Uli-Hoeneß-Millionen: Welche Rolle spielt der FC Bayern?
Immer mehr Geld, immer mehr Fragen – jeder Prozesstag wirft für Richter und Staatsanwalt neue Schwierigkeiten auf.
Ob der Prozess wie geplant morgen mit einem Urteil beendet wird, ist unklar. Gegen Mittag erschien das noch unmöglich. Aber als die Verteidigung die neuen Summen der Steuerfahnderin klaglos akzeptierte, rückte ein Urteil wieder in greifbare Nähe.Allerdings müssen Staatsanwalt und Richter überlegen, wie sie mit den neuen Summen umgehen.
Prozesstag 2: Hier gibt's den Liveticker zum Nachlesen
Es gibt juristische Wege, diese auch in der laufenden Verhandlung zu behandeln. Ob das klug ist, darüber werden sich in den kommenden Tagen Staatsanwalt Achim von Engel und Richter Rupert Heindl den Kopf zerbrechen müssen.
Das Publikum – und damit auch die Presse – muss diese Entscheidungsfindung abwarten.
Aber auch so stellen sich schon genug Fragen:
Welche Rolle spielt Susanne Hoeneß?
Ihr Ehemann hat schon mit der Formulierung der Selbstanzeige Sorge getragen, dass die Frau, mit der er mehr als 30 Jahre lang verheiratet ist, nicht in das Verfahren hineingezogen wird. Schon im ersten Schreiben fürs Finanzamt ist festgelegt, dass sie von nichts gewusst hat.
Welche Rolle spielt der FC Bayern?
Der Verein hat stets betont, dass es sich bei dem Steuerverfahren um eine Privat-Angelegenheit von Hoeneß handele. Dessen Büro in der Säbener Straße wurde im März von Fahndern durchsucht. Für die Steuerfahnder stand, wie sie im Prozess schildern, die Vermutung am Anfang ihrer Aktivitäten, dass das Konto einem großen bayerischen Fußballverein gehöre.
Der könnte ein solches Devisen-Konto am Fifa-Sitz benötigt haben, lautete eine Vermutung, die im Prozess geäußert wurde. Eine weitere besagt, dass dieses Konto 2008 oder 2009 „auf eine Einzelperson übertragen wurde“ – angeblich den Aufsichtsratsvorsitzenden dieses Vereins.
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Belege wurden dafür nicht gefunden und es spricht einiges dafür, dass hier lediglich der Inhalt des „Stern“-Artikels vom 17. Januar 2013 interpretiert wurde. Allerdings war das für die Münchner Fahnder Anlass genug, über eine Betriebsprüfung beim FC Bayern nachzudenken, um gegebenenfalls Unterlagen des Vontobel-Kontos sicherzustellen. Dazu kam es nicht, die Zuständigkeit wurde nach Rosenheim abgegeben.
Welche Rolle spielt der „Stern“?
Stern-Reporter Johannes Röhrig hat maßgeblich zum Aufdecken der Steuer-Affäre beigetragen. Sein Artikel über ein „geheimes Fußball-Konto in der Schweiz“ erschien im „Stern“ vom 17.Januar 2013 und war am 16. Januar online. Laut Aussage des Steuerfahnders Z., der Hoeneß bei der Selbstanzeige half, hatte der am Abend des 15.Januar einen „Vorwegabdruck“ des Röhrig-Artikels, in dem die Kontonummer mit dem Kürzel 40...A" und Nennung der Bank Vontobel stand. Hoeneß hatte sich am Morgen des 15.Januar mit Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der „Stern“-Chefredaktion, getroffen. Hoeneß sagte am Montag sie hätten im Berliner Café Einstein nicht über den Röhrig-Text geredet.
Auf AZ-Nachfrage stellt die „Stern“-Chefredaktion klar, dass Jörges Herrn Hoeneß keinen Abdruck ausgehändigt habe. Allerdings gehe der Stern jeweils am Dienstag „an einige Dutzend Empfänger vorab“ – etwa an Regierungsstellen oder andere Redaktionen. Auch Personen außerhalb der „Stern“-Redaktion konnten den Artikel da schon kennen. Wann Hoeneß von dem Artikel wusste, ist wichtig für die Frage, ob die Selbstanzeige zumindest strafmildernd ist.
So lief Tag 1 im Steuer-Prozess um Uli Hoeneß: Der Liveticker zum Nachlesen
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