Uli Hoeneß? Eine Frage des Vertrauens
Uli Hoeneß will die Mitglieder des FC Bayern Münchne über sein Schicksal entscheiden lassen – und die stehen bedingungslos zu ihm. Eine AZ-Umfrage.
München - Immer wieder standen sie auf, sie klatschten und johlten, sangen und brüllten. Am Ende holten sich mindestens 50 von ihnen auch noch ein Autogramm ab. Als er sich von seiner Wein-attacke erholt hatte, genoss auch Uli Hoeneß das Bad in der Menge. Ein Heimspiel war’s für ihn, eins zum Kraft tanken. Die Mitglieder des FC Bayern hatten ihrem Präsidenten ohne Frage eine triumphale Jahreshauptversammlung beschert. Ob Hoeneß Präsident und Aufsichtsratsboss bleiben darf, also Ober-Bayer, wird allerdings erst im März die bayrische Justiz entscheiden. Und selbst, wenn er straffrei davon kommt, will er seinen Präsidentenstatus per Vertrauensfrage in die Hände der Vereinsmitglieder legen.
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Wie die Tränen bei den Fans ankamen? Wie die Mitglieder votieren würden – für oder gegen Hoeneß? Die AZ hat sich an der Basis und in den Fanclubs umgehört.
Hansi Gehrlein („13 Höslwanger”): „Es ist wie in einer Familie: Wenn einer Mist baut, steht man zusammen. Nach diesem Abend kann man sich die Vertrauensfrage eigentlich sparen. Wir sind nicht die Justiz und nicht der Staat – bei uns wiegt das, was er für Verein und andere Menschen getan hat, seinen Fehler mehr als auf. In meinen Kopf geht es jedenfalls nicht rein, wenn Uli Hoeneß ins Gefängnis muss.”
Andreas Lippacher („Mia san Mia”): „Die Mitglieder würden nie gegen ihn stimmen. Wenn die Fans auch noch auf Hoeneß eindreschen würden, wären wir bei den Sechzigern! Ich sehe es aber schon kritisch und gehe davon aus, dass er verurteilt wird. Sollte es so kommen, wäre es das Schönste, wenn er von selbst zurücktritt. Alles andere wäre seiner Verdienste unwürdig.”
Bernd Hofmann („Nabburg/Oberpfalz”): „Ich war 40 Jahre Polizist. Ich weiß, was es heißt, jemanden zu beschuldigen. Keiner gehört verteufelt, weil er einen Fehler begangen hat. Ich habe gespürt, dass seine Tränen echt waren. Aber: Sollte es, was ihm keiner wünscht, zu einer Gefängnis-Strafe von über einem Jahr kommen, könnte er seine Posten nicht mehr ausüben.”
Markus Vogel (Ilmenau): „Die Vertrauensfrage ist die einzige Chance, die er hat. Ich hätte es an seiner Stelle genau so gemacht. Ich gehe stark davon aus, dass alle Mitglieder – wie ich – hinter ihm stehen werden. Aber: Vom Gefängnis aus kann man einen Verein wie den FC Bayern nicht führen. Dann hat auch ein Uli Hoeneß leider Pech gehabt. Das war nun einmal eine Straftat.”
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Gerhard Stadler („Floss e.V. 1988”): „Dass die Vertrauensfrage ziemlich eindeutig ausgehen wird, hat man am Applaus und den Gesten der Leute gesehen. Was man ja auch mal sagen muss: Mit solchen Kanonen wurde noch bei keinem geschossen. Das hat er nicht verdient! Ich würde auf jeden Fall für Uli stimmen.”
Mischa Jovanovic („Fanclub Hamburg”): „Wenn er ins Gefängnis muss, würde er den Vorsitz im Aufsichtsrat bestimmt von sich aus ablegen. Paul Breitner oder Oliver Kahn stünden ja bereit und könnten das Amt vorübergehend ausüben, bis Hoeneß zurückkommt. Aber bei einer Geld- oder Bewährungsstrafe soll er seine Ämter behalten dürfen.”
Matthäus „Hias” Hammerl (Kult-Fan, Mitglied bei den „Tölzer Bullen” und „Nassenfels”): „Ich stehe voll und ganz hinter Hoeneß, ohne ihn wären wir jetzt nicht der beste Verein der Welt! Es wäre undankbar, wenn auch nur ein Mitglied ihm nicht die Treue halten würde. Das Vertrauen steht ihm einfach zu! Wer damit nicht einverstanden ist, der soll zu mir kommen!”
