Uli Hoeneß und die Steuer: Die bittere Beichte
München - „Deutsche Aktien und auf keinen Fall Gold! Was will ich mit einem Krügerrand beim Bäcker: Semmeln kaufen?" Das antwortete Uli Hoeneß vor einem halben Jahr, als ihn ein Fan fragte. Der wollte wissen, wie man sein Geld anlegen soll.
Nun weiß die ganze Welt, wie es der Präsident des FC Bayern mit seinen Millionen hält: Er hat sie auf einem Schweizer Konto gebunkert – und Steuern hinterzogen. Anfang 2013 ging Hoeneß beichten. Der Bayern-Präsident hat nach AZ-Recherchen von sich aus die Zahlung von zehn Millionen Euro angeboten.
„Ich habe im Januar 2013 über meinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige eingereicht“, teilte Hoeneß dem „Focus“ mit. Das hänge „mit einem Konto von mir in der Schweiz“ zusammen. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung, bestätigte Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich. Ist die Selbstanzeige allerdings korrekt, geht Hoeneß straffrei aus, das Verfahren wird eingestellt.
Verschiedene Angaben gab es über die Höhe des Vermögens, das Hoeneß in der Schweiz gebunkert hat: Während in der bayerischen Staatsregierung die Rede von einer „schwerwiegenden Größenordnung“ ist und eine sachkundige Quelle von einem „unvorstellbares Vermögen“ von mehreren hundert Millionen Euro, sprach, dementierte Hoeneß das entschieden: „Ihre Quelle liegt falsch“, sagte der Bayern-Präsident der AZ.
Hoeneß durfte ganz legal sein Geld in der Schweiz anlegen – wenn es rechtmäßig versteuert ist und Kapitalerträge dem deutschen Fiskus gemeldet werden. Letzteres könnte in dem Fall versäumt worden sein. Davon geht auch die „Süddeutsche Zeitung“ aus.
Allerdings bringt sie als „Annahme“ deutlich geringere Summen ins Spiel: Die Rede ist von einem Vermögen von maximal 20 Millionen Euro, das bei drei Prozent Zinsen Erträge in Höhe von sechs Millionen Euro gebracht hätte. Die Hälfte davon – also drei Millionen – soll er nun dem Fiskus überwiesen haben.
Grundstock des Vermögens war angeblich ein Kredit des verstorbenen Adidas-Chefs Robert Dreyfus.
Die Staatsanwaltschaft schweigt. Die Justiz prüft nun, ob Hoeneß sich rechtzeitig angezeigt und seine hinterzogene Steuer komplett nachgezahlt hat. Sein Haus am Tegernsee ist angeblich am 20. März durchsucht worden.
Dies alles steht wohl im Zusammenhang mit einem Bericht des „Stern“. Der schrieb am 16. Januar: „Geheimes Fußballkonto in der Schweiz. Spitzenvertreter der Bundesliga bunkerte halbe Milliarde.“ In dem Bericht ging es um ein Nummernkonto „40....A“ bei der Privatbank Vontobel. Von 2000 bis 2009 sollen dort Wertpapiere und Barvermögen in Höhe von 600 Millionen Schweizer Franken angelegt gewesen sein.
Dies habe damals, rund einer halbe Milliarde Euro entsprochen. Die Selbstanzeige stehe in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Bericht, sagen informierte Kreise.
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Der Name des Konto-Eigentümers aber blieb im Dunkeln. Die Möglichkeit das zu ändern, muss bayerische Steuerfahnder elektrisiert haben: Das setzte sich auch in den Steuerbehörden fort, so dass man selbst in bestinformierten Kreisen davon ausging, auf dem Konto von Hoeneß läge ein „unvorstellbares Vermögen“ von mehreren hundert Millionen Euro. Denn auch das Konto des Bayern-Präsidenten war bei Vontobel. Allerdings: Die „SZ“ geht davon aus, dass „der Fall aus dem Stern und die echten Abläufe im Fall Hoeneß nichts miteinander zu tun zu haben scheinen“.
Hoeneß erklärt, er habe die „Angelegenheit“ ursprünglich über das Deutsch-Schweizer Steuerabkommen regeln wollen, das „bekanntlich Mitte Dezember nicht zu Stande gekommen“ sei. Über das Steuerabkommen hätten Personen Schwarzgeld in der Schweiz weißwaschen können, mit einer für den deutschen Fiskus anonymen pauschalen Einmalzahlung. Dann hätte niemand vom Steuerbetrug erfahren.
Ministerpräsident Horst Seehofer hatte der AZ am Samstag das Steuerverfahren bestätigt und die Linie vorgegeben: „Er wird behandelt, wie jeder andere Bürger auch.“