Uli Hoeneß: Seine emotionale Laudatio für Jupp Heynckes
Mönchengladbach - Am Ende war Jupp Heynckes den Tränen ganz, ganz nah. Als die Mönchengladbacher Fußball-Ikone als 33. Bürger der 266.000-Einwohner-Stadt am Niederrhein den Ehrenring erhalten und sich in das Goldene Buch eingetragen hatte, ersuchte er die 300 Feiergäste in einer höchst emotionalen Geste um einen ganz besonderen Gefallen: „Ich möchte Sie bitten aufzustehen und einen Applaus nach München zu schicken.“
Damit, so war es der ausdrückliche Wunsch des 70-Jährigen, sollten die Anwesenden den schwer erkrankten Heynckes-Freund Gerd Müller grüßen, den er an einem der wohl bedeutendsten Tage seiner Laufbahn als Fußballprofi und -trainer so herzlich gern willkommen geheißen hätte. „Ich weiß, dass er ein großartiger Fußballer, aber ein noch viel besserer Mensch war“ – so dachte Heynckes in diesen Minuten an seinen einstigen Weggefährten.
Derer waren viele gekommen, als es Heynckes zu ehren galt. Günter Netzer, Rainer Bonhof, Berti Vogts oder auch der frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Allen voran aber Uli Hoeneß, ein Mann, den sich Heynckes als Laudator für den Akt im Kaisersaal des Mönchengladbacher Hauses „Erholung“ gewünscht hatte. Und der Heynckes in einer emotionalen Rede würdigte.
Der frühere Bayern-Präsident Hoeneß sprach über...
... seinen Freund Heynckes: „Ich möchte mich vor Deinem Lebenswerk verneigen. Du bist ein Mann, auf den man sich verlassen kann. Du bist ein Vorbild an Einsatz, Willen und Menschlichkeit, wie es der Fußball selten hervorgebracht hat.“
... seine Zeit im Gefängnis: „Aus Mönchengladbach kam in meiner schwierigen Zeit viel Unterstützung, vom Verein, vom Präsidium. Leute wie Günter Netzer haben mir in dieser Zeit unglaublich zur Seite gestanden. Rainer Bonhof hat mir handgeschriebene Briefe geschrieben. Ich habe mit Tränen in den Augen in meinem Bett gesessen und darüber nachgedacht. Ich war ja gar kein Mitglied – das müsste man vielleicht mal ändern. Wenn man wie ich einen großen Fehler gemacht hat, ist es eine unglaubliche Ehre, an einem solchen Tag für meinen Freund Jupp Heynckes diese Laudatio zu halten.“
... die Verpflichtung von Pep Guardiola: „Bei Pep Guardiola gab es ein Zeitfenster, dass man ihn nur Ende 2012/13 haben kann. Ich habe euch (Jupp Heynckes und Frau Iris, d. Red.) besucht, um dir zu sagen, dass ich nach New York fliegen werde, um mit Guardiola den Vertrag zu unterschreiben. Wir waren begeistert, ihn verpflichten zu können. Du warst sauer. Aber du hast gesagt: Diesen Deppen zeig ich’s. Du hast gekämpft und nach der Winterpause war da eine andere Mannschaft. Dann wurde wohl der beste Fußball gespielt, den der FC Bayern je gesehen hat. Pep Guardiola hat hohen Respekt vor dir und deiner Arbeit. Weil du es niemals hast raushängen lassen. Niemandem hast du jemals das Gefühl gegeben, dass du besser bist. Du bist in diesem Triple-Jahr der weltbeste Trainer geworden.“
... die Heynckes-Entlassung 1992: „Ich habe in meinem sportlichen Leben einen ganz großen Fehler gemacht. Das war, als ich nach dreieinhalb Jahren zugestimmt habe, dass wir uns von dir trennen. Und du konntest gar nichts dafür. Wir waren bei mir zu Hause und haben beide geheult wie die Schlosshunde. Und das Unvorstellbare, nach zwei oder drei Tagen haben wir zwei den neuen Trainer Sören Lerby eingeführt. In der heutigen Zeit ein unverstellbarer Vorgang. Das war Jupp Heynckes. Da ist Freundschaft entstanden. Da ist was entstanden fürs Leben.“