"Unangenehm": Hertha BSC nach Europapokal-Patzer gegen FC Bayern München

Die Bayern kommen: Nach seiner Europa-League-Pleite hat Hertha BSC eine Mammutaufgabe in der Bundesliga zu lösen. "Man kann sich vorstellen, dass die Bayern Wiedergutmachung wollen", heißt es in Berlin.
Berlin/München - Nach dem Patzer von Östersund sind bei Hertha BSC die Aussichten auf rasche Wiedergutmachung vage. Am Sonntag (15:30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker) kommt der angeschlagene FC Bayern ins Olympiastadion - eine Mannschaft, die nach dem Rauswurf ihres Trainers Carlo Ancelotti und der 0:3-Pleite bei Paris St. Germain ein Zeichen setzen muss.
"Es ist immer unangenehm, gegen die Bayern zu spielen", sagte Herthas Trainer Pal Dardai nach dem 0:1 in Schwedens Norden. Sein Team habe jetzt zwei Spiele nacheinander verloren, die es nicht hätte verlieren müssen. Auch deshalb sei es "nicht einfach, gegen die Bayern anzutreten".
Er rechnet mit einer "Trotzreaktion" des Rekordmeisters. "Ob jetzt neuer Trainer oder alter Trainer: Bayern hat einen Monsterkader mit Monsterspielern. Wenn die einen guten Tag haben und die Balance finden, dann sind sie die beste Mannschaft auf der ganzen Welt", sagte Dardai auf einer Pressekonferenz am Freitag: "Wir müssen uns auf unsere Spielweise konzentrieren, dann haben wir eine Minimalchance."
Neuzugang Valentino Lazaro befürchtet: "Man kann sich vorstellen, dass die Bayern Wiedergutmachung wollen." Nationalspieler Marvin Plattenhardt, der am Freitag seinen Vertrag bei der Hertha verlängerte, warnte vor zu viel Respekt: "Wir müssen die Augen auf uns richten. Wir haben die letzten Spiele verloren. Ich glaube aber, wir können zu Hause wieder punkten, auch wenn es kein einfaches Spiel wird."
"Nur die Tore haben gefehlt"
Eine dritte Niederlage in Folge wollen die Berliner unbedingt verhindern. "Das wäre vor der Länderspielpause nicht gut", meinte Dardai, der für den Auftritt auf europäischer Bühne Spieler wie Stammtorhüter Rune Jarstein, Mathew Leckie, Marvin Plattenhardt und Karim Rekik geschont hatte. Ein Trost blieb dem Coach: "Dadurch habe ich am Wochenende ein paar gesunde Spieler mehr."
Einen Vorwurf wollte Herthas Rekordspieler seiner Mannschaft nach dem 0:1 nicht machen. "Unser Spielplan war gut. Nur die Tore haben gefehlt", sagte Dardai. Beim Gegner nicht. Herthas 20 Jahre alter Abwehrspieler Jordan Torunarigha verursachte einen umstrittenen Handelfmeter (22.), den Östersunds Kapitän Brwa Nouri zum Siegtreffer nutzte. Dardai blieb trotzdem cool: "Ich mache mir erst Sorgen, wenn ich sehe, dass die Mannschaft nicht funktioniert. Aber das hat sie."
Dennoch: In der Gruppenphase der Europa League stehen die Berliner nach der Pleite von Östersund unter Druck. In den nächsten beiden Spielen gegen den ukrainischen Vertreter Sorja Luhansk muss die Alte Dame siegen, sonst wird es eng mit dem Weiterkommen. "Wir wollten nach Europa, um uns mit europäischen Teams zu messen - das ist gegen Östersund schiefgegangen", sagte Dardai lapidar.
In der Gruppe J bestimmen die Außenseiter das Geschehen. Östersund liegt nach zwei Siegen mit sechs Punkten an der Spitze, Luhansk setzte sich am Donnerstag überraschend 1:0 bei Athletic Bilbao durch. Die Spanier und Berliner haben je einen Punkt auf dem Konto.
Am Sonntag gegen die Bayern müssen die Berliner wieder auf Kapitän Vedad Ibisevic verzichten. Der Bosnier sitzt weiter seine Rotsperre in der Liga ab. Wer bei der Hertha in der Offensive für die nötige Gefahr sorgen soll, blieb offen. Eins ist für Dardai jedoch mit Blick auf die schwierige Aufgabe gegen die Bayern klar: "Die Regeneration ist einen Tick zu kurz."
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