seinem Element. Während manch Neuzugang noch ein wenig Tracht-fremdelte, fühlte sich Ur-Bayer Thomas Müller heimisch gewandet.
Selbstbewusst lief er zur Fotostation, stieg auf die Bank, präsentierte seine Tracht in voller Pracht. Der Lederhosn-Müller scherzte mit Fotografen, schnitt Grimassen. Besonders herzlich begrüßt Müller mit einem lauten „Javi!“ den langzeitverletzten spanischen Kollegen Martinez, der seit gestern wieder mittrainiert. Müller lebt das „Mia san mia“, das Bayern-Motto, wie kein Zweiter.
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Andere haben doch noch offensichtlich Nachholbedarf und auch ein paar Berührungsängste. Douglas Costa stand vor Müller und als dem Brasilianer noch ein Weißbier – kein Caipirinha – in die Hand gedrückt wird, schaute er endgültig verdutzt. So, als wüsste er nicht, wo er hier reingeraten ist. Die Falten auf seiner Stirn glätteten sich aber schnell und beim Interview begrüßte er die Journalisten sogar ganz bajuwarisch mit „Servus!“
Brav sagte er auch das, was alle hören wollten. Die Lederhosn „gefällt mir sehr gut“, erklärte Costa. Spätestens als es wieder um Fußball ging, ließen sich auch beim Neu-Bayer Spuren von „Mia san mia“ raushören. „Ich habe jetzt den Ball mehr am Fuß“, erklärt Costa. „In der Ukraine musste ich mehr mitverteidigen. Hier geht es mehr nach vorne.“ Alles selbstbewusster also...
Was die breite Brust angeht, konnte beim Fototermin nur einer mit Thomas Müller mithalten: Arturo Vidal. „Noch etwas ungewohnt, aber eine schöne Hose“, sagte der Trachten-Debütant. „Wir sind ein super Team, haben einen super Trainer, spielen gut. Das macht Spaß“, schwärmte Vidal. Und dann sagte er selbst diesen einen Satz, der Selbstbewusstsein und die nicht vorhandene Angst vor der Konkurrenz vereint: „Mia san mia.“ Jawoi!
Schön gebrüllt, roter, bayerischer Löwe!David Alaba, der erstmals seit seinem Innenbandriss wieder für die österreichische Nationalmannschaft nominiert wurde, hatte die Lederhosn schon wieder gegen sein Trikot getauscht, als er zum Interview kam. Auf die Frage, ob er mit Lederhosn noch mehr Selbstbewusstsein hat, entgegnete er im Wiener Schmäh: „Was hod des mit der Lederhosn zum dun?“ Um dann doch einzulenken: „Die gehört schon dazu! Das ist uns allen bewusst. Wir schlüpfen schon gerne ab und zu in die Tracht.“
Tracht-Kraft hin, Tracht-Kraft her, dass nicht wie zuletzt seine Bayern von der Tabellenspitze grüßen, sondern erstmals seit September 2013 wieder Dortmund, überrascht Alaba nicht. „Wir wollen dagegen halten.“ Wirklich Sorgen scheint Dortmund Alaba nicht zu bereiten. Der Glaube an die eigene Stärke überwiegt – das „Mia san mia“. „Besonders im letzten Spiel hat man gut gesehen, dass wir als Mannschaft auf dem Platz gestanden sind und als Mannschaft durch die Saison gehen wollen.“
Jerome Boateng freut sich sogar für den Rivalen – ganz nach dem Motto: Endlich wieder Konkurrenz! „Schön, dass Dortmund wieder stärker ist, aber es gibt auch noch andere starke Mannschaften. Wir müssen auf uns gucken.“ Anders gesagt: Uns zieht – anders als das, was die Fans in fremden Stadien gerne als Mutmacher anstimmen – keiner die Lederhosn aus.