Uli Hoeneß: Angriffe aus dem Unruhestand
Als Bayern-Präsident nur ein bisschen zu repräsentieren, das reicht Uli Hoeneß nicht. Er will DFL-Chef werden, die Löwen aus der Arena schaffen – und hat noch viele weitere Pläne
MÜNCHENEs ist ja nicht so, dass Uli Hoeneß sich seit dem 27. November 2009 massiv gelangweilt hätte. Hoeneß hat schnell Gefallen gefunden am Repräsentieren, seit er bei der Jahreshauptversammlung seine Manager-Geschäfte endgültig an Christian Nerlinger übergeben hat und zum Präsidenten des FC Bayern gewählt wurde. Er kann nun Dinge tun, die ihm wichtig sind, Dinge fürs Herz. Etwa die vielen Anfragen aus der Wirtschaft für Vorträge annehmen – nicht nur wegen der fünfstelligen Beträge, die er dafür kassieren und an wohltätige „FC Bayern-Hilfe“ weitergeben kann. Früher fehlte dafür Zeit.
Auch dass er mit falschem Schnäuzer für seine Würstlsemmeln wirbt, wäre vor einem Jahr kaum denkbar gewesen. Seit ein paar Wochen verkauft McDonalds Hoeneß’ Nürnberger im Weckla. Mit großem Erfolg. Hoeneß hat sich eingerichtet in seinem neuen Leben. Und funkt neuerdings auf immer mehr Kanälen.
DER DFL-
VORSTOSS
Am 18. August will sich Hoeneß zum DFL-Boss wählen lassen und Reinhard Rauball (Borussia Dortmund) ablösen. Hoeneß’ Kandidatur ist überraschend, entspricht aber seinem Selbstverständnis: „Wir bei Bayern haben auch damit spekuliert, niemanden mehr zur DFL hinzuschicken. Aber dann haben wir gesagt: Nein, das wäre nicht gut für die Liga, auch für Bayern nicht. Deswegen habe ich gesagt: Gut, wenn ich dort antrete, dann sollte ich ganz oben antreten“, erklärte er.
Und so versprach Hoeneß via „Bild am Sonntag“ schon mehr Geld für alle – vor allem für die kleinen Klubs: „Wenn ich gewählt werde, wird es allen besser gehen. Vor allem die 2. Liga würde von mir sehr stark profitieren, weil ich dazu beitragen würde, dass mehr Geld akquiriert wird. Dann kann man den Kleinen mehr Geld geben, ohne es den Großen wegzunehmen.“
Außerdem: „Ich bin viel näher an den Leuten dran. Meine Nähe würde Probleme schon im Ansatz ersticken“, sagte er dem „Merkur“: „Ich glaube, wir hätten jetzt nicht die Problematik mit der Vertragsverlängerung von Löws Team, hätte ich diese Position schon innegehabt.“
DER AUSZUG DER LÖWEN
Hoeneß hätte die Allianz Arena gern allein für seinen FC Bayern – und wartet auf einen Vorschlag der 1860-Führung, um die leidige Stadion-Problematik endlich zu erledigen. „Bayern ist bereit, den TSV 1860 aus dem Stadion-Vertrag zu entlassen“, sagt er im „Merkur“. Er mache er sich Sorgen um 1860: „Vor ein paar Jahren war noch viel mehr Substanz in diesem Verein. Jetzt haben die nichts mehr. Man kann einem nackten Mann nicht in die Tasche greifen.“ Für ihn ist klar: Die Beziehung zwischen Bayern und Löwen ist die zwischen Gönner und Bittsteller.
DIE BASKETBALL–OFFENSIVE
Noch so ein ehrgeiziges Projekt, das Hoeneß als Chefsache betrachtet. Er kümmert sich um neue Sponsoren, damit Bayerns Zweitliga-Basketballer um Startrainer Dirk Bauermann aufsteigen können. Schon in der kommenden Saison wünscht sich Hoeneß 4000 Zuschauer und mehr in der Olympia-Eishalle (so viel lockt nicht mal Eishockey-Pokalsieger EHC München dorthin). Und ist der Aufstieg erst geschafft, will sich Hoeneß auch bei der BBL noch bessere TV-Verträge kümmern: „Wir halten nichts davon, Rechte umsonst abzugeben. Wenn wir aufsteigen, werden wir alles tun, dass sich diese Situation ändert.“
Hoeneß hat ja als Schüler selbst Basketball gespielt: „Ich war ziemlich ballsicher, sprungstark und – wie später auch im Fußball – recht schnell.“ Die geborene Abteilung Attacke eben. fil