Tuchels Treffen mit der Vergangenheit: Lädierter Fuß als gutes Omen für das letzte große Ziel beim FC Bayern

München - Das Wichtigste vorab: Thomas Tuchel wird im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker) zur Verfügung stehen. Der Trainer des FC Bayern kam zum Pressegespräch am Freitagmittag mit einem Spezialschuh am rechten Fuß, nachdem er sich in der emotionalen Mannschaftsbesprechung vor dem Lazio-Spiel unter der Woche (3:0) bei einem Tritt gegen eine Tür den großen Zeh gebrochen hatte. "Ich bin mobiler, als ich erwartet habe", sagte Tuchel mit einem Schmunzeln. Schon beim Abschlusstraining werde er dabei sein können, "aber keine Pässe spielen".
Thomas Tuchel: Mit verletztem Fuß erreichte er schon das Champions-League-Finale
Besser so, die Gesundheit geht vor. Und wer weiß: Vielleicht wird Tuchels Malheur am Ende sogar zu einem guten Omen für die Münchner.
Rückblick. Der August 2020, das Finale der Champions League in Lissabon. Tuchel sitzt damals noch auf der Trainerbank von Paris Saint-Germain, er verliert die Partie mit seinem Team 0:1 gegen Bayern. Und er ist ähnlich wie heute gehandicapt. Nach einem Mittelfußbruch im Training muss Tuchel einen orthopädischen Schuh tragen, er humpelt an der Seitenlinie. Ob der lädierte Tuchel in dieser Spielzeit erneut das Endspiel der Königsklasse erreicht? Dieses Szenario würden alle Bayern-Beteiligten unterschreiben.
Bei Mainz 05 begann für Tuchel seine Karriere als Profitrainer
Doch zunächst liegt der Fokus auf Mainz, Tuchels Ex-Klub, bei dem der Coach von 2008 bis 2014 äußerst erfolgreich tätig war. "Wir müssen gewinnen, gewinnen, gewinnen", sagte Tuchel mit Blick auf den Zehn-Punkte-Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen: "Wir haben es auf keinen Fall mehr in der eigenen Hand, Leverkusen spürt nicht den unmittelbaren Atem von uns, daran sind wir selbst Schuld. Es geht für uns darum, stabil zu werden." Nicht zuletzt fürs Viertelfinale in der die Champions League (9. bis 17. April).
Das Aufeinandertreffen mit Mainz ist für Tuchel gleichbedeutend mit einer Zeitreise, ein Wiedersehen mit dem Klub, bei dem sein Weg im Profifußball begann. Nach Stationen im Jugendbereich beim VfB Stuttgart, dem FC Augsburg und der Mainzer U19 wurde Tuchel 2009 zum Cheftrainer der 05er befördert. Es passte sofort zwischen beiden Parteien, Tuchels Team begeisterte mit offensiven Fußball, er hielt Mainz fünfmal in Folge in der Bundesliga. Und machte sich für größere Klubs interessant.
Thomas Tuchel genießt exzellenten Ruf – favorisiertes Ziel ist England
Borussia Dortmund (2015 bis 2017 inklusive DFB-Pokal-Triumph), Paris Saint-Germain (2018 bis 2020, zwei französische Meisterschaften, ein Pokalsieg) und der FC Chelsea (Januar 2021 bis September 2022 inklusive Champions-League-Sieg) waren die weiteren Stationen, ehe sich Tuchel Ende März 2023 dem FC Bayern anschloss. Die Meisterschaft in der Vorsaison steht bislang als einziger Titel in seiner Bilanz, in der Champions League möchte Tuchel noch einmal nachlegen. Und dann?
Der Coach könnte München als großer Champion verlassen, wenn es Bayern tatsächlich ins Finale in Wembley am 1. Juni schafft und dort triumphiert. Und selbst wenn nicht, wird sich Tuchel anschließend einen Topklub aussuchen können, sein Ruf im internationalen Fußball ist weiter exzellent.
Beim FC Barcelona wurde er zuletzt schon gehandelt, Cheftrainer Xavi hört bekanntlich im Sommer bei den Katalanen auf. Doch wie man rund um die Säbener Straße hört, zieht es Tuchel wohl eher zurück nach England, in die Premier League. Manchester United und Tuchels Ex-Klub Chelsea gelten als besonders interessiert, außerdem wird der Posten beim FC Liverpool frei, Jürgen Klopp macht Schluss. Es mangelt Tuchel also ganz sicher nicht an Optionen.
FC Bayern: Option Sebastian Hoeneß ist vom Markt
Und dem FC Bayern? Seit Freitag können die Münchner zumindest den ersten möglichen Tuchel-Nachfolger von ihrer Liste streichen: Sebastian Hoeneß, der Erfolgscoach des VfB Stuttgart, hat seinen Vertrag bei den Schwaben vorzeitig bis 2027 verlängert.
Hoeneß wurde zuletzt bei Bayern gehandelt, auch wenn er nach AZ-Informationen nicht zu den Topkandidaten zählte. Favorit ist weiter Leverkusens Xabi Alonso, die Münchner Bosse sehen in ihm die ideale Lösung. Doch bis zu einer Entscheidung könnte es noch dauern. Auch Liverpool buhlt um Alonso, zudem ist eine weitere Saison in Leverkusen denkbar. Tuchel wird sich das alles entspannt aus der Ferne anschauen.