Uli Hoeneß vor Gericht: So tickt der Bayern-Macher privat

Der Fall Hoeneß erhitzt die Gemüter. Wer ist der Mensch hinter dem FC-Bayern-Granden, dem Spekulanten und dem bekennenden Konservativen?
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Bodenständig und zockerhaft, idealistisch und angriffslustig - und in Sachen Steuer betrügerisch? Der Fall Uli Hoeneß erhitzt die Gemüter. Wer ist der Mensch hinter dem FC-Bayern-Granden, dem Spekulanten und dem bekennenden Konservativen? spot on news stellt den privaten Uli Hoeneß vor.

München - Nach Ex-Bundespräsident Christian Wulff und dem Limburger Bischof Tebartz-van Elst steht erneut ein Mann mit hohem moralischen Anspruch vor Gericht - und im Kreuzfeuer der Kritik: Seit dem heutigen Mittwoch wird der Fall Uli Hoeneß vor dem Münchner Landgericht II verhandelt. Bald wird wohl klar sein, in welchem Umfang der umtriebige FC-Bayern-Manager Steuern hinterzogen hat.

Gibt es für Uli Hoeneß ein "Nachspiel"? Auch dieses frisch erschienene Buch widmet sich dem Charakterkopf Hoeneß

Mit Hoeneß steht aber nicht nur ein Mann vor Gericht, der durch seinen Posten als Präsident und früherer Manager des erfolgreichsten deutschen Fußballclubs bekannt ist. Was die Gemüter eigentlich erhitzt, ist Hoeneß' Persönlichkeit abseits des Amtes: Der 62-Jährige gibt sich betont bodenständig und hält sich nie zurück, wenn es darum geht, moralische Werte hochzuhalten - und seiner Ansicht nach schwächere Charaktere ins Fadenkreuz zu nehmen. Legendär ist die Episode, als der Ex-Nationalspieler und Wurstfabrikant den Trainer Christoph Daum öffentlich angriff. Daum hatte Kokain genommen.

"Vater Teresa vom Tegernsee", wie FC-Bayern-Kollege Karl-Heinz Rummenigge einst meinte, oder selbstgerechter Millionenspekulant - wie tickt Uli Hoeneß wirklich? Die Nachrichtenagentur stellt die private Seite des Münchner Fußball-Granden vor.

Lesen Sie hier: Dokumentation: Das ist die Anklageschrift

Bodenhaftung: Uli Hoeneß und seine Frau Susanne

Beruflich bewegt sich Hoeneß auf der ganz großen Bühne. Privat ist er seinen Wurzeln treu geblieben. Seit 45 Jahren sind er und seine Frau Susanne ein Paar. Kennengelernt hatten sich die beiden schon zu Schulzeiten, wie der Manager vor einiger Zeit der "Bild"-Zeitung berichtete: Damals waren die beiden 16 Jahre alt. Susanne Hoeneß ist selten in der Öffentlichkeit zu sehen. Sie begleitete ihren Mann nun aber in den Gerichtssaal. Und Hoeneß weiß nach eigenen Angaben, was er an seiner Jugendliebe hat: "Ich weiß, dass ich das, was ich bin, nie ohne meine Frau geworden wäre, die mir im Hintergrund so viele Dinge abnimmt und die mich so unabhängig macht", sagte er vor Jahren der "Bunten". Lupenrein romantisch ist die Beziehung allerdings nicht immer verlaufen. Mitte der 1990er hatte Hoeneß eine Affäre mit einer Stewardess.

Opa Hoeneß: Familie und die Kinder

Uli Hoeneß hat zwei Kinder - und einen Enkel. Den hat ihm Sprössling Florian (34) beschert. Und Hoeneß kann, bei allem Stress, angeblich auch ganz Familienmensch sein. Natürlich krabbele er mit Enkel oder Hund auf dem Boden herum, sagte er der Münchner "Abendzeitung". Allerdings tut sich der 62-Jährige nach wie vor schwer, wirklich vom Arbeiten zu lassen. "Meine Frau denkt schon: Jetzt kommt Uli, der Rentner. Der morgens mit ihr zwei Stunden im Garten frühstückt und dann mit ihr zum Einkaufen geht - soweit hat sie mich noch nicht." Trotzdem: Hoeneß gibt sich in Familienangelegenheit extrem aufgeräumt. "Ich habe meine beiden Kinder gut ausgebildet, ich habe keine Kredite abzubezahlen, wir haben das schöne Haus am Tegernsee gebaut, das ist alles wunderbar", sagte er laut "SZ Magazin".

Eher schlicht: So wohnt Uli Hoeneß

Von einem Mann, der nach eigenen Angaben 18,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen hat, könnte man anderes erwarten, aber: Uli Hoeneß lebt verhältnismäßig bescheiden. Seit 2006 wohnt er in einem Bauernhaus im, allerdings recht teuren, Kurort Bad Wiessee am Tegernsee. Zuvor gar in einer Doppelhaushälfte im wenig glamourösen Münchner Vorort Ottobrunn. Allerdings ist diese Bescheidenheit auch ein Trumpf, den Hoeneß politischen Gegner gerne einmal vorhält: Dem Linke-Politiker Oscar Lafontaine schleuderte Hoeneß 2012 entgegen, dieser lebe in einem "Schlösschen". "Dagegen wohne ich im Sozialbau." - Eine Art von Sozialbau, den sich sicherlich viele Wohngeldbezieher wünschen würden.

Harte Werte: Der politische Uli Hoeneß

Hoeneß gilt als Mann mit sozialem Gewissen. Er spendete unter anderem schon Geld für Kinder in Indien, für die Opfer des Tsunamis in Südostasien und an viele karitative Organisationen in Deutschland. Als in München Dominik Brunner an einer S-Bahn-Station getötet wurde, machte sich Hoeneß für mehr Zivilcourage stark. Auch als FC-Bayern-Boss hat er ein Herz für gestrauchelte Ex-Schützlinge bewiesen. Sein Motto gab Hoeneß einst mit dem Satz "nicht nach oben buckeln und nach unten treten" an. Von der Münchner Schickeria hält er sich fern. Zugleich setzte sich der bekennende Konservative aber - auf Parteilinie der Union - öffentlich vehement gegen eine Reichensteuer ein.

Schafkopf, Bulle und Bär: Der Zocker Hoeneß

Dass Uli Hoeneß eine gewisse Schwäche fürs Zocken - im weitesten Sinne - hatte, war seit langem bekannt. Weggefährte Karl-Heinz Rummenigge verriet. "Der Bernd Dürnberger hat beim Schafkopf mit Uli mehr verdient denn als Spieler beim FC Bayern", plauderte er über die ehemaligen Mannschaftskameraden Dürnberger und Hoeneß. Auch Golf spielt Hoeneß leidenschaftlich gerne. Erschüttert haben dürfte aber einige Fans die Nachricht, dass der 62-Jährige an der Börse um Millionenbeträge "spielte". "Ich habe teilweise Tag und Nacht gehandelt, das waren Summen, die für mich heute auch schwer zu begreifen sind, diese Beträge waren schon teilweise extrem", bekannte er. Sohn Florian zeigte sich im Mai 2013 im Gespräch mit der "Zeit" nicht davon überzeugt, dass Papa Uli von der Zockerei geheilt ist.

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