"Uli Hoeneß gab mir 100 Mark cash"

Zum Finale schreibt Ex-Bayer McInally täglich in der AZ. Heute über sein Verhältnis zu Uli Hoeneß – und dessen besondere Vergütung für Kopfballtore.
Es ist immer wieder herrlich, immer wieder the same procedure: Wenn ich Uli Hoeneß treffe, kommt er auf mich zu und ruft ganz laut: „Mister McInally!“ Er betont jede Silbe, das freut ihn immer ganz besonders. Auch wenn Uli momentan ein wenig Trouble hat wegen dieser Steuergeschichte – er bleibt für mich ein Hero. Ich kann mich noch gut erinnern, wie er mich im Herbst 1989 zum ersten Mal in sein Haus eingeladen hat. Seine Frau Susi hat gekocht, die Kinder Florian und Sabine waren auch da. Und was gab es? Natürlich Weißwürste. Vor 12 Uhr! Das habe ich sofort gelernt. Er hat mich später immer gefragt: Alan, alles okay? Brauchst du irgendwas?
Hoeneß war wie ein Dad, wie ein Vater für mich. Er hat alles gemacht, als ich bei Bayern war. Uli war und ist ein großer Fan von Kopfball-Toren. Damals kam er zu mir und hat gesagt: „Junge, du bekommst von mir 100 Mark für jedes Kopfball-Tor“. Das war eine schöne, kleine Extra-Motivation für mich. Obwohl ich das gar nicht brauche, weil ich ein verdammt schlechter Verlierer bin. Heute noch.
Nach Spielen, in denen ich getroffen hatte, kam er sofort in die Kabine und hat mir die Kohle gegeben – cash. Ich war dumm. Ich hätte mehr einfordern sollen, im Spaß habe ich ihm gesagt: Nicht bei jedem Kopfballtor – bei jedem Ballkontakt! Ich bin doch ein Schotte! 100 Mark waren damals natürlich nicht schlecht, aber heute würde ich 500 Euro verlangen. Mein Pech war, dass ich nicht wirklich viele Kopfballtore erzielt habe in meiner ersten Saison bei Bayern. Zu wenige!
Aber ich brauchte diese Extra-Prämien eigentlich nicht. Als wir unter Trainer Heynckes im August 1989 im Pokal bei Eintracht Frankfurt gewannen, kam Uli nach der Partie in die Kabine und sagte: „Männer, heute gibt es 10<TH>000 Mark Extra-Prämie für Euch.“
Als ich in seinem Haus war, zeigte Uli mir alles und gab mir eine Nachbildung des WM-Pokals in die Hand, den er 1974 mit der Nationalelf gewonnen hatte. Da war ich völlig perplex. Ich, der kleine Junge aus Ayr im Südwesten von Schottland, durfte die WM-Trophäe von Uli Hoeneß in Händen halten. Ich habe fast geweint. Denn in England hatte man mit ihm eher seinen Elfmeter von 1976 in Erinnerung, den er im EM-Finale gegen die Tschechoslowakei weit übers Tor geballert hat. Mir war gar nicht bewusst, dass er Weltmeister war.
Eine andere Anekdote: Einmal waren wir irgendwo im Trainingslager im Süden, in den Bergen. Wir haben an einem Abend ein Barbecue gemacht, schön gegrillt und zusammengesessen. Plötzlich rief Uli mir vor allen zu: „Mister McInally, sing einen Song für uns.“ Ich meinte: No way! Sagte aber: „Gebt mir eine Gitarre und eine Flasche Champagner, dann mache ich es.“ Uli ging weg, kam wieder und hatte beides dabei.
Nun war ich dran. Was tun? Ich konnte „Diana“, den alten Schlager von Paul Anka mit der Zeile: Oh, please stay by me, Di-a-na! Ich nahm die Gitarre, sang und änderte den Refrain: „Oh please stay by me, Jupp Heyn-ckes!“ Die Jungs wurden crazy vor Lachen, alle haben gebrüllt.