Und bald die Nummer 1 in Europa

Bayern feiert die 21. Meisterschaft und träumt auf dem Marienplatz von der Champions League. „Unsere Mannschaft hat eine große Zukunft“.
von  Abendzeitung
Die Meister-Bayern schunkeln auf dem Rathausbalkon: Erstmals dabei war Luca Toni, der vorher in der Arena die Torjäger-Kanone für seine 24 Liga-Tore präsentierte
Die Meister-Bayern schunkeln auf dem Rathausbalkon: Erstmals dabei war Luca Toni, der vorher in der Arena die Torjäger-Kanone für seine 24 Liga-Tore präsentierte © Rauchensteiner/Augenklick

Bayern feiert die 21. Meisterschaft und träumt auf dem Marienplatz von der Champions League. „Unsere Mannschaft hat eine große Zukunft“.

MÜNCHEN Man fühlte sich schon stark an den 25. Mai 2001 erinnert beim Blick auf den Rathausbalkon am Samstag auf dem Marienplatz. Damals präsentierte Bayern-Kapitän Stefan Effenberg der euphorisierten Menge die Champions-League-Trophäe – und Keeper Oliver Kahn kreierte den legendären Spruch: „Da ist das Ding!“ Am Samstag, ein paar Stunden und einige Liter Bier und Schampus nach dem 4:1 beim Saisonfinale gegen Hertha BSC, zeigte King Kahn Meisterschale und DFB-Pokal – und die siegestrunkenen Kollegen skandierten unaufhörlich: „Da ist das Ding!“ Die 35000 Untertanen rund um die Mariensäule sangen und schunkelten dazu, verwandelten Münchens Herz in ein Rot-Weißes Fahnenmeer.

Fasching im Mai, München im Bayern-Rausch, so ein Tag, so wunderschön, FC Bayern, forever number one.

Da kann einem schon mal der Gaul leicht durchgehen, vor allem, wenn man Emotionen lebt, wie Manager Uli Hoeneß. Also verkündete Hoeneß im Überschwang der Gefühle, was die Feiergemeinde auf dem Marienplatz hören wollte. „Unser Ziel ist es, nicht nur in Deutschland die Nummer eins zu sein.“ Attacke auf Europa, Hoeneß bläst zum Angriff auf die Champions League. „Wir werden alles tun, um das Ziel irgendwann zu erreichen. Ich hoffe sehr bald.“

Die Richtung ist klar

Die Richtung ist klar, auch wenn Hoeneß später relativierte: „Es muss immer ein Ziel sein, weiter zu kommen, ohne das zu versprechen. Das hat Jupp Heynckes fälschlicherweise mal gemacht (1989 nach seiner ersten Meisterschaft als Bayern-Coach, Bayern erreichte dann immerhin das Halbfinale der Champions League, d. Red.). Das kannst du heute nicht mehr. Aber wir werden dran arbeiten, in Europa weiter zu kommen.“

Karl-Heinz Rummenigge, der cool kalkulierende Vorstandsboss forderte etwas Geduld: „Man kann jetzt nicht von uns verlangen, dass wir im nächsten Jahr die Champions League so im Nebenwaschgang gewinnen.“

Immerhin versprach Rummenigge, den Kader „punktuell“ und „qualitativ“ zu verstärken. Was schon Franck Ribéry vor dem Saisonfinale gefordert hatte. Womit man offenbar Philipp Lahm die vorzeitige Verlängerung seines Vertrages bis 2012 (trotz lukrativer Offerten aus Barcelona und Manchester) letzten Freitag schmackhaft gemacht hatte. Zwei Argumente waren dabei für den 24-jährigen Münchner ausschlaggebend: „Der Vorstand und Jürgen Klinsmann haben mir versichert, dass ich als Leistungsträger und Persönlichkeit in der Mannschaft eine wichtige Rolle spiele.“ Und: „Die Mannschaft wird sich weiter verstärken, so dass wir in der Champions League eine wichtige Rolle spielen.“ Wadlbeißer Gennaro Gattuso, der italienische Weltmeister, scheint bereits fix zu sein. Lahm: „Mein Ziel ist, mit Bayern die Champions League zu gewinnen.“

Utopie?

Wenn schon im Uefa-Cup im Halbfinale Endstation war nach einem peinlichen 0:4 bei Zenit St. Petersburg. Paul Breitner, Weltmeister 1974, langjähriger Bayern-Kapitän, seit Frühjahr 2007 als Berater des Vorstands in die Führungsriege des FC Bayern integriert, widerspricht energisch. „Die Mannschaft wird in der nächsten Saison in der Champions League ganz anders aufspielen. Ich weiß doch aus eigner Erfahrung: Gegen Real Madrid oder Manchester United hat man doch eine ganz andere Motivation als gegen Braga oder Petersburg. Deshalb ist Breitner sicher: „Unsere Mannschaft hat eine große Zukunft in der Champions League.“ Auch der scheidende Kapitän traut seinen zukünftigen Ex-Kollegen Großes zu: „Diese Mannschaft hat ein Riesenpotenzial“, sagte Oliver Kahn.

Ja, dann bleibt bloß noch die Frage: Wer brüllt denn in einem Jahr, wenn Kahn längst seinen Fußball-Ruhestand genießt, „da ist das Ding“ vom Rathausbalkon?

Franz Meier

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.