Uli Hoeneß: "Das hat mein Leben total verändert"

Am Donnerstag wird der Bayern-Präsident Uli Hoeneß 60 Jahre alt. In Teil drei der AZ-Serie geht es um seine Zeit als Manager.
Patrick Strasser |
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München - Da saß Hoeneß dann am Schreibtisch seines Büros an der Säbener Straße, an seinem ersten Arbeitstag, am 1. Mai 1979. Graues Sakko, hellblaues Hemd. Etwas hilflos und allein gelassen. Eine Einarbeitung hatte es nicht gegeben, auch nicht von Robert Schwan, seinem Vorgänger. Learning by doing, das war das Prinzip.

Hoeneß hatte sich auf dem Weg ins Büro einen Notizblock unter den Arm geklemmt, und los ging’s. Doch was sollte er eigentlich tun? Was sollte er seiner Sekretärin zu tun geben? Schwan hatte sein Büro nahezu komplett ausgeräumt, Hoeneß arbeitete an einem eher popeligen weißen Schreibtisch, vor sich ein Stapel weißes Papier, daneben einer dieser mausgrauen Telefonapparate mit Wählscheibe. Alles in Weiß, unberührt, unschuldig. „Dann habe ich mit drei, vier Leuten zwei Stunden rumtelefoniert und bin wieder heimgefahren.”

Mit 27 plötzlich Manager nach einem halben Jahr Intermezzo als Profi beim 1. FC Nürnberg. 30 Jahre später sollte Hoeneß sagen: „Für mich war es eine Erlösung, als der Anruf aus München kam, weil klar war, dass ich mit meinem lädierten Knie die Karriere nicht mehr hätte fortsetzen können. Das hat mein Leben total verändert.”

Als Hoeneß sein neues Berufsleben startete, machte der Verein zwölf Millionen DM Umsatz, der Schuldenstand betrug sieben Millionen DM. Zum Vergleich: In der letzten Saison 2010/11 machte die FC Bayern AG 328 Millionen Euro Umsatz.

Mit Jupp Heynckes, den er im Sommer 2011 zum dritten Mal als Trainer an die Säbener Straße holt und Ex-Profi Mehmet Scholl, ab Juli 2012 erneut Coach der Zweiten Mannschaft, findet Hoeneß im Laufe seiner 30 Jahre als Manager wahre Freunde. Auch Konflikte prägen seinen Werdegang. In den 80er-Jahren, besonders in den Auseinandersetzungen mit dem damaligen Kölner Trainer Christoph Daum sowie Anfeindungen mit Werder Bremens Manager Willi Lemke, war sein Bild als „Abteilung Attacke” geboren. Doch weil er sein Herz auf der Zunge trägt und so schlecht Antipathie herunterschlucken kann, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt, muss er den Aufklärer spielen. Sich selbst gab Hoeneß, als er seinen zweiten Vornamen „Abteilung Attacke” nicht mehr hören konnte, daher das neue Prädikat „Abteilung Wahrheit”.

Anfang Oktober 2000 bringt ein Satz in einem Abendzeitung-Artikel die Daum-Affäre ins Rollen. „Wenn das alles Fakt ist, worüber geschrieben wurde, auch unwidersprochen über den verschnupften Daum, dann kann er nicht Bundestrainer werden.” Daum weist die Drogenvorwürfe empört zurück, stellt gegen Uli Hoeneß Strafanzeige. Für ihn und seine Frau Susi folgen wegen all der Anfeindungen die schwersten Momente der Karriere. Ein Drogentest bei Daum in Form einer Haaranalyse ergibt: positiv.

Genugtuung verspürt Hoeneß kaum. Nur Erleichterung,. Wie 2001 nach dem Champions-League-Triumph in Mailand im Elfmeterschießen gegen Valencia. Zwei Jahre hatten Hoeneß und der Verein mit der Schmach von Barcelona ’99, dem Sekunden-Tod in der Nachspielzeit, dem 1:2 gegen Manchester United leben müssen. Der Pott war nach 25 Jahren wieder in München. Der i-Tüpfelchen-Lebenstraum-Karrierehöhepunkt des Uli H. könnte am 19. Mai 2012 folgen. Die Krönung im Finale zu Fröttmaning. Seine Stadion, sein Stadion, seine Mannschaft– und sein Pokal?

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