Uli Hoeneß umstritten? Die Macht-Frage

Hoeneß fehlt bei der Bayern-Meisterschaft in Ingolstadt und geht lieber zum Basketball. BVB-Boss Watzke provoziert: "Offenbar ist er eine umstrittene Personalie".
München – Eine Meisterschaft des FC Bayern, die sich Uli Hoeneß freiwillig entgehen lässt? Früher undenkbar – im Jahr 2016 Realität. Während das Team von Pep Guardiola 2:1 in Ingolstadt gewann und anschließend – wenn auch zurückhaltend – den historischen vierten Titel in Folge feierte, war Uli Hoeneß in München. Der „Edelfan“ hatte die Reise nicht mit angetreten.
Stattdessen spielte er am Vormittag mit seinem früheren Mitspieler Franz „Bulle“ Roth eine Runde Golf, auf der Türkheimer Golfanlage zu Gut Ludwigsberg. Auch Sybille Beckenbauer und Erich Kühnhackl waren beim „Franz Roth Cup“ dabei. Hoeneß wirkte gut gelaunt, auch später am Abend, als er sich im Audi Dome den Sieg der Bayern-Basketballer gegen Ludwigsburg anschaute. Erst um kurz vor 22 Uhr erschien er dann gemeinsam mit Ehefrau Susi beim Meisteressen der Fußballer in der Innenstadt. „Er war gut drauf“, sagte Alfons Schuhbeck der AZ.
Und doch fragte man sich, warum Hoeneß zuvor bei der Meisterkür in Ingolstadt gefehlt hatte. Lag es am Theater um Mats Hummels? An der Zurechtweisung von Rummenigge? An der Attacke von Hans-Joachim Watzke?
Wer ist der Chef?
Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund hatte auf der Fan-Seite „schwatzgelb.de“ heftig gegen Hoeneß geschossen. „Ich weiß nicht, welche Motive Uli Hoeneß gehabt hat und glaube ganz ehrlich gesagt auch nicht, dass er das motivlos gemacht hat“, sagte Watzke. Hoeneß hatte zuvor bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Bayern-Repräsentant in der Münchner Arena zu einem möglichen Hummels-Transfer gesagt: „Wenn einer an die Tür klopft, dann wird der FC Bayern schlecht beraten sein, die Tür nicht aufzumachen.“ Anschließend war der frühere Präsident von Rummenigge gemaßregelt worden. „Uli hat vielleicht was falsch verstanden“, hatte Rummenigge gesagt: „Ich habe mit ihm gesprochen, er hat‘s verstanden. Er ist jetzt informiert und aufgeklärt. Angeklopft hat Bayern München, nicht Mats Hummels.“
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Watzke griff diese Äußerung auf – und interpretierte sie als Machtdemonstration. Man habe gesehen, dass Hoeneß „innerhalb des FC Bayern offenbar eine umstrittene Personalie ist, denn die Reaktion von Karl-Heinz Rummenigge war schon krass und hat auch gezeigt, dass es ihm wichtig war, mal klarzustellen, wer der Chef ist“. Eine klare Provokation, zumal sie eine wichtige Frage aufwarf: Wie viel Macht darf Hoeneß bei Bayern noch haben?
Auf der Champions-League-Reise nach Lissabon hatte Vorstandsboss Rummenigge Hoeneß die Rolle des Edelfans, des Talismans zugesprochen. Das war nett, eine kleine Streicheleinheit für Hoeneß nach der schweren Zeit in Haft. Aber gibt sich der frühere Bayern-Patron, der im November wieder zum Präsidenten gewählt werden könnte, auf Dauer damit zufrieden, der Glücksbringer zu sein?
Wollen die Bosse Hoeneß nicht mehr zu Wort kommen lassen?
Seine Aussagen in Richtung Hummels hatten schon wieder etwas von der Angriffslust, die Hoeneß früher immer auszeichnete. Einige Wochen zuvor hatte er bereits davon gesprochen, dass Pep Guardiola das Triple „unbedingt gewinnen will“. Daraufhin war Hoeneß von Matthias Sammer hart angegangen worden. „In dieser Phase ist es nicht wichtig, über dummes Zeug zu reden“, sagte der Sportvorstand bei Sky: „Bei uns ist in keiner Sitzung wichtig, das Triple zu holen. Ich bin Sammer, und das andere sagt Uli Hoeneß.“ Sätze, die aufhorchen ließen.
Ist es Zufall – oder wollen die Bosse Hoeneß in wichtigen Fragen nicht mehr zu Wort kommen lassen? Am Samstag jedenfalls hatte Hoeneß andere Pläne, als sich in Ingolstadt neben Rummenigge auf die Tribüne zu setzen.