Uli Hoeneß und die kleine Staatsaffäre

MÜNCHEN - Da hat der Bayern-Präsident mal was ausgelöst mit seiner Kritik an einer WM in Südafrika. Die Botschafter laufen Sturm wie in einer diplomatischen Krise. Und jetzt meldet sich auch die Staatskanzlei zu Wort
Es war mal wieder eine Woche der Hoeneß-Brüder. Dieter, der jüngere, hat Anfang der Woche in seiner neuen Funktion als Manager des VfL Wolfsburg einen Trainer entlassen, Armin Veh ist nun arbeitslos. Uli Hoeneß, ein Jahr älter als Dieter, hat seit 1. Januar auch ein neues Amt, er kann nun allerdings keine Trainer mehr entlassen, der Ex-Manager ist nun Präsident. Was er jedoch immer noch draufhat: Mit einer Aussage eine Lawine auslösen, eine Lawine der Entrüstung. Eine kleine Staatsaffäre.
Am Montagabend hatte ihn die Stadt München gerade mit dem Goldenen Ehrenring ausgezeichnet, da wurde er nach seiner Meinung zur WM in Südafrika gefragt. Und nach seiner Antwort gilt als gesichert, dass der Weltverband Fifa ihm so schnell keine Auszeichnung zuerkennen wird. Hoeneß hat mit wenigen Sätzen („Ich war nie ein großer Freund von einer WM in Südafrika oder überhaupt in Afrika, solange Sicherheitsaspekte nicht zu 100 Prozent geklärt sind.“) einige Menschen gegen sich aufgebracht, seine Meinung wurde zur Affäre, ja sogar zur Staatsaffäre. Die Deutsche Botschaft in Südafrika meldete sich zu Wort. „Es ist bedauerlich, dass derart unbegründete und unverantwortliche Äußerungen wie die von Uli Hoeneß Deutschlands exzellenten Ruf in Südafrika beschmutzen“, sagte Botschafter Dieter Haller in Johannesburg und stellte klar, dass die Aussagen „in keiner Weise“ die Meinung der deutschen Regierung reflektierten.
Der südafrikanische Botschafter in Berlin, Sonwabo Eddie Funde, äußerte sich gar, er sei „schockiert“. Dabei habe Hoeneß wohl eher die Fifa und speziell Präsident Sepp Blatter („eine seiner größten Fehlentscheidungen“) mit seinen Bedenken treffen wollen. Mit diesem Echo und dem Gegenwind von allen Seiten hatte der Bayern-Präsident, der seine Rolle ganz bewusst nicht so polternd und teilweise nonchalant-aggressiv wie Vorgänger Franz Beckenbauer ausüben wollte, nicht gerechnet. Die Afrika-erfahrenen Trainer Winni Schäfer (Kamerun) und Otto Pfister, Ex-Coach von Togo und Kamerun, äußerten sich irritiert.
Auch in der Bayerischen Staatskanzlei wunderte man sich über Hoeneß’ deutliche Aussagen. „Ich bin optimistisch, dass die Fußball-WM in Südafrika ein großer Erfolg wird“, sagte Staatskanzleichef Siegfried Schneider (CSU) und fügte hinzu: „Ich habe mich bei mehreren Reisen insbesondere in Bayerns Partnerregion Westkap und deren Hauptstadt Kapstadt von den großen Fortschritten unserer südafrikanischen Freunde bei den Vorbereitungen auf diese WM überzeugt. Bayern leistet Unterstützung im Rahmen vielfältiger Partnerschaftsprojekte von der Sicherheit bis hin zu sozialen Verbesserungen. Ich bin überzeugt, Südafrika kann und wird das stemmen, und die Welt wird hinterher mit anderen Augen auf Afrika schauen.“
P. Strasser