Umstrittene Jubelgeste beim Bayern-Sieg in Freiburg: Joshua Kimmich macht einen auf Effenberg

Die wahre Größe eines Menschen zeigt sich in der Niederlage, nicht im Triumph – so lautet ein bekannter Aphorismus. Ich finde, dass sich der Sinnspruch genauso gut umdrehen lässt: Die wahre Größe zeigt sich im Triumph. Und genau diesen Moment zur inneren Ruhe und Bestätigung hat Joshua Kimmich nach dem Schlusspfiff des 1:0-Erfolgs seines FC Bayern in Freiburg verpasst.
Kimmich ging mit seinem Jubel zu weit
Natürlich gehört exzentrischer Jubel zum Sport. Natürlich lebt der Fußball von Emotionen. Ohne ginge nicht. Und selbstverständlich haben Bayern-Profis mehr Druck als andere, selbstverständlich hat der Pokal-K.o. vier Tage zuvor gegen die Freiburger mentale Spuren hinterlassen. Da musste was raus nach dem knappen Sieg in der Bundesliga, den sich die Münchner mit ihrem Chancenwucher selbst unnötig schwergemacht hatten. Allerdings kann man eben auch zu weit gehen in der Sekunde der Erleichterung wie der Samstagnachmittag gezeigt hat.
Kimmich jubelte ausgelassen und aggressiv in Richtung der Freiburger Fans. Selbst als ihn Gegenspieler zur Rede stellten, ließ er nicht nach. Er löste eine Rudelbildung auf dem Platz aus, sah die Gelbe Karte. Unnötig und unsportlich, schimpften SC-Spieler wie Lucas Höler – zurecht. Kimmich war nach Thomas Müllers Auswechslung Bayern-Kapitän, ist Nationalspieler und hat damit eine Vorbildfunktion für alle jugendlichen Fans und Kinder, die ihn bewundern. Da muss er sich besser im Griff haben. Er wird es einsehen.
Kimmich erklärte Aktion: "Habe mich dazu hinreißen lassen"
Hat der 28-Jährige zum Teil schon. Kimmich hat sich nicht explizit entschuldigt, aber vor alle Mikrofone gestellt und seine missglückte Aktion ausführlich erklärt. Das muss man ihm hoch anrechnen. "Am Ende habe ich mich dazu hinreißen lassen", erklärte Kimmich ruhig und reflektiert, "ich glaube, es war jetzt nicht so schlimm, ein bisschen drüber von mir. Normalerweise macht man das nicht."
Und wie immer spaltet solch ein Vorfall das Fußball-Land. Während sämtliche Bayern-Gegner Kimmich für die Provokation anklagen und verdammen, feiern ihn die eigenen Anhänger für so viel Leidenschaft. Kimmich machte einen auf Effe – auf Stefan Effenberg. Der Ex-Kapitän der Bayern war ein Meister darin, Emotion in Energie zu wandeln und ging für seine Mannschaft durchs Feuer. Aus der roten Brille betrachtet hat Kimmich sogar an Profil gewonnen. Dennoch wird er - und muss er - sich solch ein Gebaren bei nächster Gelegenheit verkneifen.