Überflieger Adler – so landet er bei Bayern

Mit seiner grandiosen Leistung gegen Russland dürfte sich der Leverkusener die Nummer 1 auch für die WM gesichert haben. Und dann kann René Adler gleich Nachfolger von Jörg Butt (36) werden.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

MOSKAU - Mit seiner grandiosen Leistung gegen Russland dürfte sich der Leverkusener die Nummer 1 auch für die WM gesichert haben. Und dann kann René Adler gleich Nachfolger von Jörg Butt (36) werden.

René Adler machte ein paar Schritte aus seinem Tor, spazierte aus dem Strafraum Richtung Mittellinie. Wie das als Torhüter so üblich ist, wenn die eigene Mannschaft weit vorne um den Ball kämpft. Und dann war Schluss. Abpfiff. 1:0 in Russland gewonnen. Die deutschen Ersatzspieler stürmten den Platz, warfen ihre Trainingsjacken in die Luft, im Betreuerteam fiel man sich gegenseitig um den Hals. Ziel erreicht, willkommen in Südafrika.

Da war Adler noch im Tunnel.

Im Gedanken-Tunnel. Ohne eine Regung spazierte er in seiner Hälfte. Keine Faust, kein Jubel, nichts. „Ich war so konzentriert und auf das Spiel fokussiert, habe nur auf den Ball geschaut", erzählte der 24-Jährige später, „ich dachte, es gibt Freistoß. Es hat ein paar Sekunden gedauert bis ich kapiert habe: Das war's. Ende. Aus. Wir sind durch!“

Adler war so überwältigt von diesem Spiel, dass er den schönsten Moment schlicht verpasste. Seine besten Momente der Partie wird er sich noch häufig in Best-of-Zusammenschnitten anschauen können. Bystrow, Arschawin, Semshow – sie alle scheiterten am Leverkusener.

„René hat beim Stand von 0:0 einen entscheidenden Ball gehalten", sagte Kapitän Michael Ballack und bemerkte: „Mit so einer Aktion lenkst du ein Spiel in die richtige Bahn - das war schon sehr wichtig für uns."

Adler flog und flog, das Raunen der russischen Fans war ein Mix aus Wut und Respekt. Sein erst siebtes Länderspiel war sein stärkstes und das „emotionalste Match meiner Karriere – weil die Anspannung vorher so groß war", wie er sagte. Was ihm auch eine Stunde nach Spielschluss in den Katakomben des Luzhniki-Stadions noch anzumerken war. Adler sprach schnell, hektisch. Das Glück in Worten: „Das sind die Spiele, für die man als Fußballer das ganze Jahr arbeitet. Bei solch großen Duellen bin ich früher als Kind mit offenem Mund vor dem Fernseher gesessen und habe geträumt, da einmal selbst dabei zu sein." Adler schwärmte: „In so einem Kessel zu gewinnen, ist toll."

Dabei war die Partie für Adler ein Glücksfall. Bundestrainer Joachim Löw hatte sich bereits festgelegt, dass Robert Enke (Hannover) die letzten WM-Qualifikationsspiele bestreitet – womit er seinen Status als Nummer eins für Südafrika vorgebucht hatte. Nun dürfte Adler der WM-Torhüter sein, auch wenn sich der Trainerstab noch nicht festlegen will. „René hat überragend gehalten, war unser absoluter Rückhalt", sagte Torwartcoach Andreas Köpke. Die Rückfrage kam prompt: Ist die Torwartfrage nun geklärt? Köpke: „Für heute: ja. Wir werden sehen." Doch im Grunde kann Löw nicht mehr anders. Bitter für Enke, Manuel Neuer (Schalke), der in Moskau Reserve-Torhüter war, und Tim Wiese (Bremen), für den lediglich ein Tribünenplatz reserviert war.

Mit dem Spiel in Moskau hat Adler eine doppelte Bewerbung eingereicht. Erstens als WM-Keeper, zweitens beim FC Bayern. Zwar hatte man sich vor der Saison um Neuer bemüht, doch die Schalker waren stur geblieben, ließen den Publikumsliebling nicht ziehen. Trainermanager Felix Magath hatte sein Veto eingelegt. Nach der Absage, die auch von Seiten Neuers deutlich ausfiel und den Münchner Bossen gar nicht schmeckte, könnten sich die Bayern in ihren Bemühungen nun auf Adler konzentrieren - es hat Tradition, dass man nach Maiers und Kahns Zeiten den besten deutschen Keeper in den eigenen Reihen haben möchte. Außerdem wird man kommenden Sommer wohl nicht mehr mit Jörg Butt, immerhin schon 36, in die Saison gehen.

Der Vertrag von Adler läuft bis 2012. Womöglich überlassen die Bayern den Leverkusenern ja Leihspieler Toni Kroos. Und so stur wie Magath ist Hoeneß-Kumpel Jupp Heynckes sowieso nicht.

Patrick Strasser

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.